Volltext: Beiträge zu einer kritischen Geschichte Vorarlbergs und der angrenzenden Gebiete besonders in der ältesten und älteren Zeit

und der angrenzenden Gebiete, besonders in der ältesten und älteren Zeit. 
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einem Treffen bei Bregenz oder im rhätischen Gebirge *), noch von einem Zuge durch das Thurgau 
finden konnte. 
Das Unbestimmte, Dunkle des Ortes, liegt im Ausdrucke in Ruodolfi Fuldensis Annal. bei Pertz 1., 
362 (ef. pag. 437), wo es heisst: — Hludowico per nuntios Karoli ad auxilium vocato et per Alaman- 
niam iter facienti, comites quos Hlotharius tutores partium suarum dimiserat , in Retiense occurrunt 
cum exercitu: ortoque proelio Adalbertus, comes et incentor discordiarum, occiditur et cum eo 
innumerabilis hominum multitudo prosternitur IM. Idus Mai (nämlich 841). Nach Pertz und Stälin 
in seiner elassischen Geschichte von Wirtemberg I, 256, war das Schlachtfeld im Riess im Nordgau. 
Dies ist meines Erachtens um so mehr anzunehmen, da Lothar zu Anfang Aprils bei Worms mit seinem 
Heere im Stillen den Rhein übersetzt und Ludwigen zum Rückzuge nach Baiern gezwungen hatte. Jener 
stellte auf dieser Seite treue Hüter .und kehrte seın Hauptmerk und seine Macht gegen Karl, der sich an 
der Maas lagerte. Inzwischen wurde am 13. Mai diese für Lothar unglückliche Schlacht, nach den beider- 
seitigen Stellungen eher im Riess ”) als bei Bregenz und in Churrhätien geliefert, in der Graf A dal- 
bert, der Anhetzer und Nährer der unbrüderlichen Zwietracht, verdienter Weise geblieben ist. Wer ist 
aber dieser Graf Adalbert gewesen, über den uns Stälin und Pertz nichts Näheres sagen? Er war nicht 
Adalbert, Hunfried’s Sohn, der ja nach den Schänniser Überlieferungen im J. 846 gestorben ist, sondern 
Graf Adalbert von Metz, der die austrasischen Scharen führte °). Dass nicht auch im südlichen 
Alemannien Gefechte, vielleicht unter Anführung unsers Thurgauer Grafen Adalbert, vorgefallen, kann und 
will ich nicht in Abrede stellen; doch der grössere Schlag ward sicherlich im Riess und durch ihn der 
siegreiche Ludwig über den Rhein geführt. Einige Wochen später, am 25. Juni, wurde bei Fontenaille der 
Heerbann aller Völker, die ihr gewaltiger Grossvater beherrscht hatte, in zwei Hauptmassen — die romani- 
sche und germanische — getheilt und die blutige Entscheidungsschlacht geliefert, die am 11. August 843 
den berühmten Frieden zu Verdun herbeiführte, welcher das Reich in drei Theile schied und Deutschland 
auf immer von Frankreich trennte. Nach der gewöhnlichen Annahme erhielt Ludwig durch diese Theilung 
auch Alemannien mit Churrhätien; jedoch (sagt von Arx I, 66) ist es gewiss, dass Rhätien zu Italien 
gerechnet wurde und jetzt nicht Ludwig den Deutschen, sondern den Kaiser Lothar, der in Italien König 
war, als seinen Oberherrn anerkannte. Auch Stälin I, 257, sagt, dass Lothar namentlich auch das Elsass, 
ausserdem Italien einschliesslich Rhätiens bekommen habe. Dass Lothar vor der Theilung Maje- 
stätsrechte über Chur ausgeübt habe, beweisen z. B. die Vergabungen an den Bischof ddo. Thionville am 
17. Oetober 841 *) und ddo. Gondreville am 21. Jänner 843. In den Verbrüderungsurkunden von 846 und 
865 zwischen den Klöstern St. Gallen, Rheinau, Schinen (unterhalb Reichenau am Bodensee), Kempten 
Disentis und Bobbio in Neugart Cod. diplom. Nr. CCCXVI und bei Mohr Nr. 27 heisst es nur regnante 
Hludovico, obgleich Bobbio (unweit Pavia) unbezweifelt und nach obiger Annahme auch Disentis zu 
Lothar’s Reich gehörte. Wahrscheinlich ist diese Verbrüderung von den deutschen Klöstern auf deutschem 
Boden geschlossen worden. Die für Bischof Esso zu Chur ddo. 12. Juni 849 und 2. Juni 857 vom König 
Ludwig ausgestellten Urkunden *) bezeugen, dass wenigstens sehr bald Churrhätien an diesen gekommen 
ist. Von Lothar finde ich keine nach 843 für Churrhätien ausgestellte Urkunde. 
Zum letzten Male finden wir Adalbert in einer Urkunde vom Jahre 844 (bei Neugart I, Nr. CCCVII), 
die eine Schenkung im Dorfe Lauchringen im Kleggau“) an das Kloster Rheinau betrifft, und in der 
es heisst: „Zn comitatu Adelberti.” 
1) David Nüscheler’s Geschichte des Schweizerlandes. Hamburg 1842. I. 138. 
„In Rhetiense” scheint wohl das Riess zu bezeichnen, für Rhätien sagte man besser in Rhaetico, oder in Rhaefia Curiensi, 
Nithart nennt ihn Metensıum comes et Dux Austrasiorum, Pertz II, 659 und 660. — Der gleiche Name Adalbert und der Ausdruck in 
Retiense mochten Herrn von Arx und Andere irregeleitet haben. 
‘“, Eichhorn, Cod. probat. Nr. X und XI; von Mohr, Cod. diplom, Nr. 24 (wo irrig 7. statt 17. October steht) und Nr. 26. 
Mohr, Cod. diplom. Nr. 28 und 29. 
) Der Kleggau liegt zwischen dem Hegau und dem schwarzwaldischen Albgau, 
Denkschriften der philos.-histor. Cl. IV. Bd. 
WA
	        

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