Volltext: Beiträge zu einer kritischen Geschichte Vorarlbergs und der angrenzenden Gebiete besonders in der ältesten und älteren Zeit

Joseph Bergmann. Beiträge zu einer kritischen Geschichte Vorarlbergs 
Laut Nr. XIIL, gelobten Ammann und Rath am 24. December desselben Jahres für sich und ihre 
Nachkommen auf Rudolf’s Absterben dem Herzog und dessen Erben gehorsam und gewärtig zu sein, doch 
mit der Bedingung, dass sie und ihre Nachkommen bei den Rudolfinischen Freiheiten ungefährdet ver- 
bleiben sollen; ja sie geloben wieder am 1. April 1385 nach Nr. XIV, eventuel demselben Herzoge Gehor- 
sam, und zwei Tage später kraft Urkunde Nr. XV, hefiehlt der Graf, dass seine Besitzungen nach seinem 
Tode, möge er Leibeserben hinterlassen oder nicht, von Niemanden beirrt an Öster- 
reich fallen, und dass bei seinen Lebzeiten die Feste und die Stadt zu Feldkirch und andere dazu gehö- 
rige Festen den Herzogen von Österreich zu allen ihren Nothdurften offen sein und warten sollen. Als 
Herzog Leopold am heissen Tage (9. Juli 1386) zu Sempach mit den Seinigen heldenmüthig in den Tod 
gegangen war, gelobten die Feldkircher am 5. December 1387. eventuel auch dessen Bruder Albrecht II., 
seinen Vettern (den Herzogen Wilhelm, Leopold IV. und ihren Geschwistern) und Erben Gehorsam. 
(Nr. XVI, bei Chmel 1, 205.) 
Graf Rudolf, seinen Feldkirchern unwandelbar wohlgesinnt, liess auch nach dem schönen Geschenke 
dieses Freiheitsbriefes nicht ab, für ihr künftiges Wohl und Gedeihen zu sorgen, und zwar: @) durch den 
Verkauf der Waldung mit Wunn und Weide zwischen Tosters, Novels und Gisingen an die Bürger und 
die Stadt um siebenzig Gulden am 13. August 1377; d) durch den Verkauf des Samina-Thales und 
Waldes um hundert Goldgulden, mit Ausnahme des Wildbannes und der Fischenz, an die Stadt am 
8. Juni 1378; c) durch Erbauung der Vorstadt, d. i. jener Gassen, die von der Metzge bis zur MI 
sich hinziehen, wozu die Bürger 130 Pfund Pfenninge zu einem Anfange beisteuerten. Er war der Baumeister, 
indem er den Grundriss angab, und feierte während dieses Baues mit seinen Bürgern ein dreitägiges Oster- 
spiel auf dem Kirchhofe bei St. Nikolai Pfarrkirche, das 500 Gulden gekostet. haben soll. d) Durch 
Erbauung einer Kapelle zu Ehren des h.Kreuzes vor der Illbrücke, daher der Ort Heiligenkreuz 
heisst. e) Schenkt Rudolf, ddo. Feldkirch am 29. Juli 1378, dem Domkapitel zu Chur das Patronatsrecht 
der Pfarrkirchen zu Rankweil und Götzis *). f) Stiftet und dotirt er das Kloster Valduna bei Rankweil, mit 
Beihülfe Marquard’s von Degersee, eines vermöglichen Kaufherrn aus Brixen. Er schenkt am 23. Juni 1388 
sein Haus sammt Hofstattund Garten im dortigen Walde demselben Bruder Marquard und seinen Nachfolgern, 
die daselbst ein einsiedlerisches Leben führen, und erlauht, dass wenn sich keine Brüder mehr finden soll- 
ten, auch Schwestern unter denselben Bedingungen dort einsiedlerisch leben dürfen, voraus das Frauen- 
kloster St. Clarä-Ordens zu Valduna entstanden ist. 
Er war ein grosser Freund seiner Bürger und der muntern Jugend, an deren Spielen er sich erfreute. 
So lud er nach je drei Jahren die Knaben der ganzen Landschaft nach Feldkirch auf die alte Fastnacht, 
und liess ihnen auf offener Gasse in der Neustadt genug Hirse und jedem ein Butschellen (Laibchen) Brot 
geben. Sie mussten mit hölzernen Wehren, Fähnlein und Spielleuten in kriegerischer Haltung aufziehen. 
Auch später wurde vom ehrsamen Rathe der Stadt dieses Fastnachtspiel fortgesetzt und gehalten; zum 
letzten Male im Jahre 1539. Es war gleichsam eine Musterung der heranwachsenden Landjugend, zu der 
über 2200 Knaben nach der Stadt gezogen sein sollen, denen für eilf. Pfenning Brot vertheilt und Hirse, 
in dreizehn grossen Kesseln gekocht, vorgesetzt wurde. Auch stiftete er seinen Bürgern jährlich einen 
Ochsen als Preis für das Armbrustschiessen. 
Die Bürgerschaft wählte im Jahre 1382 mit des Grafen Genehmigung ihren ersten Stadtam- 
mann in der Person des Hanns Stöckli, der im Treffen am Stoss den 17. Juni 1405 mit dem öster- 
reichischen Vogte zu Feldkirch, Sigmund von Schländersberg. Goswin und Wilhelm von Ems ete. fiel, wie 
auch einen grossen und kleinen Rath. 
Graf Rudolf V., Feldkirchs grosser und unvergessener Wohlthäter, starb auf dem Heimweg von Kon- 
stanz in seiner Feste Fussach in der Mitte November 1390. nach von Vanotti S. 90. am 13. November. 
1) Die Urkunde ist in Ch me1l’s öster. Geschichtsforscher. Bd II, S. 40, Nr. XXI, abgedruckt.
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.