Das Volksleben.
] alemannische Stammesart gibt dem vorarlbergisch-
liechtensteinischen Volke in der deutschen Familie der
jsterreichischen Monarchie eine besondere Stellung und
® spürbares Eigengepräge. Die Wasser-, Weg- und Land-
schei “ 1es Arlbergs ist zugleich die Grenze zweier grund verschiedener
deuts“ > tämme. Der poetische Glanz, der das Tiroler Volksleben
umgil", Zitherklang und Schnadahüpfeln, lustiges Almenleben mit
der ott etwas derben Galanterie des Gebirglers, das unbekümmerte
In-den-Tag-leben, die lebensfrohe Romantik eines sich an den Augen-
blick hingebenden Volkes sind den Vorarlbergern und Liechten-
steinern fremd. Auch die im Lebensgenuss oft überschäumende.
aufjauchzende Art der bayerischen Nachbarn liegt nicht in ihrem
Wesenszug.
Abstammung, Sprache, Gehaben und Brauch bringen den zwi-
schen Rhein und Arlberg sitzenden Stamm in die engere Verwandt-
schaft der um den Bodensee, das „alemannische Meer“ angesiedelten
Volksfamilie schweizerisch- schwäbischen Blutes, namentlich der
schweizerischen Spielart des Alemannentums. Das erklärt sich nicht
bloss aus der alten Stammesgemeinschaft, sondern auch aus der Tat-
sache, dass das von Tirol und Bayern durch hohe Gebirge getrennte
Vorarlberg, ebenso Liechtenstein, von jeher den leichtesten Verkehr,
die mannigfaltigste Berührung mit der Bevölkerung der östlichen
Schweiz, dem st. gallischen Rheintal und dem Appenzellerland ge-
habt haben, von denen sie nur durch den vielfach überbrückten
Rhein geschieden sind. Denn wie oft Schweizer einer-, Vorarlberger
und Liechtensteiner anderseits, diese meist „der Not gehorchend,
nicht dem eigenen Trieb“, in den Kriegswirren der verschiedenen
Jahrhunderte feindlich aneinandergeraten sind, wirkten die freund-
lichen Beziehungen langer Friedenszeiten doch noch stärker, so
namentlich im verflossenen 19. Jahrhundert, in dem sich die vor-
arlbergisch-liechtensteinische Industrie im Zusammenhang mit und
nach dem Vorbild der schweizerischen entwickelte,