Joseph Bergmann. Beiträge zu einer kritischen Geschichte Vorarlbergs
nossen fordern aus Bendern am 16. Februar schriftlich ') die Walgauer auf, sich zu ergeben und von ihnen
Schutz und Schirm vor aller bösen Gewalt zu nehmen ; widrigenfalls würden sie mit Hülfe des Allmäch-
tigen an Leib und Gut geschädigt und ihre Landschaft verheert und verbrannt, desgleichen die zu Maien-
feld Gefangenen mit dem Schwerte hingerichtet werden. So schreiben auch dieselben Eidgenossen vom
Eschnerberge am 17. Februar an Ammann, Rath und Bürger der Stadt Feldkirch: dass sie deren Schreiben
wegen der zu Maienfeld Gefangenen vernommen haben, und fügen zu wissen bei, dass, so fern der Walgau
(zu dessen vorderem Theile Feldkirch gehört) huldiget und schwört, es ohne merkliches Entgelt davon
komme; wenn nicht, würden sie mit ihm handeln wie sich gebührt. Sie fordern weiter diese auf, Stadt und
Schloss zu ihren Handen zu übergeben; wenn nicht, so würden sie aus allen Kräften Land und Leute bis
in Grund schätzen und schädigen. Schon am 17. Februar waren sechs Banner der Eidgenossen zu Rank-
weil, schlugen sich daselbst mit ihren Gegnern und wollten sie im Vereine mit einem Zuzuge von St.
Gallern und Appenzellern am 19. angreifen (Zellweger Nr. DCVIII). Nach Nr. DCIX, riefen die Hauptleute
und Räthe des schwäbischen Bundes zu Konstanz am 20. Februar denselben um Hülfe gegen die Eidge-
nossen an, da diese der königlichen Majestät Landschaft im Walgau an sich gebracht und sich vor Feld-
kirch geschlagen haben, und nun viele Grafen, Herren, Ritter, Knechte und städtische Bundesverwandte
darin belagern und ihnen die Zufuhr abschneiden. Die Eidgenossen gedächten mit einer merklichen Heeres-
kraft einerseits den Hegau zu überziehen, andererseits von Feldkirch herab zu rücken und Bregenz zu
nehmen, und so Meister des See’s und dem ganzen Schwabenlande gefährlich und verderblich zu werden.
Wenn sie stark genug seien, so wollen sie sich in vierzehn Tagen mit dem Feinde schlagen, ihre
Belagerten in Feldkirch entschütten und mit Gottes Hülfe den Krieg zu ihrem und ihrer Nachkommen Besten
zu Ende führen. Die Verbündeten mögen mit aller Macht zu Ross und zu Fuss, mit Büchsen und allem
nöthigen Kriegszeug unverzüglich nach Ravensburg ziehen, und jeder soll die Seinigen mit Lieferung
auf acht Tage im Felde versehen.
Während die langsamen Hauptleute und unschlüssigen Räthe des vielgliederigen Schwabens sich
über die künftigen Unternehmungen beriethen, rückten am 19. Februar die Eidgenossen von Rankweil
schnell ins Unterland gen Hard, wo sich auf der Ebene etwa 10,000 Mann des schwäbischen Bundes
zum Schutze von Bregenz und zum möglichen Vorrücken und Entsatze von Feldkirch gelagert hatten.
Etwa 1200 Mann derselben wurden nach St. Johann Höchst beordert, die Schweizer zu beobachten und
Rheineeck zu bedrohen. Der St. Gallisch-Rheinthalische Grenzcordon, 250 Mann aus dem Wileramte und
von 100 Wallisern verstärkt, setzte über den Rhein, griff vereint mit der Hauptmacht der Ihrigen am
20. Februar das grösstentheils ungeübte Kriegsvolk muthig an, erstürmte der Schwaben übel bedientes
Geschütz, und nach dessen fünftem Schuss auch das Lager, tödtete bei 3000 Mann, die entweder erstochen
oder in den See und die Wassergräben gejagt wurden. Nur die Reiterei und die einbrechende Nacht ver-
hinderten das Vordringen der Eidgenossen gen Bregenz. Ein Theil der Sieger machte einen Streifzug in
den Bregenzerwald, dessen Bewohner mit einer Brandschatzung von 2800 Gulden, woran ihnen
600 fl. nachgelassen wurden, sich loskaufen mussten.
Über die mit dieser Schlacht — der ersten im blutigen, und alles Land von Meran bis Basel ver-
heerenden Schwabenkriege — gleichzeitigen Begebenheiten im innern Walgau gibt uns klaren Aufschluss
ein Schreiben ?) der Walgauer an K. Maximilian , in welchem sie denselben um Verzeihung wegen ihres
Benehmens in diesem Kriege bitten. Sie berichten, wodurch auch die obige Angabe bestätiget wird,
nämlich: Als der königlichen Majestät Hauptleute, die in Balzers gestanden, nach Erstürmung der Lucien-
steig und der Letzin auch Maienfeld eingenommen hatten. habe man das Städtchen mit ihren Knechten
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1) Diese beiden Aufforderungen sind in Zellweger’s Urkunden-Sammlung Nr. DCVI und DCVII, abgedruckt.
2?) Aus dem Archive zu Bludenz copirt und mitgetheilt in Zellweger’s Urkunden Nr. DCXIII, Leider ohne Angabe des Datums; wohl aus
dem J. 1499 und vor dem Basler Frieden.