Der innere Walgau und seine [TFäler.
Blick ins Grosse Walsertal.
gelegene Station Strassenhaus. Während wir durch frische Auen
gegen Ludesch und Thüringen pilgern, grüsst uns über das Felsen-
riff des Hangenden Steins hernieder das von Reben umsponnene
uralte St. Martinskirchlein auf dem Ludescherberg, der mit weissen
Häuserpunkten dicht besäet ist. In einer Stunde erreichen wir
das freundliche, gewerbereiche Thüringen, aus dessen grossen
Fabriken das Surren der Spindeln und der Schlag der Webstühle
tönt. Es ist eine durch ihre Milde ausgezeichnete Gegend, in der
die Obstbäume üppig stehen und eine Oase Weinberg den feurigen
Blumenegger reift.
In mässiger Steigung windet sich die hübsche Strasse, die das
Grosse Walsertal bis Buchboden, seinem letzten Dorf, durchzieht, zu
den sonnigen Heimstätten des Thüringer Berges empor, einer Vor-
stufe der bis zum Gipfel mit Rasen bekleideten Pyramide des Hoch-
gerach, 2004 Meter. Über der Engschlucht, in der die Lutz tost,
steht, hochromantisch von Waldwipfeln umrahmt, die gebrochene
Blumenegg, an der jenseitigen Talhalde ragen Wald und Fels.
Sie ist, wie der Walser sagt, die „Litze“, die unrechte Talseite,
die für Siedelungen kaum Raum gewährt, während die Sonnenseite,
auf der wir wandern, den steten Wechsel freundlicher Weiler und
Gehöfte auf blumigen Matten gewährt und der Marsch dadurch
zum anmutigen Alpenspaziergang wird.
130