Volltext: Liechtensteiner Vaterland (1943)

Kt.88 
Vaduz» Samstag, den 80. Oktober 1948 
8. Jahrgang Bezugspreise: Liechtenstein und die Schweiz jährlich Fr. 11.—» halbjährlich Fr. 5.50, vierteljährlich Fr. 2.80. Ausland (ausgenommen ürit. Reich u. U.S.A.) Auskunft und Bestellung bei den Postämtern. Gleicher Preis wie Inland u. 30 Rp. Postzuschlag. Brit Reich und U.S.A. Fr. 14.— pro Jahr, halb]. St.7.—, viertelj. Fr. 3.50, nur bei Voreinzahlung. r 
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stillem Sbel dentum zum Triumph im Himmel gelangt sind Gefeiert wird das Fest als Hochfest der ®c meinschaft der Heiligen. Mareoni nannte einmal diese Gemeinschaft als Vorbild für seine draht lose Telegraphie. Sie geht aber hinaus über diese Erde, hinüber ins Jenseits, hinauf und hinab, durch den unauflöslichen Dreibund: Erde, Fegfeuer, Himmel. Alle diese drei Reihen sind in Liebe füreinander besorgt. Welches sind die Ziele des Allerheiligen festes? Vor allem Dank gegen Gott, der wun derbar in seinen Heiligen. Sein Hochfest ist die ser Tag vor allem. So wird Allerheiligen ja auch im Himmel gefeiert. Die Heiligen huldigen ihm. In jedem Heiligen auch finden wir einen Widerschein von Gottes Größe und Weisheit. Das andere Ziel ist Verklärung und VerHerr- lichung der Heiligen, die grundverschieden sind von Gottes Anbetung und von heidnischem Sta- tuenkult. Das dritte Ziel ist auch: die Kirche zu ehren, deren Wert man an ihren Heiligen erkennt. Die Kirche ist die Pflanzstätte großer Charaktere. So reflektiert der Glanz der triumphierenden Kirche auf die noch streitende. Letztes Ziel ist Heiligung der Seelen. Dieses Fest ruft uns zu: „Seid unsere Nachfolger, wie wir Christi Nachfolger waren!" Diese Forde- rung geht, nicht über unsere Kraft. Die Heilig, keit ist ja nicht in unerreichbaren Wolkenhöhen zu suchen. Mit der Gnade Gottes erreichen wir dieses Ziel, wenn wir unsere Kraft einsetzen, denen nach- und über sie hinausstreben, welche rings um uns mit der Technik, alle irdischen Hö» hen, auch die bisher unersteigbaren des Aethers, zu erreichen streben. 
Rindertuberkulose Vortrag, gehalten von Herrn Tierarzt Dr. Sepp Ritter anläßlich der Generalversammlung des liechtensteinisch«» Braunviehzuchtverbandes am 24. Oktober 1943 auf der „Post" in Schaan. Bei diesen Ausführungen handelt es sich etwa ja nicht um eine wissenschaftliche Abhandlung über die Tuberkulose beim Hausrind, sondern es soll lediglich versucht sein, in allgemein verständ- lichen Grundzügen einiges über den Infektions- weg, über den Verlauf und das Wesen der Impfung der Tuberkulose zu berichten. Geraide die Vertreter des liechtensteinischen Braunviehzuchtverbandes sollen und müssen in erster Linie klar sein über die von der fürst- lichen Regierung in die Wege geleitete Aktion zur Bekämpfung der Rindertuberkulose. Ferner aber sollen diese Leute Schrittmacher sein im Wecken des Verständnisses für diese Aktion draußen bei den Mitbauern. Die Tuberkulose ist eine meist chronisch ver- laufende Infektionskrankheit, hervorgerufen durch den Tuberkel-Bazillus. Die Infektion des tierischen Organismus mit Tuberkelbazillen erfolgt entweder durch die Einatmungsluft oder über den Weg der Futterüufnahme. Schließlich ist eine Ansteckung noch möglich durch die Haut. Die letztere ist zwar sehr selten und kommt be- sonders bei Tierärzten und Metzgern vor. Aus- serdem erfordert eine Ansteckung durch Futter im allgemeinen viel mehr infektiöses Material als eine Ansteckung durch Einatmungsluft, zumal im Magen sehr viel der aufgenommenen Bakterien verdaut werden. Gelangt nun tuberkulöses Material mit der Einatmungsluft in die Lunge, so entwickelt sich an der Stelle, wo die Bazillen sich festsetzen, ein Herd. Mit ihm erkrankt gleichzeitig die dazu ge hörige Lymphdrüse. Der Sitz dieser Erstinfektion ist meist in dem am besten atmenden Teil der Lunge — in den Lungenspitzen. Dieser Herd kann nun in der Folge ausheilen (verkalken) oder aber er entwickelt sich weiter und zerstört allmäh. lich das befallene Organ vollends. Sitzt nun dieser Herd zufällig in der Nähe eines Blutgefäßes, so kann dieses arrochiert (angefressen) werden, was einen plötzlichen Mas- seneinbruch von Tuberkelbazillen ins Blut zur Folge hat. Gelingt es einem Tier, eine Frühimpfung zu überstehen und den Prozeß niederzukämpfen, so ist dies außerordentlich günstig, da das Tier da- durch eine aktive Immunität erreicht hat und für eine weitere Infektion inskünftig sehr wider- standsfähig ist. Selbstverständlich können auch abgekapselte Herde wieder aufflackern, wenn etwa schwere Krankheiten oder Äeberanstrengun- gen irgendwelcher Art durchgemacht werden müssen. Die weitaus häufigste Organerkrankung beim Rind ist die Lungentuberkulose. Dann folgt die Tuberkulose der Geschlechtsorgane und schließ- lich wird noch häufig das Euter befallen. Wird nun tuberkulöses Material mit Futter abgeschluckt, so entwickelt sich daraus eine Ma- gen-Darmtuberkulose. Natürlich kann auch von einer Lungentuberkulose aus eine Magen-Darm- tuberkulöse entstehen, wenn tuberkulöses Mate- rial ausgehustet und vom selben Tier wieder ab- geschluckt wird. 
Bei einer Magen-Darmtuberkulose ergibt sich für den Besitzer dieses TiereS lediglich das Bild eines chronischen, unheilbaren Durchfalles mit Abmagerung, während im Falle einer Lun »gentuberkulose Hüsteln bis starker anfallsweiser Husten, Lederbundigkeit der Haut und Abmage rung beobachtet werden können. Bei der Tuberkulose der Geschlechtsorgane muß vor allem der Zuchtstier genau untersucht werden. Eine Hodentuberkulose könnte schwer wiegendste Folgen zeitigen. In wirtschaftlicher Hinsicht verdient dieser Fall von Tuberkulose be> sondere Beachtung. In Fällen von Hodentubev kulose liegt überdies meist noch ein Befall von anderen Organen vor. Weitaus häufiger allerdings ist der Befall der weiblichen Geschlechtsorgane mit Tuberku^ lose. Dutzende Fälle von Sterilität (ilnsrucht barkeit) konnte ich im Laufe meiner Praxis durch Tuberkulose bedingt feststellen. Besonders gefährlich ist die Eutertuberkulose Sie ist immer ein Fall von sog. „offener Tuber' kulose" und gefährdet den Menschen am aller meisten, da fortlaufend Tuberkelbazillen mit der Milch zur Ausscheidung gelangen. ' Bei einer Eutertuberkulose merkt der Besitzer lediglich eine derbe und schmerzlose Vergröße^ rung der Viertel (insbesondere Schenkelviertel). Selbstverständlich können auch alle anderen Organe des tierischen Organismus an Tuberku^ lose ertranken und so vor allem Leber, Nieren, Knochen (Wirbel), Gehirn, Auge usw. !lm nun den Sinn der Impfung auf Tuber kulose besser verständlich zu machen, sei noch ein mal daran erinnert, daß nach erfolgter Anstel kung mit Tuberkelbazillen die Infektion ent- weder niedergekämpft wird oder aber der Prozeß schreitet weiter und zerstört allmählich das be fallene Organ. In beiden Fällen jedoch entwik keln sich im Körper Stoffe, sog. Gegenstoff» (Antikörper), die als eine Art Abwehr aufgefaßt werden müssen. Es handelt sich also in diesem Fall um Tuberkulose-Antikörper. Die Anwesen heit solcher Antikörper zeigt lediglich an, daß der betreffende Organismus eine Infektion mit Tuberkelbazillen durchgemacht hat. Das betref- sende Tier muß aber durchaus nicht etwa in kli- nischem Sinne erkrankt sein. Es kann die Krank- heit gar nicht offensichtlich geworden oder schon abgeheilt sein. Wenn die Krankheit schon sehr weit fortgeschritten, der Körper sozusagen durch und durch geschädigt ist, dann kann die Fähigkeit des Körpers, Antikörper zu bilden, erlöschen. In den ersten Tagen nach der Infektion sind noch keine Antikörper gebildet. In einem solchen Falle bleibt nun die Impfteaktion aus. Bei schwerkranken und abgemagerten Tieren werden ebenfalls keine Antikörper mehr gebildet, folg- lich ist die Reaktion auch negativ. Festgehalten werden muß, daß wir durch die Impfung mit Tuberkulin lediglich das Vorhan- densein von Antikörpern feststellen können und damit praktisch zu beweisen imstande sind, ob das Tier jemals eine Tuberkuloseinfektion mitge- macht hat oder nicht. 
Ob nun das betteffende Tier an Tuberkulose weiterhin krankt, ob etwa ein tuberkulöser Pro- zeß vorhanden ist, der fortschreitend Gewebe und Organe zerstört, ist mit einer positiven Reaktion nach der Impfung allein nicht festgestellt. In diesem Falle kann nur eine genaue klinische £ln- tersuchung des Tieres Aufschluß geben oder etwa die Untersuchung von Lungenschleim, von Kot, Harn und der Milch. Leider steht dem Tierarzt nicht wie dem Arzt ein Röntgenapparat zur Verfügung, der diagno. stisch so ausgewertet werden kann, wie dies beim Menschen zutrifft. Lediglich bei Kleintieren (Hunde, Schweine, Katzen) kann dies gut ausge- wertet werden. In unserem Falle, also in der Bekämpfung der Rindertuberkulose, fällt dieser Behelf gänzlich aus. Festgehalten soll noch der Begriff der „offe- nen Tuberkulose" sein. Von „offener" Tuber- kulose sprechen wir dann, wenn das erkrankte Tier Tuberkelbazillen mit der Ausatmungsluft oder durch den Harn, durch den Kot, durch den Ausfluß an der Gebärmutter oder, was beson» ders beachtet werden muß, durch die Milch ausscheidet. Tuberkelbazillen in der Milch sind eine ge- waltige Infektionsquelle für den Menschen. Ge- rade dort, wo Sammelmilch getrunken wird, ist die Gefahr der Ansteckung sehr groß. Milch soll daher nie roh genossen werden, sondern gut auf- gekocht (wenn möglich zweimall) verabreicht werden. Gerade aus diesem Gesichtspunkt heraus, ab- gesehen von der enormen wirtschaftlichen Seite, verdient die Bekämpfung der Tuberkulose be- sondere Beachtung. Tuberkulöse Milch ist ein äußerst gefährlicher und schleichender Würger menschlichen Lebens. Es wäre ein großes Manko in der Bekämpfung der Tuberkulose beim Men- schen, wenn nicht gleichzeitig die Bekämpfung der Tuberkulose bei Milch u. Fleisch spendenden Haustieren eingeleitet und somit eine der größ- ten Infektionsgefahren beseitigt würde. Für den Menschen aber in gleicher Weise gefährlich ist der Genuß von tuberkulösem Fleisch. In dieser Hinsicht hat der Fleichbeschauer ein ganz ver- antwortungsvolles Amt. Die vom Herrn Regierungschef-Stellvertre- ter dargelegten Gründe einer zwingenden wirt- schaftlichen Notwendigkeit zur Bekämpfung der Rindertuberkulose können von mir nicht dick ge- nug unterstrichen werden. Somit hoffe ich, daß die Vertreter der Braun- Viehzucht Liechtensteins dieser Aktion größtes Verständnis entgegenbringen. Dieser Verband scheint mir in erster Linie dazu berufen, draußen bei den Mitbauern die nötige Aufklärung zu ge- ben und Sorge dafür zu tragen, daß durch eine weitgehendste Ausmerzung tuberkulöser Tiere die züchterische Leistung nach allen Seiten ge- steigert werden kann. Auf euch als Vertreter des Braunviehzucht- Verbandes lastet große, ja größte Verantwor- tung, zumal durch euere gewissenhaste Mitarbeit unendlich viel Leid dem Mitmenschen erspart bleiben wird. In voller gegenseitiger Unterstützung also laßt uns an diese Arbeit gehen, um einen der tücki- schesten und mörderischesten Feinde menschli- chen und tierischen Lebens zu bannen. Das neue Gift Kriminal-Roman von Paul Altheer Ein eigenartiger Wunsch, Herr Kollege. Aber kr ist Ihnen natürlich ohne weiteres gewährt — sofern wir den Mann finden,' den Sie wün- schen." Er ließ einen Beamten herbeikommen und sragte nach drei andern Beamten im geheimen Dienst, die er mit Hintze, Kral und Forster be- zeichnete. ES 
«gab. sich, daß Forster als einziger anwesend war. Cr erschien kurze Zeit darauf und präsentierte sich als beinahe vollkommene« Eben, bild Ferriberts. Nur der Schnurrbart war «tan»«, länger, als die kurz gestutzte dunkle Män- nerzierde Fernberts. 
Forster erklärte sich, als er erfahren hatte, zu welchem besondern Dienst er abkommandiert werde, unverzüglich bereit, einen halben Zenti meter seines Schnurrbarts zu opfern. Ferribert aber griff sich lächelnd ans Gesicht und riß mit zwei kräftigen Bewegungen die beiden Schnurr- bartteile weg, so daß er sich nun genau so prä- sentierte, wie ihn diejenigen kennen gelernt hat- ten, die ihm in Zürich begegnet waren. „Ist nicht 
nötig", sagte er gleichzeitig. „Bei mir geht es viel einfacher. Ich kann mich ganz nach Ihnen richten, &ro Forster." Mit Hilfe eines FriseurkastenS des Dezernats machte sich der fremd« Aollege innerhalb kür- zester Frist so zurecht, daß einer, der ihn und Forster nicht ganz genau kannte, nicht so leicht 
hätte sagen können, welches der Geheimbeamte des Dezernats und welches der große 
Krimina- list aus dem hohen Norden sei. » Mitten in diese ein bißchen romantische, an uralte Kriminal-Geschichte erinnernde kleine Szene platzte ein junger Beamter, den der De- zernent als Dr. Sälde vorstellte, der mit einer ganz besondern Aufgabe betraut war, der Er- forschung von Verbreitung und Wirkung eines neuen, seit kürzester Zeit in Deutschland neu aufgetauchten Rauschgiftes, das man Mariju- ana nannte. Marijuana. Auf Veranlassung feine« Vorgesetzten, unter- stützt durch die Bitte Ferribert«, hielt Dr. Sälde 
aus dem Stegreif einen ausführlichen Vortrag über dieses neue Gift, dessen Auftauchen in Ber- lin man vor einigen Wochen mit Entsetzen fest- gestellt hatte: Marijuana ist ein Produkt, da« aus dem sogenannten mexikanischen Hanf gewonnen wird. Die Eingeborenen von Mexiko kennen die Wir- kung dieser Pflanze schon seit Jahrhunderten. Erst seit einigen Monaten aber hat dieses neue Gift den Weg in die Kreise der Amerikaner be- stimmte? Gesellschaftsschichten gesunden. In erster 
Liirie toaxtn «» die amerikanischen Studenten, 
die sich ihm ergaben und ihm in «wem derartigen Tempo erlagen, daß in den Staaten vor kurzem regelrecht 
Alarm geblasen wurde. - . ~
	        

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