Volltext: Liechtensteiner Vaterland (1943)

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^obna, Mittwoch Mi 27. Oktober 1948 
8. Jahrgang o« halbjährlich Fr.5J ßrii Reich u. U.S.A.) Auskunft und Gleicher Preis wie Inland u. 30 Rp. Postzuschlag. BrilReich und U.S.A. Fr. 14.— pro Jahr, halb]. A.7.—, viertel]. Fr. 3.50, nur bei Voreinzahlung. 
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Wirtschaftsverbände sollen damit ihre staats- rechtliche Eingliederung finden und in weit- gehendstem Maße auf dem Wege allgemein ver- bindlich erklärter Vereinbarungen und Be- schlttsse die Berufsangelegenheiten selber regeln. Die Gewerbegenossenschaft für das Fürstentum Liechtenstein hat dank der Entscheidung der fürst- liehen Regierung vom 23. März 1942 diese Stellung als öffentlich-rechtliche Korporation in weitgehendem Maße erreid)t, können doch unter gewissen Voraussetzungen Verfügungen, Anord- nungen und Tarife der Genossenschaft für die Mitglieder allgemein verbindlich erklärt wer- den. Das Gesetz über den unlautern Wettbewerb Das Eidg. Parlament hat soeben in der Schlußabstimmung das Gesetz über den unlau tern Wettbewerb gutgeheißen, das die gesetz geberische Anterlage zur Bekämpfung der Miß bräuche und Unsitten, wie sie sich im Wirt schaftsleben unter dem Regime der Kandels und Gewerbefreiheit einschleichen konnten, die tet. Sofern das Referendum nicht ergriffen wird, wird dieses Gesetz über den unlautern Wettbewerb schon im Jahre 1944 in Kraft ge- setzt werden können. Es gibt unsern Berufsver. bänden die rechtliche Grundlage, um wirksam den Kampf gegen das Unreelle und Anlautere aufzunehmen. Das Gesetz über den unlautern Wettbewerb'- bildet den zweiten Teil der Eidgenössischen Ge- werbegesetzgebung. Der dritte und vorläufig letzte Teil der gewerblichen Wirtsd)aftsgesetzgebuug wird eine Gesetzesvorlage über die Arbeit in den Gewerben darstellen. Diese Gesetzgebungsvor- läge befindet sich im Stadium der ersten Vorar- beiten. Aus unsern Darlegungen ist ersichtlich, daß der schweizerische Handwerkerstand allen Grund hat, diesen gesetzgeberischen Fragen die notwen- dige Aufmerksamkeit zu schenken und sein poli- tisches Gewicht bei Abstimmungen und Wahlen in die Waagschale zu werfen. Nach diesem lückenhaften Querschnitt durch die wirtschaftspolitischen Tagesfragen des schweizerischen Handwerkerstandes gehen wir über zur Frage der Sozialpolitik im schweizeri- sd)en Handwerk. Die Sozialpolitik im schweizerischen Handwerk. Diesen Fragenkomplex müssen wir kurz nach zweiRichtungen untersuchen: 1. Die Beziehun- gen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer und 2. Die Sozialfürsorge der Mittelstandsfami- lie.' (Fortsetzung folgt. 
Fürstentum Liechtenstein Geburtsfest Ihrer Durchlaucht der Fürstin. Lim 
6 Ul)v abends des vergangenen Sonntag hat sid) im Echloßhof von Vaduz eine große Festgemeinde zusammengesunden, um Ihrer Durchlaucht unserer hochverehrten und geliebten Fürstin Gina zum Geburtsfeste zu gratulieren. Die Vaduzer „Harmonie"-Musik eröffnete die Serenade mit dem Fürstin Gina-Marsch, wor- auf der Kirchenchor Vaduz und der Männerge- sangverein Sängerbund mit je einem Liebe ihre Huldigung darbrachten. Die Musik intonierte sodann den Czardas „Der Geist des Wojewo- den", worauf zwei allerliebste Trachtenmädchen sinnvolle Glückwünsche in Versform vortrugen. Die Gratulation der Bevölkerung brachte so- dann Herr Bürgermeister David Strub in einer kurzen, aber markanten Ansprache zum Aus drucke. Allerliebst war es, als die kleinen Trach tenmädchen der Fürstin Blumen überreichten und mächtig bejubelt wurde es, als die junge Fürstin eine dieser kleinen Gratulantinnen auf die Arme hob. Machtvoll erklang sodann in dieser abendlichen Feierstunde die Volkshymne, intoniert von der „Harmonie"-Musik und begei- stert gesungen von der Festgemeinde. Sitzung der Landesgrundverkehrskommisiion. In der Angelegenheit des bekannten Streit falles betreffend Bodenkauf in Schaan, mit dem Zweck der Erstellung einer Siedlung, tagte am Montag die LandeSgrundverkehrskommission. Die Kommission beschloß, die Akten der Ge- meindegrundverkehrskommWon zur Rttckäuße- rung über die Beschwerde zurückzusenden. Eine Entscheidung mußte demnach vertagt werden. Sammelergebnis für das Internationale Rote Kreuz. Die kürzlich in Liechtenstein für das Inter- nationale Rote Kreuz durchgeführte Sammlung hat den Betrag von rund 7260 Franken ergeben. Braunviehzuchtverband.Generalversammlung. Am letzten Sonntag fand in Schaan im Gast- Haus 
zur Post die Generalversammlung des liechtenst. Braunviehzuchtverbandes statt. Herr Obmann und Bauernberater Franz Beck be- grüßte die Versammlung. Die Tagesordnung sah vier Gegenstände vor. Die Wahl der Experten für die Beständeschau ergab die beiden Mitglie» der der Viehveredlungskommission, Vorsteher Marxer, Gamprin, Hans Vogt, Balzers, und Altgemeinderat Sulser, Oberschan. Der Termin für die Beständeschau ist aus dem Inserat dieser Nummer zu ersehen. Den Hauptberatungsgegenstand bildete die Durchführung der Tuberkulose - Bekämpfung. 
Dem einleitenden Referate des Vizeregierungs- chefs Dr. Alois Vogt war u. a zu entnehmen, daß in jenen Kantonen, nach denen unser Vieh zur Hauptsache verkauft wird, die Bekämpfung der genannten Krankheit schon weit fortgeschrit- ten sei, speziell im Nachbarkanton St. Gallen. Es sei daher notwendig, daß auch bei uns Ernst gemacht werde. Aebrigens sei die Tuberkulose bei Rindern auch eine Gefahr für die Menschen. Bis heute wurden nach Angabe des Herrn Landestierarztes Dr. Matt 1065 Tiere geimpft, ca. 380 kommen noch diese Woche daran. Das Er- gebnis war bisher befriedigend, da durchschnitt- lich nur 5,1 Prozent der geimpften Tiere rea- gierten. Es kommt sehr darauf an, ob in einer Gemeinde nur wenige und zudem verdächtige Tiere oder sehr viele Tiere angemeldet werden. Heute kann natürlich noch kein abschließendes Arteil gefällt werden. — Die Impfung aller Tiere würde zirka eine halbe Million Franken kosten. Dabei wäre allerdings gedacht, die Tra- gung der Kosten auf vier Jahre zu verteilen. Tierarzt Dr. Sepp Ritter hielt einen sehr in- teressanten Vortrag über die Rindertuberkulose, speziell über die Wege der Infektion, den Ver- lauf der Krankheit und das Wesen der Impfung. — Wir kommen auf diesen Gegenstand in un- serer nächsten Nummer zurück.' Der Verband faßte dann den Beschluß, beim Landtag einen Antrag auf Einführung der obli- gatorischen Impfung zu stellen. Vaduz. — Bebauungsplan. (Korr.) Zurzeit wird wieder einmal von der Notwen- digkeit eines Bebauungsplanes gesprochen, spe- ziell im Ebenholz. Es ist zwar außerordentlich zu bedauern, daß diese Planung nicht schon lange und zwar für die ganze Gemeinde veranlaßt wurde, doch ist auch heute noch einiges zu ret- ten. Etwa Mitte der Zwanzigerjahre fand im so- genannten Mehlzimmer des Schulhauses eine Gemeindeversammlung statt, an der über das Trasse einer Straße von der Bäckerei Konrad durchs Quäderle mit Einmündung in die Land- straße bei der Lochgasse diskutiert wurde. Leute, die ihrer Lebtag von Fortschritt sprachen, aller- dings immer hinten am Wagen zogen, brad)ten das Projekt zu Fall und so kam es dann, daß in diesem Dorfteil eine Reihe von Häusern erstellt wurde, die nun einer tadellosen Linienführung einer Straße im Wege stehen. Dieses Beispiel mag genügen, um zu beweisen, wie sehr sich der Eigennutz und das Hangen am alten Zopf rä- chen können. Vaduz von heute ist nicht mehr Vaduz vor 20 Iahren; denn in dieser kurzen Spanne Zeit wurden hier annähernd 200 Gebäude erstellt. Wenn die Bautätigkeit nur einigermaßen an- hält, so ist die Ausarbeitung eines 
Bebauungs- Das neue Gift Kriminal-Roman von Paul Altheer (Abdrucksrecht Schweizer Feuilleton-DIenst) Natürlich kannte man hier seine Chiffre nicht, die in der Schweiz Gültigkeit und Bedeutung besaß. Aber die Chiffre des Chefs mußte man doch kennen. And, obwohl er wußte, daß er da- mit 
das tat, was man im bürgerlichen Leben eine Kompetenzül»rschreitung oder eine Amts- anmaßung nennt, malte er die geheimnisvolle und allmächtige Chiffre des Chefs auf die Karte und zeigte das Produkt seines Einfalls dem Kellner. Einen Augenblick glaubte er im Gesicht des undurchsichtigen Menschen etwas aufblitzen zu sehen. Es dauerte aber nur den Bruchteil einer Sekunde — und schon wieder schaute er in das kalte, nichtssagende Lakaiengesicht. Die Buffet-Tochter, die auf das Gespräch auf- merksam geworden sein mochte, eine blonde, zarte, nicht sehr große Erscheinung, die nicht reckt in dies« Amgebung hineinzupassen schien, näherte sich dem Tischchen des Rechtsanwaltes. Zwei Gäste, die in seiner Nähe gesessen hatten, waren aufgestanden und wollte» anscheinend an Fontana vorbei, der Türe zu.. D« sah Fontana plötzlich den Fremdes, der 
vorhin mit ihm gesprochen hatte, wie aus dem Boden gewachsen vor ihm stehen. Seine beiden Fäuste zischte» geradezu durch die Luft und wie von der Axt gefällt, sackten die beiden Anbe kannten, die jetzt dicht neben Fontana standen, zusammen. Das blonde Mädchen vom Büffet stieß einen Schrei aus, und Fontana glaubte noch zu sehen, wie da und dort einer der Gäste auffprang, wie Zeichen der Verständigung hin und her blitzten .... Aber schon fühlte 
er sich von dem Manne mit dem kurzgestutzten, dunklen Schnurrbart am Aer. mel gepackt und weggeschleift. Lärm, Stimmengewirr, Flüche und Schreie schlugen an sein Ohr. Er wußte nicht, wie ihm geschah, fand sich plötzlich auf der Straße, wo er von seinem Begleiter in ein heranfahrendes Autotaxi hineingeschoben wurde. Erschöpft wirst sich der Fremde neben ihm in die Polster und rief dem Chauffeur als Ziel den PotSdamer-Platz zu. Die Chance. „WaS war das eigentlich?" fragte Fontana, nachdem er sich einigermaßen von seiner Auf- regung erholt hatte. Der Fremde legte de» Zeigfinger auf die Lip- Pen, zum Zeichen dafür, daß er schweigen soll. Am PotSdamer-Platz stiege» sie auS, entlöhn-ten 
den Chauffeur und suchten sich in der Rie senhalle des Cafis Vaterland einen Platz, der möglichst weit von der Musik entfernt war. Erst als der Kellner ihre Bestellung ausgeführt und ihr Tischchen wieder verlassen hatte, begann der Fremde: „Verzeihen Sie, wenn ich mich in Ihre An gelegenheit mische. DaS allerdings, was jetzt eben geschah, war ganz improvisiert." „Worum hat 
es sich eigentlich gehandelt?" ftagte Fontana, ihn unterbrechend, ehrlich er- staunt. „Jetzt?" fragte der Fremde. „Jetzt eben haben Sie das Verbrechen begangen, Ihren Chef zu verraten — vielleicht ohne daß Sie sich dessen bewußt waren. Wer die Tatsache allein, daß Sie sich einer falschen Chiffre bedienten . . . ." Fontana schaute seinen Begleiter mißtrauisch an und fragte: „Wer sind Sie? WaS wollen Sie? Was wis. sen Sie?" „Wenn Sie mir versprechen, mich ruhig an» zuhören und möglichst selten zu unterbrechen, dann will ich Ihnen der Reihe nach erzählen, waS Sie wissen müssen." Fontana nickte und der Fremde begann: „Sie haben einmal, in Zürich, meine Hilfe in Anspruch nehmen wollen. Sie 
erinnern sich, daß 
Sie zu dem Privatdetektiv Ferribert im Dolder Grand Hotel kamen . . ." „Ahl Jetzt weiß ich . . . Aber damals haben Sie keinen Schnurrbart getragen, Herr Ferri- bert", sagte der Zürcher Rechtsanwalt eifrig. „Ich trage ihn auch jetzt nur zu besondern An- lässen. Wenn ich zum Beispiel in der Höhle des Löwen herumklettere, oder eine andere Gefah- renzone betrete, wo ich befürchten muß, von Menschen, deren 
Aufmerkssmkeit sich nicht auf mich ziehen möchte, erkannt zu werden. Aber, las- sen Sie mich erzählen: Als Sie in Zürich zu mir kamen, wußte ich natürlich sofort, daß Sie selber der Klient wa- ren, für den zu mir zu kommen Sie behaupteten. Da ich aber gerade Ihretwegen nach der Schweiz gekommen war ... Fontana machte eine Bewegung der Aeber- raschung und wollte unterbrechen. Ferribert aber sagt« rasch: „Lassen Sie nur, Herr Doktor. Ich will mich schon kurz fassen, aber Sie müssen mich ruhig anhören: 3» einer großen Organisation, die sich mit dem Schmuggel und Verkauf von Heroin und ander« Rauschgiften befaßt-, war'es mir gelun̂ gen, nach langer MGe nind Arbeit» den Träger einer Chiffre s» weit̂zu isolieren̂ daß ich genau
	        

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