Joseph Bergmann. Beiträge zu einer kritischen Geschichte Vorarlbergs
Meister im Colonisiren, Verwalten und Beschützen ihrer Angehörigen waren die Römer. Der Fremde,
zum Römer geworden, gewann nicht nur an Freiheit, sondern auch an Sicherheit und Ruhm. Umpge-
kehrt war der Zustand, als Rhätien für die Römer verloren ging. Die Germanen, zu denen wir die Ale-
mannen und wohl auch das Mischlingsvolk der Boier oder Bojoaren zählen, vereinten sich in den fol-
genden Jahrhunderten in grössere Genossenschaften und Bünde gegen die vielfach gespaltenen, getrenn-
ten Römer, und siegten in ihrer ungestümen und unwiderstehlichen Naturkraft über die entarteten
Feinde, ein genusslüsternes und hinsiechendes Geschlecht , und über die für Rom’s Glanz und Grösse
gleichgültigen und alle‘ Geldmittel verschlingenden Söldnerscharen. Hiedurch wird der Verfall und Unter-
gang der römischen Weltherrschaft erklärlich.
Sieg der Römer auf der Ebene zwischen Hohenems und dem Rheine. — Hier fochten die Römer
unter Arbetio im Herbste 355 n. Christus gegen die Lentienser. Letztere über eine römische Vorhut, die
sie aus einem Verstecke anfielen, erst siegreich, forderten voll wilddrohenden Übermuthes den Feind zum
Kampfe heraus, wurden aber theils zusammengehauen, theils in die Flucht gejagt. Siehe meine ausführ-
licheren Mittheilungen nach Ammianus Marcellinus Lib. XV, Cap. 4, in dem von der kais. Akademie her-
ausgegebenen Archive für Kunde österr. Geschichts-Quellen, Wien 1849, Heft IL, S. 54 ff,
An römischen Denkmälern haben sich bisher nur zwei namhafte gefunden, und zwar in
Bregenz, als: 4) eine Votiv-Ara des Mercurius Arcecius aus der Zeit der Gordiane um 240 n. Chr.,
die nach Marcus Welser ‘daselbst im J. 1590 ausgegraben wurde *‘). Nun ist aber die Zeit von deren Auf-
findung beinahe ein Jahrhundert höher hinauf zu rücken, wie ich jüngst aus einem Briefe des gelehrten
Hummelberg von Ravensburg ddo. 9. Juni 1519 an den berühmten Konrad Peutinger in Augsburg ent-
nahm ?). Im Eingange des Schreibens sagt H., dass er auf den kürzlich verstorbenen Kaiser Maximilian 1.
ein Epitaphium gemacht habe, und kommt dann auf Antiquarisches mit den Worten: — — „unde illud
(se. monumentum) Augustae domi tue adservatum, in honorem Mercuriüü ab Apio Claudio suscep-
tum est: "et hoc Briganti (itaadpellari eredo ab antiquis oppidum, nostrate lingud vocatur Bre-
genz) a Seuero Subeos. illie superioribus annis terra effossum. Id cum te arbitrer non habere, existi-
mari. me tibi gentificaturum, si ejus te participem facerem.”
IN H DD
DEO MiIRCVRIO
ARCECIO EX VO
TO ARAM POSVIT
SEVIRVS SEVE
RIANVS. SVBCOS
LEG II ITALIE (sic)
GORDIAN
a
Nach Welser:
N.H.D.D
DEO . MERCYVRIO
ARCECIO . EX VO
TO . AAM . POSUIT
SEVERIUS . SEVE
RIANVYS. . SVB ... COS
LEG ., 1 . ITAL. ..F
GORDIAN __
* BE CO °
S- X.
B) Eine römische. Epona, welche man bisher für Ehrguta, die im Appenzellerkriege 1408
angeblich die Stadt Bregenz rettete, fälschlich gehalten hat. S. meine diesfällige Abhandlung in. den
Sitzungsberichten der kais. Akademie, Bd. IX, S. 4.
') S. meine Mittheilung über diese Votiv- Ara in den Sitzungsberichten der philos.- histor, Classe der kais. Akademie, 1851, Bd. VII;
S. 229 fl,
\ Historia vitae atque meritorum Conradi Peutingeri ete. edid. Frane. Anton. V eith, ‚Augustae Vindelie. 1783, pag. 190. — Dieser
Michael Hummelberg, zu Ravensburg 1487 geb., war ein sehr gelehrter, der griechischen und lateinischen Sprache mächtiger Priester.
+19. Mai 1527. In Feldkirch blühte ein Zweig dieses Geschlechtes.