Der hintere Bregenzerwald.
Säule mit dem Wappen des Bre-
genzerwaldes, einer entwurzelten,
doch grünenden und Zapfen tra-
genden Tanne. Eine Inschrift
meldet: „Zum Andenken 1871
An dieser Stelle stand das hölzerne
im Jahr 1807 abgebrochene Rat-
haus des innern Bregenzerwaldes.
in welchem der freigewählte Land-
ammann und Räte durch Jahr-
hunderte die Angelegenheiten der
Gemeinden nach altem Lands-
brauch beraten, beschlossen und
verwaltet haben.“ Das Rathaus
war ein schlichtes hölzernes Ge-
lass, das auf vier Säulen ruhte,
Die Regierung des Waldes stieg Bezegg, Denksäule
auf einer Leiter, die während der
Beratung weggenommen und erst wieder angelegt wurde, wenn ein
gesetzeskräftiger Beschluss zu stande gekommen war, in die als
Ratssaal dienende Kammer. Die Beschlüsse wurden durch den
„Landsbrauch“, die sich von Zeit zu Zeit erneuerte Sammlung von
Gesetzen, in der Bevölkerung verbreitet. Was auf der Bezegg in
Rechtskraft getreten war, konnte nur auf dem Bezegg, dem „Berg
des Gesetzes“, wieder gelöst werden. Als aber im Jahr 1807 der
Bregenzerwald an Bayern fiel, liess dieses zur grossen Kränkung des
Volkes das Rathaus abbrechen; mit ihm stürzte die alte Bauern-
republik, und als das Ländchen 1816 wieder an Österreich kam,
erneuerte das Kaiserreich die ehemaligen Selbständigkeitsrechte des
Waldes nicht wieder.
Aus dem tiefen Waldfrieden der geschichtlichen Stätte tretend,
erblicken wir tief im Tal in einer neuen Mulde, die sich am Lauf
der brausenden Ach aufgeschlossen hat, Bezau, und sind überrascht
von der alpinen Schönheit des hintern Teiles des Bregenzerwaldes,
welche die eindrucksvollen Bilder einer Hochgebirgslandschaft
entfaltet. Mächtig steigen die schlanke Mittagspitze und die
Canisfluh, eine gewaltige Felsenstirne, vor uns in die Bläue
der Luft.
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