Volltext: Vorarlberg und Liechtenstein

Der innere Walgau und seine Täler. 127 
winden. Ebenso mühsam wie das Tagwerk der Alpknechte ist das 
der Flösser, die mit Stricken um den Leib auf Felsvorsprüngen 
stehen oder bis zu den Hüften in die kalt emporwehenden Wasser 
waten und das Holz des Tales nach Nenzing triften. Mit langen 
Stangen, die vorn einen Haken tragen, lösen sie die Stämme, die 
sich im Ufergefelse verfangen haben. Sich aufbäumend, wogen die 
Hölzer mit der aufgeregten Bachflut, rennen sich an den Felsen 
die Stirnen ein und gelangen, stets wieder von den Männern aus 
den mannigfaltigen Hindernissen befreit, mit den Wundmalen ihrer 
Wanderschaft in den Rechen, der am Ausgang der Schlucht bei 
Nenzing angebracht ist, wo sie zur Verarbeitung herausgefischt 
werden. 
Bei der Wallfahrtskapelle springt der Weg über den Bach, 
freundlich weitet sich die Kluft, die Berggestalten des Talhinter- 
grundes erscheinen, besonders gewaltig der Panülerschrofen, über 
dem der Brandnerferner glänzt. Durch einen blumigen Wiesenplan 
führt uns der Pfad auf eine kleine Erhöhung. Da lacht uns die 
lieblichste Alpenidylle, die wir uns denken können, vom Farben- 
jubel der Hochgebirgsblumen umringt, entgegen, eine Menge wetter- 
gebräunter Holzhäuser auf ebenem Wiesengrund und auf einem 
Hügel mitten drin das stimmungsreiche St. Rochuskirchlein. Das 
ist der. „Nenzinger Himmel“, Er soll von den dankbaren Bewohnern 
Nenzings den 7 amen deswegen erhalten haben, weil seine Weiden, 
auf denen viele hundert Stück Vieh grasen, von jeher eine reiche 
Einnahme für den Gemeindesäckel des Dorfes bildeten. Die Tou- 
ristenwelt hat ihn freudig übernommen und, ohne Prophet zu sein, 
darf man dem Nenzinger Himmel, der sich an jedem Sommertag 
mit Ausflüglergesellschaften belebt, eine grosse Zukunft als Sommer- 
frische und Bergsteigelager voraussagen. Die Umgebung seines 
Unterkunftshauses geniesst sich wie ein alpenfrisches Lied. Um die 
St. Rochuskapelle hat frommer Volkssinn seine Poesie gesponnen. 
Eine Votivtafel aus dem Jahr 1630 erzählt ihre Gründung. „Der 
ehrbare und bescheidene Felix Maria und Anna Tuellin, dessen 
Hausfrau“, hätten das Kirchlein „wegen eines hohen Falles über den 
Felsen herunter“, bei dem sie heil davonkamen, Gott versprochen. 
Dunkle Wälder und die Blumenteppiche der Weiden umgeben 
den bachdurchströmten Nenzinger Himmel ringsum, fächerförmig 
steigen von der 1367 Meter hohen Ebene steile Tälchen und Schluchten.
	        

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