6.7
Volksabstimmungen
und öffentliche Kommunikation
6.7.1 Medienlandschaft in Liechtenstein
Einer der hauptsächlich gewürdigten Vorzüge der direkten Demokratie
ist die intensive öffentliche Kommunikation über politische Belange im
Vor- und Umfeld von Volksabstimmungen.*9 Unter Offentlichkeit wird
dabei der Ort der politischen Kommunikation zwischen den politischen
Akteuren und den Bürgern verstanden, wobei die öffentliche Meinung
das wahrgenommene kollektive Produkt des Kommunikationssystems
der ôffentlichen Arena darstellt.°7 In Liechtenstein spielt sich die Her-
stellung ôffentlicher Meinung in einem parteipolitisch geprägten Me-
diensystem ab.6% Dies gilt für die gesamte Zeit der Geschichte der Volks-
abstimmungen, da bereits mit den ersten Parteigründungen im Jahr 1918
ein System der Parteipresse entstand, welches bis heute überdauert hat.
Das Liechtensteiner Volksblatt dient als Parteizeitung der Fortschrittli-
chen Bürgerpartei, das Liechtensteiner Vaterland ist mit der Vaterländi-
schen Union verbunden.“
Seit 1995 existiert zwar ein liechtensteinischer Radiosender. 1995
bis 2004 sendete «Radio L» als Privatsender, seit 2004 unter dem Namen
«Radio Liechtenstein» als öffentlich-rechtlicher Sender. Ihm kommt je-
doch nur eine beschränkt meinungsbildende Wirkung zu, da das Radio
606 Siehe hierzu Beiträge in Scholten und Kamps (Hg.) 2014.
607 Diese Begriffsbestimmung von Neidhardt (1994, S. 25-27) wird auch von Kriesi
(2003, S. 209) geteilt.
608 Zu unterschiedlichen Modellen von Mediensystemen und Typen politischer Kom-
munikationskultur siehe Kamps und Scholten 2014, Bezug nehmend auf andere
Autoren.
609 Ausführlich Marxer 2004a; Büsser 2016. Ferner Marxer 2002; Marcinkowski und
Marxer 2006. Zur Parteiengeschichte Marxer 2006b, 2015. Zur Gründungsphase der
Parteien insbesondere Quaderer-Vogt 2014, Bd. 2, S. 13-70, und Michalsky 1990.
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