Nr. 1V
waduz. Mittwoch de» 24. Februar 1943
^X^TtwIMfcA^k^A^^ 0. SttgfgtUtg lezugsprelse: Liechtenstein und die Schweiz jahrlich Fr. 11.—, halbjährlich Fr. 5.50, vierteljährlich Fr. 2.80. Ausland (ausgenommen Brit Reich u. U.S.A.) Auskunft und Bestellung bei den Postämtern. vJleicher Preis wie Inland u. 30 Rp. Postzuschlag. Brit Reich und U.S. A. Fr. 14.— pro Jahr, halbj. ^».7.—, viertelj. Fr. 3.50, nur bei Voreinzahlung.
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Frage beschäftigte uns noch vor vier Jahren recht wenig. Was uns der eigene Boden nicht liefern konnte, wurde, oft billiger als durch Eigenproduktion, zugekauft. Noch lange nach
Ausbruch des Krieges glaubte Ernste an eine so weitgehende Selbstversorgung, wie sie heute schon erreicht ist. Nach
und nach machten wir uns mit dem Gedanken vertraut,
(Von geschätzter Seite) niemand im, daß wir eines Tages auf uns allein angewiesen lein könnten. Dies dürste denn auch der größte Anspom zum sortgesetzten und intensiv
betrie- denen
Mehranbau gewesen sein.
Wenn wir einen Blick auf unsere Eniähmng werfen
wollen, so müssen
wir zuerst kurz betrach- ten, was bis heute angebaut wurde. Sendtiben «•Isen Triefe» XttefcnBctQ »ad«» Schaan Planten Cfchm Rauten VanUffln Schellenierg WngflcH
Winter« wetzen 46,067 9,410 29,861 27,060 195 32,320 14,020 18,020 8,464 16,782
Sommer» wetzen 31,960 32,269 23,687 29,632 69,766 6,177 87,838 30,116 14,630 3,060 12,611
Fesen 300 6,240 23,410 25,860 8,440 23,360 4,960 26,819
Roggen 100 2,090 200 1.330 6,636 1,090 4,210 560 4,006
Brotgetr. Total 78,127 36,769 24,187 66,963 127,760 98,798 66,786 66,000 17,014 69,118
«erst« 28,974 7,882 1,692 10.163 7,208 367 6,677 .6,967 3.811 830 4,912
Hafer 1.860 2,890 50 26,600 22,460 360 16.615 2.660 10,680 1,900 10,654
A«btM 1M2 — •* ^ * OUlUtgClt. Total 30,884 10,762 1.74B 86,750 89,658 7: 8,617 14,411 2,710 15,566
Total «etreide 108,951 47,511 25,929 103,706 157,418 7,083 119,990 65,403 70,491 19,744 74,684
Mal» »artofsel» 128,728 101,633 7,438 96.099 131,609 9.376 134,888 129.050 62,180 53,760 92,806
168,194 96,060 67,489 123,075 221,996 10,329 119,589 125,618 60,230 69,916 84,146
Rüben. Hanf, Flach» 1.721 1.178 179 9.127 8.202 3.806 S.369 684 2.05t 1.919
Erbsen 674 264 643 7.871 4.918 4.866 6.170 1.160 2,183 3,963
Andere» Snnlls« 1.086 5,967 3,213 27.604 66.567 623 4.621 4.207 1.355 1,098 5,181
Tabak 500 540 320
Total 1942 399.454 251,598 91,791 366,482 590,610 27,411 888,869 332,711 196,060 139,866 868,619 195,089 291,609 119,369
20,211 627,868. 77.363 95,689
173,048 800,910 946,907 »1.112.526
31,8395 39,602 121,612 1,860 8,046,166 Hierauf wollen wir untersuchen, welchen
Be- darf an Nahrungsmitteln wir haben und wie- weit dieser durch die
Eigenproduktion schon ge» deckt ist. 1. Bedarf für die menschliche Ern»h«»ng^ Wir rechnen dabei mit einer Bevölkerungs- zahl von 11
200 Personen ohne Unterschied von Alter, Geschlecht oder Beschäftigung. Die ver- schiedenen Zusatzkarten und die Mehrberechti- aung
der Selbstversorger berücksichtigen wir durch allgemein etwas höher gehaltene Ratio- nen, als dies laut Lebensmittelkarte der Fall ist. Slm die Rechnung zu
vereinfachen, sind Kinder und Erwachsene
gleichgestellt. Die
Erträge sind nach kleinen Normalerträgen errechnet, die aber zum
Teil, speziell im Geteidebau, bei uns gleichwohl nur in besseren Lagen erreicht wer- ven. Damit wollen
wir sagen, daß
die vorgese- henen Flächen eher zu tief als zu hoch berechnet sind. a) Brotgetreide. Bei einem Bedarf von
250 Gr. pro Kopf und Tag (Nation
226 Gr.) benötigen wir pro Kopf und Jahr
72 Kg. Mehl. Nehmen
wir an, daß durchschnittlich für das Brot ein Drittel Maismehl und zwei Drittel übriges Mehl ver- wendet wird, so ergibt sich ein Bedarf von 23,4 Kg. Mais- und
48,6 Kg. übriges
Mehl. Auf 11
200 Personen berechnet
brauchen wir somit pro Jahr 2620,8 Doppelzentner Mais- und 5443 Doppelzentner übriges Mehl. Wird das Getreide zu 92 Prozent und der
Mais zu 80 Prozent ausgemahlen, so benötigen wir allein sür die Deckung des Brotbedarfes 3276 Dop- pelzentner mahlfähigen Mais und 5916,5 Dop- pelzentner mahlfähigeS Getreide. Berücksichti- gen wir
dazu noch den Dreschabgang, der dann später wieder als Viehfütterung zum Vorschein kommt, so brauchen wir total 3640 Doppelzent- ner Mais und 6723,2 Doppelzentner übriges Getreide. Bei einem mittleren Ertrag von 0,7 respektive 1,3 Kg. je Klafter benötigen wir
hie- zu 960460 Klafter Getreidefläche ohne Mais und 280000 Klafter Mais-Anbaufläche. Daneben müssen
wir auch den Kochmehlbe- darf und den Bedarf für
Teigwaren in Rech- nung bringen. Setzen wir
dafür je Kopf und Monat
500 Gr. Kochmehl und
220 Gr. Mehl für Teigwaren
ein, so ergibt sich ein Be- darf an ungereinigtem Getreide von 1195,2 Doppelzentner. Dafür brauchen wir wiederum eine Getreidefläche von 170740 Klaftern. Nicht vergessen dürfen wir die Äafer- und Gerstenprodukte, von welchen wir pro Kopf und Jahr mindestens 3 Kg. benötigen. Dies erfor- dert je 200 Doppelzentner ungereinigte Gerste und Safer, zu
deren Produktion je ca. 30000 Klafter
Boden benötigt werden. Die Sülsenfrlichte können wir bei unserer Berechnung flSchenmäßig außer Acht lassen, weil diese zum größten Deik
als Zwischen- oder Randkulturen m MaiS oder Kartoffeln ge- pflanzt werden.
Eine große Fläche muß für den Riebel-MaiS zur
Verfügung gestellt werden. Wenn auch die Nationalspeise nicht von allen Einwohnern ge- gessen wird, müssen wir doch pro Tag und Per», son mit einem durchschnittlichen Verbrauch von mindestens 150 Gr. rechnen, was allerdings nach Ansicht einiger Riebelesser bescheidene Portionen
geben soll. Mr 11 200 Personen be- nötigen wir hiezu im Jahre 6048 Doppelzen- ner MaiSmehl. Dies erfordert bei 80prozenti- ger Ausmahlung und unter Berücksichtigung •deS Anfalls
an spitzer Futterware 8400 Dop- pelzentner Mais, zu deren Produktion wir 646150 Klafter Ackerland benötigen. b) Kartoffeln. In Anbetracht der starken Berücksichtigung von Mais müssen wir pro Kopf und Jahr durchschnittlich mit 165 Kg. Kartosfelverbrauch rechnen, was allerdings für ländliche Verhält- nisse wenig ist. Für 11 200 Personen benötigen wir
bei diesem mittleren Verbrauch total 18 500 Doppelzentner Kartoffeln. Nehmen wir an, daß von der Ernte 25 Prozent Futterkartoffeln seien, so brauchen wir bei einem Ertrag von 75 Dop- pelzentnern je 1000 Klafter total 328 930 Klaf- ter Kartoffelland, wobei dann ca. 6000 Doppel- zentner Futterkartoffeln anfallen. e) Gemüse. fiter ist der Bedarf und die für die Produk- tion benötigte
Fläche schwer feststellbar. Wenn wir aber
die Zwischen- und Randpflanzungen berücksichtigen, so dürfen wir dazu mit ca. 10 Klafter Gemüseland pro Person und Jahr den Bedarf decken. Dies würde total 112 000 Klaf- ter Gemüseland erfordern.
Dabei sei ausdrllck- lich festgehalten,
daß diese Fläche nur für Pflanzer genügt, die einen großen Teil deS Ge- müfes in Mais und Kartoffeln
als Zwischen- kulturen anpflanzen. d) Zucker,
Aa»s> Flachs, Tabak. Berücksichtigen
wir nebst den vorgesehenen Produkten auch noch die Versorgung in Zucker, Sans, Flachs und Tabak nur
zum kleinsten Teil, so müssen wir hiefür 150 000 Klafter ansetzen. Damit wäre die Reihe der pflanzlichen Nah- rungsmittel
einigermaßen geschlossen. Durch
eine Umstellung der Ernährung könn- ten hier im Bedarfsfalle große Flächen
einge- spart werden. Wir müssen unS noch mehr auf die Produktion verlegen, die, je Flächeneinheit berechnet, möglichst viele Personen ernährt, d. h. also auf Kartoffeln und MaiS. Rein kalorienmäßig betrachtet, können wir zum Beispiel aus dem Ertrag von 1000 Klaf- ter Kartoffeln
ca. sechs Personen ernähren, da- gegen auS dem Ertrag von 1000
Klafter Ge- treideland nur zwei bis drei. 2. Der Bedarf für die tierische Eruihrung. Hier wollen wir nur
die absolut notwendig- sten Mengen in
Rechnung setzen, die wir auch tatsächlich nach Weiterführung der Meltora- tionSarbeiten produzieren können und'ohne die
unsere Viehhaltung stark eingeschränkt werden müßte, waS weder aus ernährungstechnischen noch'auS betriebswirtschaftlichen Gründen
er- wünscht ist. (Milch) Fettversorgung, Dünger- Produktion.) .«a> Pfe«d«. Bei einer
durchschnittlichen Pferdezahl von 335 Stück und einem täglichen Äaferverbrauch von nur 1,5 Kg.
pro Pferd benötigen wir im Jahre 1810 Doppelzentner Safer oder bei einem mittleren Ertrag von 7 Doppelzentnern je 1000 Klafter total 260 000 Klafter Land. Da der Fut- terbedarf mit 1,5 Kg. Safer
je Pferd und Tag nebst Roßheu bei voller Arbeit nicht ausreicht, müssen im Winter dazu noch etwaS Rüben, Rübli,
eventuell sogar Kartoffeln oder Silage zugefttttert werden. Damit können wir den Sa- fer in der arbeitsärmeren Zeit
am besten für die arbeitsreiche Sommerzeit einsparen. b) Rindvieh. Im Frühling 1942 wurden total gezählt: 2484 Kühe 830 Rinder über 2 Jahre 909 Rinder von 1—2 Jahren 502 Rinder
von Vi—\ Jahr 788 Kälber zur Aufzucht 33 Zuchtstiere und 150 Zugochsen. Wenn wir für die einjährigen und älteren Rinder kein Kraftfutter einsetzen und das übrige Rindvieh in Großvieheinheiten umrechnen, so ergeben sich 3035 Großvieheinheiten. Berechnen wir je Großvieheinheit und Tag nur 300 Gr., waS natürlich nicht ausreicht, um einen befriedi- genden Milchertrag zu
erzielen, so benötigen wir für die Winterfütterung von 180 Tagen total 1640 Doppelzentner Kraftfutter. Davon können wir 420 Doppelzentner mit Kleie vom Brotgetreide, 600 Doppelzentner durch MaiS- kleie und 140 Doppelzentner
durch Dreschab- gang der Safer- und Gerstenprodukte auS der menschlichen Ernährung
decken, sodaß wir noch 480 Doppelzentner durch den Anbau
von Gerste und Safer decken müssen. Beide zu gleichen Tei- len gerechnet, erfordert dies bei 7 Doppelzentner Ertrag je 1000 Klafter eine Anbaufläche von ca. 34 000 Klafter Safer und ca. 34 000 Klafter Gerste. Siezu kommen noch die
heute schon an- gebauten 30 000 Klafter Rüben aller
Art, so- wie ein großes
Quantum Zwischenftüchte. Da- bei müssen wir uns
klar sein, daß eine ausrei- chend« Fütterung für einen vollen Milchertrag mit dieser kleinen Kraftfutterration nicht mög- lich ist. Den Ausweg müssen wir in der Silage- bereitung suchen und die daran
liegenden gros, sen Möglichkeiten schon während der Kriegs- zeit ausnützen. Daß nebst der Silagebereitung das Hauptgewicht auf die
Gewinnung eines gu- ten FutterS gelegt werden muß, -ist selbstver- ständlich. Eine vermehrte Anlage von Kunstwie- sen, die nicht nur viel mehr, sondern bei richti- ger Trocknung auch ein gehaltreicheres Futter liefern, ist erforderlich. Schlechte Wiesen^ d. h. Magerheüwiesen und verunkrautet«! wettwiesen: müssen vermehrt umgebrochen und dafür auf-dein
alten Ackerland wieder
einmal Kunstwiesen an- gelegt werden. ,• c) Schweine. Im Frühling 1942 wurden 3310 Schweine ge- zählt. Wenn
wir diese in Schweine^inheiten umrechnen und eine kleine Reduktion berücksich- tigen, so erhalten wir ca. 2000 Einheiten, zu de- ren Fütterung müssen wir im Sommer nebst Kar- toffeln u. Getreide vermehrt ganz junges GraS (fausthoch geschnitten), im Winter Kleegras- silage, Seublumen und Runkelrüben verwenden. Dabei brauchen wir als Sauptfutter Kartoffeln. Wenn wir pro Tag und Schwerne-Einheit 5 Kg. ansetzen, so ergibt das ein Totalbedarf von 36 000 Doppelzentner Futterkartoffeln.
Davon sind ca. 6000 Doppelzentner durch kleine
und beschä- digte Knollen auS der Speisekartoffelfläche ge- deckt, sodaß wir zur Deckung von ca. 30 000 Doppelzentner bei einem Durchschnittsertrag von 75 Doppelzentner je. 1000 Klafter ca. 400000 Klafter Kartoffelland benötigen. Wenn auch die Nation von
5 Kg. je Schweine-Einheit und Tag stark bemessen
ist, so müssen
wir doch im Sinblick auf die fehlende Kraftfutterproduk- tion
an dieser Nation festhalten. 'Ein Teil davon wird ohnehin dem Rindvieh reserviert bleiben, für welches wir keine direkte Kartoffelfütterung verrechnet haben. Nebst den Kartoffeln brauchen wir je Schweine-Einheit und Tag mindestens 600 Gr. Kraftfutter, wozu wir pro Jahr total 4120
Doppelzentner Gerste und MaiS benöti- gen. Davon können wir ca. 2000 Doppelzentner mit Maiskleie und nicht mahlfähigem MaiS aus dem Anbau für die menschliche Ernährung decken. Wenn wir die restlichen 2120 Doppel- zentner je zur Hälfte durch Mais
und Gerste decken, so find hiezu 81000 Klafter Mais und ca. 150000
Klafter Gerste notwendig. Den Eiweißbedarf decken wir mit Molkerei- abfüllen und Oelkuchen, im Sommer durch jun- ges GraS. Wieweit im Winter der Eiweißbe- darf durch die Hefevermehrung auf Kartoffeln gedeckt werden
kann, ist noch abzuklären. d) Hllhuer. Die Zählung im Frühling 1942 ergab , total 15 000 Stück Legehennen. Bei. einem durch, schnittlichen Tagesbedarf von 50 Gr. Kartoffeln und 70 Gr. Kraftfutter je Huhn benötigen wir zur
Fütterung dieses Bestandes pro Jahr 2700 Doppelzentner Kartoffeln und 3025 Doppel, zentner Getreide aller Art.
Davon sind 1225 Doppelzentner durch nicht mahlfähigen MaiS und Maiskleie und ca. 950
Doppelzentner durch' den Dreschabgang bei Weizen und Fesen ge- deckt, sodaß wir durch den Anbau noch 850 Dop. pelzentner Getreide
liefern müssen. Decken wir diese zur Hälfte durch
MaiS, «wem Viertel durch Gerste
und einem Viertel durch Hafer, so. sind hiezu ca. 33000
Klafter Mai«, 30000 Klafter Hafer und 30000 Klafter
Gerste not- wendig. Für die Produktion der
2700,Dopp«l- zentner Kartoffeln benötigen wir 36000!Klafter Kartoffelland. v.*. -,^^< (Fortsetzung
folgt.)??,/ -s,