Das Lechtal und das Kleine Walsertal. ı
wir ihm begegnen, dann kann er. uns: das Abenteuer selbst‘ er-
zählen.
In einem halben Stündchen haben wir die in die Felsen ein-
gebaute Strasse erreicht, schreiten durch die halbdunkle Galerie
und blicken von hoher Brücke in die Tiefe einer Engschlucht, des
Hölltobels, in dem verloren ein Wässerchen rauscht. Wo uns das
Licht wieder leuchtet, fast im Hintergrund des Talkessels, gewinnt
die Aussicht ihre höchste Entfaltung, winken die “vitzen und
Gipfel, die das Montafon umstellt halten, Scheideeruss. Eine rasche
Wendung des Weges um eine der Felsstützen, und aus der Ro-
mantik der Bergpfeilerstrasse treten wir in das samtene Grün
eines breiten Hochtales, dessen Weiden sich von Gebirge zu Gebirge
dehnen, Muntern Schrittes überschreiten wir die flache, 1784 Meter
hohe Passhöhe, die das Wassergebiet des Rheins und der Donau
trennt. Mächtige Berge schauen von hüben und drüben auf das
Tal, von linksher die Felszacken der Wildgrubenspitze, von rechts-
her der alpengrün ansteigende Trittkopf und die ihn überragenden
Dome und Türme des gewaltigen Valugerkopfes. Es winkt das
alpen- und sommerfrische Dörfchen Zürs, mit kleiner Kirche, einigen
Häusern und zahlreichen Hürden für das Vieh. Der Sommer ist
in dieser lachenden Gebirgsgegend ungemein belebt. "Touristen
wandern vom Gasthaus nach dem im westlichen Gebirge versteckt
liegenden Zürsersee, der wie ein Auge der Bergwelt in den blauen
Himmel schaut, oder steigen auf die mannigfaltigen Aussichts-
warten. Auf der Strasse ziehen die mit Sommergästen besetzten
Wagen, das muntere Radlervolk liebt den prächtigen Flexenpass
und das Automobil ist auf den vorarlbergischen Pass- und Berg-
strassen auch kein Fremdling mehr.
Der Abstieg nach Lech, nach dem man von Stuben her in
reichlich zweistündigem Marsche gelangt, ist besonders hübsch.
Eilige Wellen plaudern als Wandergesellen, stürzen sich kopfüber
in Schlucht und Kluft, unterhalb der Alpweide stellt sich der Wald
an die Strasse, Felsenromantik wechselt mit Baumidyllen, anmutige
Gehöfte rücken ins Grün, Spitzen und Zacken der Berge treten
zwischen die Talflanken, die Enge weitet sich. Das Bergdörfchen
Lech, 1438 Meter hoch gelegen, ist wegen seines kräftigen Gebirgs-
klimas und der schönen Fichtenwaldungen, die es umgeben, Sommer-
frische. Der Ort steht mit seinem grauen Kirchlein so lauschig
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