Volltext: Liechtensteiner Vaterland (1943)

Nr. 14 
Vaduz, Samstag, de» 80. Februar 1943 8. Jahrgang Bezugspreise; Liechtenstein und die Schweiz jährlich Fr. 11.—, halbjahrlich Fr. 5.50, vierteljährlich Fr. 2.80. Ausland (ausgenommen Ait Reich u. U.S.A.) Auskunft und Bestellung bei den Postämtern. Gleicher Preis wie Inland u. 30 Rp. Postzuschlag. Brit Reich und U.S.A. Fr. 14.— pro Jahr, halb}. Jt.7.—, viertclj. 
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das sich ita vor unser» Augen ent- rollte, eine Lage, die für'die Zukunft unserer st. gallischen Rheinebene verhängnisvoll werden kann. Die letzten der periodisch alle zehn Jahre durchgeführten Messungen der Tiefe der Rhein- sohle zwischen TardiSbrücke und Bodensee kon- statieren eine wesentliche Verschlimmerung der Situation. Nach dem Hochwasser von 1923 sind für die Wiederherstellung der AuSbruchstelle bei Buchs anderthalb Millionen Kubikmeter KieS ausgehoben worden; davon sind 1941 be- reitS vrei Viertel wieder an neuen tSeschiebS- massen aufgehäuft und damit die Sohle Über daSÄiKaVder Ebene erhöht worden. Das be- deutet eine Erhöhung der Sickergefahr und da- mit eine Verringerung der Sicherheit der Wuh- ren. Der Zeitpunkt liegt nicht mehr ferne, wo bereits wieder an eine neue Erhöhung der Dämm« gedacht werden muß. Die Verfchotte- rung setzt sich ebenso gefahrverheißend bis zur Rheinmllnoung fort und fordert jährlich kost- spielige Baggerarbeit zur Oeffnung deS Bettes im Diepoldsauer-Durchstich. Man berechnet die Schwemmstoffmasse bei der Mündung auf jährlich drei Millionen 
Kubikmeter, wodurch sich das Delta jedes Jahr um 128 Hektaren «rwet- tert, was wiederum eine Verlängerung des Flußlaufes und rückwärtige Sohlenhebung zur Folge haben muß. Die Ärsache der bedrohlichen Lage liegt in der Äeberlastung mit GeschiebSmassen. Sowohl die !t. 
gallischen als die vorarlbergischen Wildbäche indgrößtenteilS korrigiert und ihr weiches, rasch zu Schlamm zerfallendes Geschiebe kommt zu- nächst in die Vorfluter, in die Binnenkanäle. Reichlich zwei Drittel der GeschiebSmassen des Rheins stammen aus dem Bündnerland. Zu den gefährlichsten Wildwassem zählen dort die Nolla hei Thusis, der Glenner bei Ilanz und der Schraubach bei Schiers. Für die Verbauung der Nolla, die zu wiederholten Malen schwerste Verheerungen angerichtet hat, sind bis 1939 zweieinhalb Millionen Franken ausgegeben worden'ein neues Projekt von anderthalb Mil- lionen Frankensoll die heutigen Talsperren noch konsolidieren. Bedrohlicher ist die Lage hinter Ilanz am Glenner. Dort ist 32 Kilometer weit von LuviS über CumbelS^ Morissen, Peiden, Igels bis Lumbrein im Lugnez die ganze linke Talseite in langsamem, aber stetigem Abglei- ten begriffen. Offene Rutschungen, Risse in Ge- bäuden sind Zeugen dieser Vorgänge. Die Kirche von Peiden 
hat sich bis 1941 stark hori- zontal verschoben und über einen Meter gesenkt. Äier müssen gewaltige Mittel aufgebracht wer- den, wenn die Talschaft gerettet werden soll. Umfangreich sind auch die Verheerungen im Ge- biete von Truns, dem durch die Wildwasser deS SavratschabacheS bei Ringgenbörg und den Somvixerrhein fast untragbare Lasten aufge- bürdet 
find. Im Schanfigg ist die Wildbachge- fahr durch große Sperrbauten für 
längere Zeit behoben. Schlimmer 
und für die Verschottenmg veS St. Galler Rheins verhSngmSvoll 
find die Landquart und ihre Zuflüsse, di« jährlich 280000 Kubikmeter Geschiebe — 15 Prozent der Ge- samtmenge 
zuführen. Am Schvaitbach bei St; 
AMM«V«<MMe m 60 Milli». neri KubikmeKm in ^wigünck. Wohl hat man hier und anderSw» die Bäche in Kanäle» d«rch <w etfmm 
Gefahr der Aeberflutung der Dörfer abgewen- det. Wichtiger, ja von entscheidender Bedeutung ist die Zurückhaltung der Geschiebemassen in ihrem ÄrsprungSgebiete. . Gegen die großzügigen Projekte, die bereits seit längerer Zeit ausführungsreif vorliegen, wird von bündnerischer Seite eine Reihe von Bedenken in« Feld geführt. Man sieht ein« Vertiefung der Rheinsohle kommen und in ihrer Folge ein Gefährdung der Dämme; übereinstim- mend versichern aber unsere Ingenieure, daß hier kein Grund zur Befürchtung vorliege. Ern- fter ist der Vorhalt, daß diese Projekte unge- heure Summen erfordern, welche die finanzielle Kraft von Kanton und Gemeinden übersteigen und daß diese Bauten die engern Interessen Graubttndens weit übersteigen. Eine Mindest- summe von 30 Millionen Franken bedeutet für einen Kanton, dessen Finanzlage durch die Be- anspruchung durch seine Bahnen u. kostspieligen Straßenbauten wie durch die schon jahrelange andauernde Krise im Hotelgewerbe sehr ge- spannt ist, und für Gemeinden, in denen bis zu 30 Prozent der landwirtschaftlichen Be- triebe sanierungsbedürftig sind, eine übergroße Belastung, zumal ihnen1 dann nach der Vollen- dung der Bauten auch der Unterhalt derselben obliegt. Darum ist es verständlich, wenn Grau- bttnden seine Zustimmung von der Zusicherung erhöhter Bundessubventionen abhängig macht. Da« tiefgründige, durch Lichtbilder belegte und ergänzte Referat erntete lebhaften Dank und rief einer ausgiebigen Diskussion, an der sich neben einer Reihe von Ingenieuren auch unsere Kerren Regierungsräte Graf und Gaba- thuler beteiligten. Einhellig wurde die Notwen- digkeit rascher Inangriffnahme der Verbauung der Bündner Wildbäche gefordert, weil nur so die Gefahr für die st. gallische Rheinebene ge- bannt und daS bereits in Angriff genommene große Meliorationswerk wirklich dauernden Se- gen bringen kann. Den „Werdenberger Nachrichten" entnehmen wir folgende „gute Botschaft" für die Rhein- anwohner: Der eidg. Delegierte für Arbeitsbeschaffung, Äerr Direktor Zipfel, hat anläßlich der großen Volksversammlung vom vergangenen Sonntag den dringenden KinwetS von Äerrn Gemeinde- ammann GrSf, Rebstein, auf die bedrohliche Verfchotterung der Rheinsohle mit der Versi- cherung beschwichtigt, daß die Verbauungspro- jekte für die drei am meisten Geschiebe führen- den Zuflüsse des VorderrheinS bis zur Aus- führungSreife gediehen feien, sodaß, da die zur Festsetzung der Bundessubvention mit der Bündner Regierung gepflogenen Verhandln«- gen zu einer Einigung geführt haben, die bal- dige Anhandnahme dieser für daS st. gallische Rheintal so vitalen Bachverbauungen in Aus- ficht stehe. Forstmeister 3«lw« Hartmann 70 Zahre alt (Korr.) Am 23. Februar wird Jörn Julius Karr- mann, fürstlicher Forstmeister und Domänenver- Walter, siebzig Jahre alt sein. Dieser Mann hat es reichlich verdient, daß bei dieser Gelegenheit seiner langjährigen erfolgreichen Tätigkeit im Dienste dreier Fürsten und deS Landes ehrend gedacht wird. Forstmeister Kartmann- wurde 
am 23. Fe- bruar 1873 geboren, besuchte zunächst die Volks- und 
LandeSschul« in Vaduz, dann von 1890—93 die k. k. Försterschule 
Kall im Tirol, von 1897—99 die 
Hochschule in Asckaffenburg, war 
von 1891—95 mit Anterbruch für den Besuch der Fürs^schule Lqü M Prshit>t und späte» al» Mhikft bx-ick ̂tamt M^tutz, von 1896/97 ^rWchtkfe in 
»oMfluMtM- berg, vom 1. Ottober 1899 bis 15. Rop««b«» . r\t\*\ #>. . , t < >. *~ *• •• • . - + . 
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tetz, dann vom 16. November 1900 bis 1. Mai 1904 zuerst als ForstamtSadjunkt und Forstassi, stent und später als Förster beim Forstamt Plumenau, ab 1. Mai 1904 bis 30. September 1905 als Förster beim Forstamt Kohenfluß- Eisenberg und endlich ab 1. Oktober 1905 Forst- Verwalter in Vaduz, und zwar seit 1. August 1914 als Forstverwalter 1. Klasse. Kerr Lartmann hatte also vor dem Stellen- antritt« in seiner Äeimat nicht nur eine solide theoretische, sondern insbesondere auch eine aus- gezeichnete praktische Ausbildung genossen. Nur so ist es zu erklären, daß er den vielseitigen An- forderungen, die sein Amt an ihn stellte, jeder- zeit gerecht werden konnte. Es 
handelt sich nicht allein um die Tätigkeit als Forstmeister im en- geren Sinne, sondern vor allem um Rttfe- und Straßenbauten. Ebenso lag die Dymänenver- paltung seit ca. zwanzig Iahren in seinen bän- den. Auch hatte er das fürstliche Jagdgebiet zu betreuen und endlich wurde er immer wieder als Experte in Streitfällen beigezogen. , Es hieße ungerecht sein, würde man am Heu- ilgen Tage nicht speziell der Verdienste Äerrn Kartmanns gedenken, die er sich beim Anlegen neuer Wege und Straßen in ganz Liechtenstein erworben hat. Eine Amfrage in den einzelnen Gemeinden hat folgende Liste von Straßen und Wegen, die nach seinen Projekten und Voran- schlügen gebaut wurden, ergeben: * Vaduz: Landstraße vom roten Äaus zum Schloß und von dort nach Triesenberg. Korrektur der Aeule- straße, neue Verbindungsstraße zwischen der Aeulestraße und Landstraße bei der Volksschule, Straße nördlich dem fürstlichen Weinberg ent- lang gegen das Gasthaus zum Scklößle, als Verbindung mit der Straße Obervorf-Eben- holz. Korrektur der Lochgaß-Straße. Waldstraße vom Oberdorf-Bannholz bis zum Elektrizitätswerk. Fürstenweg vom Schloß-Litze-Bannholz-Dux- wald vis zur Landstraße bei den Plankner Stäl- len. Straße Schloß bis großen Weiher und Fußweg Litze zum fürstlichen Absteigequartier. Das Projekt über die Erstellung einer Straße dem Bergfuß entlang bis zum roten Kaus, als Fortsetzung der Altenbachstraße, kam leider nicht zur Ausführung. Triefen: Südlich des Dorfes eine Verbindungsstraße zwischen der Land- und der Lawenastraße. Sttaße vom Oberdorf nördlich gegen den Meierhof, als Verbindung der Landstraße nach Triesenberg. Waldstraße, als Abzweigung von der La- wenastraße beim Badtobel bis zum ScherrtS- wald. Balzers: Straße vom Oberdorf über die Atzung bis Ochsenboden, behufs Erschließung der dortigen Waldungen. Waldstraße, als Abzweigung von der Land- straße nach Luziensteig über Stauden-And bis unter die Mittagsplatte. Waldstraße von Mäls über Säß-Schwemmewald bis Lida. Zwei Waldstraßen behufs Erschließung der Waldungen im Ellholz. Triesenberg. Straße von der Kirche Triesenberg nach Wan- gerberg. Waldstraße von Steinort bi« Guggenboden. Straße Litze-Triesenberg. Straße Triesenberg-Steinort-Gufer gegen Mafescha. Weg von Gnalp 
nach Mafescha. Fußweg vom Tunnel nach Silum-Gaflei. Fahrweg von Eilum nach Bargella und von dort ein Fußweg als Verbindung mtt dem Für- ste« steige Das Projekt über den Bau «iner Straße von. Rotenboden bis zum Erble 
ka»4eider nicht ztzr ^^^IW^^T^U^ flww: • ••- - 6*^*9^^ ^ ^^^^^^^ -> " ^ " - '*-^.*°ir*t 
Planken: Straße von Planken nach Gafadura. Straße von Planken nach Oberplanken. Weg von Gafadura zum Alpzinken. Eschen: Waldstraße von Nendeln-Kohlbrunnenplatz- Rüttiwald bis zum Cschner-Gampriner-Teil» wald mit einer Abzweigung vom AlprieS bis zum Klein-Lochbach. Waldstraße vom fürstlichen Bttrstwald bis un- terhalb der Kochwurzen. Zwei Straßen im Dorf als Verbindung nach Schellenberg. Das Projekt über den Bau einer Landstraße vom Äinterdorf nach Schellenberg kam nicht zur Ausführung. Mauren: Waldstraße von Schaanwald durch die Mau- rer Bauwälder gegen die Paulahütte. Waldweg von der «ochwurzen bis zur Paulahtttte. Eine neue Straße sowie Korrektur von zwei Straßen im Dorf. Schellenberg: Straße vom Ried bis zum Äinter-Schellen- berg, Verbindungsstraße vom Pfarrhof zur Riedstraße. Waldweg von Vorder-Schellenberg als Ver- bindung zur Riedstraße. Straße von Vorder-Schellenberg nach Mau- ren. Straßen undWegein denAlpen:^ Straße von Valllna auf Alpe Gritsch. Weg von Gritsch zur Pfälzerhütte. Fußweg vom Rappenstein in die Dämmera gegen FalkniS. Straße nach Kurhaus Malbun .alS Abzwei- gung von der Straße nach Saß. Fußweg von Malbun über die Fluh nach Saß. Sttaße von der unteren Sennhütte Vaduzer- Malbun nach Pradame. Fahrweg vom Kirchle ob den Großsteg bis zu den nördlichen Kütten. Waldweg vom Großsteg in den Kauf. Fußweg vom Fürkle auf den Roßboden- Schönberg. Fahrweg von Guschgfiel zur Rtodhütte. DaS Projekt über den Bau einer Straße von Süeca in den Kauf hinunter kam nicht zur Ausführung. Außerdem wurden im Gebirge verschiedene Jagd- und Touristenwege gebaut, welche hier nicht angeführt werden. Wahrlich eine große Leistung, eine gewaltige Arbeit eines tüchtigen, fleißigen und allseits hochgeschätzten Beamten! And so senden wir denn 
am 23. Februar mit dem wohlverdienten Danke — wir möchten sagen im Namen des ganzen Landes — die herzlichsten Glückwünsche für eine noch weitere segensreiche Tätigkeit hin- auf in die fürstliche Forstamtskanzlei und Do- mänenverwaltung.— Sürstentum Liechtenstein «itseteUt. Für die VermShlungsfeier Setner Durchlaucht ist folgendes Programm i« Aussicht ge- nomment SamStag de« 6. März 1943: 19 Ahr Empfangsfeier beim Rathau« Bad«, unter Mitwirkung der Vaduzer B4«We,A». sprach« Laud«asspr»sid«ut 
Pfarrer fttm» aeft, ettttttag *» 7,9t8** 1943: &45 Ahr Sammlung vor 'tat j mtfc<&iWHU*^m! 9 
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