Lustenau und das übrige Rheintal.
gesehen haben, in italienischem Stil bauen liessen, doch sind der
Vorhof, die Lust- und Tiergärten, die ihn einst umgaben, die reiche
Bibliothex und Ahnengalerie, die das Schloss einst schmückten.
nicht auf die Gegenwart von Ems gekommen. Ein anderes Andenken
an den Grafen Caspar ist die Synagoge des Marktes, die einzige,
die es in den westlichen österreichischen Landen gibt. Er nahm
1617 gegen ein Jahrschutzgeld von zehn Gulden auf den Kopf etwa
hundert israelitische Familien in Hohenems auf, die, jetzt anderthalb
hundert Seelen stark, meist in den schönen Häusern einer Neben-
strasse wohnen. Überhaupt erscheint Graf Caspar als ein Mann,
der seine Tatkraft auf verschiedenen Gebieten entwickelte. Unter
seiner Regierung entstand in Hohenems die erste Buchdruckerei
Vorarlberzs, Das bedeutendste Werk, das daraus hervorging, war
die 1616 erschienene „Hystorische Relation oder Eygendtliche Be-
schreibung der Landschafft vnderhalb St. Lucis Steyg vnd dem
Schaffberg beiderseyts Rheins“ usw., eine Vorarlberger und Liechten-
steiner Chronik des aus Schwaben stammenden Hans Georg Schlee,
gewöhnlich „Emser Chronik“ genannt, ein Buch, das mit seinen
95 Wappen in Holzschnitten einen hervorragenden bibliographischen
Wert besitzt.
Am südlichen Ausgang des lang an der Reichsstrasse hin-
gedehnten Fleckens liegt das Schwefelbad Hohenems, das neuerlich
wieder in freundlichen Aufschwung gekommen ist; der schönste
Spaziergang aber führt auf die trotzig über dem Markt in das
Rheintal spähende Feste Hohenems. Die beiden Schlösser Alt- und
Neuems wurden im Jahre 1407 in den Appenzellerwirren durch
Hunger und Donnerbüchsen, die man damals in Vorarlberg neu
kennen lernte, zu Fall gebracht und zerstört, doch von den Edlen
von Ems wieder aufgebaut und in Ehren gehalten, bis das Geschlecht,
das auf den Schlachtfeldern Deutschlands und Italiens den Ruhm
hoher Tapferkeit erworben hatte, zerfiel. Nun ist nur noch Neuems
bewohnt, über die Trümmer von Altems aber breitet sich die grüne
Wildnis. Sie versöhnt mit dem schweren Gedenken an den unglück-
lichen Königssohn Wilhelm IIL von Sizilien, der am Ende des
12. Jahrhunderts von Kaiser Heinrich VI. gefangen und geblendet
auf Altems gebracht wurde, und nichts von der üppigen Landschaft
hat sehen können, die sich weit und herrlich zu Füssen des Schloss-
hberges dehnt.
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