Volltext: Liechtensteiner Vaterland (1943)

fit. SS Bad«,. Mittwoch de» 20. Oktober 1943 8. 30&fQQItg lezngsprelse: Liechtenstein und die Schweiz jährlich Fr. 11.—, halbjährlich Fr. 5.50, vierteljährlich Fr. 2.80. Ausland (ausgenommen Jrit. Reich u. U.S.A.) Auskunft und Bestellung bei den Postämtern. Gleicher Preis wie Inland u. 30 Rp. Postzuschlag. Brit Reich und U.S.A. Fr. 14.— pro Jahr, halbj. .•'f.7.—, viertelj. Fr. 3.50, nur bei Voreinzahlung. 
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Vaduz-, St. Gallen IX 5473. " A. G., St. Gallen und andere Filialen. Zum Zubiläumskonzevt der „Harmonie" Vaduz Man spricht oft von einem Markstein im £c- ben eines Menschen. Bei dieser Gelegenheit schaut man zurück auf wichtige Vorkommnisse, auf Leistungen und man zieht die Bilanz. Wer dann 80 Jahre seines Daseins hinter sich hat, wird etwa einen dicken Strich unter sein Werk machen und sich vornehmen, nun ein gemäch» liches Tempo anzuschlagen, auszuruhen und sich des Segens seiner Arbeit zu freuen. Nicht so bei der „Harmonie"! Auch sie hat am 3. und 17. Oktober mit einem großen Festkonzert einen Markstein gesetzt, auch sie hat Rückschau gehal- ten auf ihr gewaltiges Werk im Dienste der hehren Frau Musiea, auch sie hat eine Bilanz gemacht, doch nicht, um sich dem süßen Nichts- tun hinzugeben, zu rasten und also zu rosten, sondern um mit neuem Mute, mit doppeltem Eifer und unverwüstlichem Optimismus an neue, noch größere Aufgaben heranzutreten. Das ist der tiefere Sinn des 80. Wiegenfestes der „Harmonie" Vaduz. Äeber die Fortschritte dieses Vereines speziell seit einer Reihe von Jahren gibt es nur eine Meinung: Ein Muster und Vorbild! Am letzten Sonntagnachmittag konnte Kerr Vorsteher David Strub neben Abordnungen von Vereinen im Lande besonders auch Gäste von auswärts begrüßen, so von Sargans und Au, von wo sich fast ein Dutzend Mitglieder der „Konkordia" mit ihrem Vizepräsidenten, Äerrn Julius Weder, eingefunden hatten. Im Jahre 1927 fungierte nämlich der genannte Verein unter der Leitung Herrn Wilhelm Kämmerles in Vaduz als Festmusik und so war es klar, daß unsere „Harmonie" bei der 100-Iahrfeier der „Konkordia" am 18. Juli d. I. in Au nicht feh- len durste. — Gegen den Schluß der Aufführung trat Äerr Konrad Thurnherr, Malermeister, an das Rednerpult und hielt nachfolgende mit mächtigem Applaus aufgenommene Ansprache: „Meine lieben Musikameraden von Vaduz, geschätzte Festversammlung! Es ist mir von der Musikgesellschast „Konkor- dia" Au die angenehme Aufgabe übertragen worden, Euch zum heutigen Iubiläumsanlasse kameradschaftlichen Gruß zu übermitteln. Schon seit Jahren bestehen zwischen den beiden Musikvereinen „Harmonie" Vaduz und „Kon- kordia" Au freundschaftliche Bande, die zurück- greifen auf die Wirksamkeit unseres geschätzten gemeinsamen Dirigenten Wilhelm Hämmerte, Lustenau, und welche in der Folge durch mannig- fache Anlässe in Euerem heimlichen Städtchen oder im Schatten einer Festwiese in unser» Ge- markungen erneuert und gefestigt worden sind. Noch sind es kaum zwei Monate her, seit wir unsere lieben Musikkameraden von Vaduz bei 
Anlaß der Centenarfeier in Au als willkommen! Gäste begrüßen durften. Ich möchte die Gelegen! beit bentthen, um Euch Kameraden nochmals recht herzlich zu danken für Eure Mitwirkung an diesem Jubelfeste, die uns, aber auch die ganze Bevölkerung auftichtig gefreut hat. — Unsere gegenseitige Verbundenheit beruht auf gar mannigfachen gegenseitigen Beziehungen. Im größeren Kreise sind es die staatlichen und kirchlichen Aufgaben, die auf verschiedenen Ge» bieten in friedlicher Zusammenarbeit zwischen der Schweiz und dem Fürstentum Liechtenstein ge- löst werden. Im kleineren Kreise dagegen ist es die Pflege ftoher Musikkameradschaft und schö- ner Musik. — Daß die „Harmonie" Vaduz imstande ist, schöne und hervorragende Musik zu pflegen, hat der heutige Anlaß wiederum erneut bewiesen. Die prachtvoll wiedergegebenen Vorträge haben uns im Geiste zurückversetzt in die Tage, wo wir in edlem Wettstreit miteinander musizierten und in ftoher Gesellschaft beim feurigen Vaduzer oder Mondsteiner die Ideale unserer Musik hochleben ließen. Wir danken in erster Linie dem Herrgott, daß es uns am heutigen Tage, wo furchtbares Kriegsgeschehen unsere Grenzen umgibt, gestat- tet ist, noch solche Ideale zu pflegen und uns an Musik und gegenseitiger Freundschaft für den Alltag zu stärken. — Wir gedenken aber auch dankbar der weltlichen Führung diesseits und jenseits vom Rhein, deren Träger vom besten Willen beseelt sind, den Krieg von unfern Gren- zen fernzuhalten und die Kriegseinschränkungen unserm Volke so gut als möglich zu erleichtern. Meine lieben Musikkameraden von Vaduz! Es ist nicht unsere Art, lange Reden zu hal- ten, denn unsere Stärke liegt viel eher im Musi- zieren, was in überzeugender Weise soeben be- wiesen worden ist. — Als Ausdruck unserer Freundschaft u. Sympathie für die „Harmonie" Vaduz überreiche ich Euch im Namen und Auf- trag der „Konkordia" Au diesen Becher, beglei- tet mit einem Glückauf für die Zukunft, beglei- tet aber auch mit dem sehnlichsten Wunsche, daß die Zeiten bald wiederum kommen werden, wo uns vergönnt sein wird, den Becher unbeschwert von Kriegssorgen mit einem feurigen Vaduzer oder prickelnden Mondsteiner Tropfen zu kre- denzen. — Empfanget den Becher als Symbol treuer Freundschaft und Kameradschaft, aufs neue gefestigt am heutigen Tage mit einem „Es lebe das Ländchen Liechtenstein, es lebe die „Harmonie" Vaduz!" Im Namen des Vereines sprach hierauf der Vorstand, Äerr Meinrad Ospelt, den Kollegen aus deni Rheintal den besten Dank aus für die freundliche Lleberraschung, betonend, daß der 
überreichte Silberbecher im Vereinslokal immer einen Ehrenplatz einnehmen werde. Auch wllr- digte Herr Ospelt das allzeit große Entgegen- kommen des Herrn Vorstehers Strub der „Har- monie" gegenüber und dankte endlich auch Herrn Studienrat Prof. Schädler für die Zusammen- stellung der Vereinsgeschichte. Nach dem Konzerte fanden sich die „Harmoni- sten" mit den „Konkordianern" und „zugewand- ten Orten" im Hotel Adler zusammen, denn der Mensch lebt nicht nur von Musik, sondern auch davon, daß gelöscht wird, wo es brennt! Es entwickelte sich bald ein fröhliches Treiben. Humpen mit Mondsteiner Rebenblut kreisten, liebe Lieder erklangen, launige Reden wurden gehalten und alte, treue Musikanten wurden ge- ehrt, so Alois Gaßner in Triesenberg, der schon seit 1889, also 54 Jahre, der Musik treu blieb gleich einer Braut, der in Zug, Zürich, Ehur und Rapperswil bei großen Vereinen ein hochgeach- tetes Mitglied war, der speziell in Triesenberg seit 1904 eine Säule der dortigen „Harmonie" bildete und lange Zeit auch in der heutigen Iu- bilarin mitwirkte. Auch einem Liechtensteiner in Sargans im Baugeschäst Müßner, Herrn Vin- zenz Wohlwend, der schon 35 Jahre hindurch im Sarganserverein mitspielt, von Vaduz im Jahre 1927 und von Triesenberg 1932 einen Pokal »ach Hause ttug, der lange Präsident des Ver- eines war, u. a. auch die Liniformierung durch- führte und übrigens nicht etwa allein,-sondern mit zwei Söhnen, die gleichfalls aktive Musiker sind, zum Festkonzerte erschien, wurden in glei- cher Weise Worte hoher Anerkennung gezollt. Doch, nun mußte man sich trennen, ein letzter Schluck köstlichen Weines, ein kräftiger Hände- druck zum Abschiede und dann Hub ein Meister des Flügelhorns, Herr Max Ospelt, an: „. . . der liebe Gott geht durch den Wald . . ." !1n- vergeßliche Stunden waren vorbei und der graue Alltag kehrte wieder. Die wirtschasts- und sozialyolitischea StrömWgeoimWeizerischea HWdlverkerstmde (Vortrag von Herrn Dr. P. Beuttner, Sekretär des thurgauischen Gewerbeverbandeö und Mit- glied der eidgen. Gewerbekommission, gehalten an der Tagung der Liechtensteinischen Ge- werbegenossenschast am 26. September 1943 in der „Linde" in Schaan) (Fortsetzung) Wirtschaftliche Probleme des Schweizerischen Handwerkerstandes Der Schweizerische Gewerbeverband betrach- tet die verfassungsrechtliche Erledigung der Wirtschaftsartikel als eine unerläßliche Aufgabe der Nachkriegszeit. Vielleicht wäre es für die Bemeisterung der nachkriegszeitlichen Schwie-rigkeiten 
für den Staat und seine Verwaltungen von Vorteil gewesen, wenn sie sich bei der Neu- ordnung der nachkriegszeitlichen Wirtschaftsver. Hältnisse auf die Bestimmungen der neuen Wirt- schaftsartikel hätten berufen können. So ist es nicht ausgeschlossen, daß gerade aus diesen Aeberlegungen schon in nächster Zeit das Ab- stimmungsproblem über die Wirtschastsartikel eine brennende Aktualität erfahren konnte. Wenn es zu einem verfassungsrechtlichen Ab- stimmungskampfe kommen sollte, dann weiß das schweizerische Gewerbe, daß es um eine grund- legende Frage seiner staatsrechtlichen Eingliede- rung geht. Die Neuformulierung des Grund- satzes der Handels- und Gewerbefreiheit im Sinne der neuen Wirtschaftsartikel will die Ab- lösung der unbeschränkten Handels- und Ge- Werbefreiheit durch eine Freiheit der Wirtschaft-, liehen Betätigung nach Maßgabe der ausgewie- senen Berufstttchtigkeit und des Grundsahes des Handelns nach Treu und Glauben. In der bereits erwähnten Eingabe des Schwei- zerischen Gewerbeverbandes wird von der neu- anzustrebenden Wirtschaftsgesetzgebung ver- langt: Die dauernde Unterstellung der Eröffnung, Aebernahme oder Erweiterung gewerblicher Betriebe unter die Bewilligungspflicht, wo- bei in der Friedenszeit die Erfordernisse des Fähigkeitsausweises (obligatorische Mei- sterprttfung) erst recht die Regel bilden soll. Allerdings wird auch neben den verfassungs- mäßigen Sonderbestimmungen für einzelne Gewerbe, wie zum Beispiel das Gastwirt- schaftsgewerbe die ausnahmsweise Anwen- dung der Bedürfnisklausel zur Lleberbrllk- kung ausgesprochener regionaler oder branchemäßiger Notlagen, soweit sehr ein- fache Verhältnisse den Verzicht auf den vol- len Fähigkeitsausweis als geboten und tragbar erscheinen lassen, zulässig bleiben müssen. Damit sind wir bereits In das Kernproblem der neuzeitlichen schweizerischen Gewerbe- - Politik hineingeraten, in das Problem der Einführung der gewerblichen Bewilligungs- Pflicht. Die gewerbliche BewMigungspflicht Wir stoßen damit auf das gegenwärtige Kern- Problem der aktiven schweizerischen Gzwerbe- Politik. Die Einführung der gewerblichen Be- willigungspflicht beherrscht nicht nur die Dis- kussionen innerhalb unserer gewerblichen Stan- des- und Berufsorganisationen, sondern beschäf- tigt in ebenso, hohem Maße die breite Oeffent- lichtkeit, vorab unsere Presse. In lndenschaft- liehen Auseinandersetzungen werden die Wirt- schaftlichen und sozialeil Gründe vorgetragen, die für und gegen die gewerbliche Bewilligungs- Pflicht sprechen. Am 1. April 1941 hat der Bundesrat die kriegswirtschaftliche Bewilligungspslicht 
eingo- Das neue Gift Kriminal-Roman von Paul Altheer tMdruckSrecht Schweizer Feuilleton-Di-nst) Dia Konsequenz, mit der sie seine Erledigung betrieben, war so unerbittlich, daß sogar er, der sich sonst vor dem Teufel persönlich nicht zu fürchten glaubte, so etwas wie Angst verspürte. Er war jetzt vollständig überzeugt davon, daß es für ihn nur eines gab: Nachgeben, das Feld räumen und vielleicht in Berlin noch einmal den Anschluß suchen. Er war wütend über sich selber, als er sich hei dem Gedanken ertappte, klein beizugeben und zu Kreuze zu kriechen. Das war seiner nicht wür- dig. Er hatte, trotz allem, bisher immer verstan- den, feine Selbständigkeit zu wahren. Er hatte immer alles abgelehnt, was ihm nicht paßte. Immer? Bis zu dem Augenblick, da diese Marietta aufgetaucht war. Wie sie eS fertig-gebracht hatte, ihn herum- zukriegen... Dabei hatte sie ihm nichts gegeben, nicht ein-mal 
etwas versprochen. Er überlegte sich die ganze Angelegenheit Marietta noch einmal: Was für eine Macht hatte dieses Weib über ihn? Zum ersten Mal in seinem Leben war eine Frau ihm so begegnet, wie er bisher den Frauen begegnet war. Er war ehrlich genug, dies zu er-, kennen, und wunderte sich immer und immer wie- der darüber, daß er diesem schwarzen Teufel hereingefallen war. Während diese Gedanken ihn bestürmten, hatte er automatisch damit begonnen, noch ein- mal alle seine Akten und Dokumente durchzu- gehen. Alles, was irgendwie dazu hätte dienen können, ihn zu verraten oder ihm irgendwelche Unannehmlichkeiten zu bereiten, stopfte er in seine Schweinsledermappe, die er als Handge- päck mitzunehmen gedachte. Ein gelbes, vielfach versiegelte« Kuvert hatte er nun schon zum drittenmal in der Hand. Er wog es bedächtig in der Rechten und schwankt« sichtbar darüber, ob er es zu sich nehmen oder zurücklassen sollte. Dabei murmelte er Worte wie „Defraudant", „Mündelgelder", „Anter. schlagung" vor sich hin. Darm <in plötzliche« 
halb irres Auflachen: „Damit die andern es nachher verschwinden lassen! !lnd ich muß es doch gewesen sein!* And mit einer jähen Bewegung warf er das versiegelte Kuvert in seine Mappe hinein. Die Dämmerung war längst hereingebrochen und hatte ihn genötigt, die Lichter anzudrehen. Nachdem er nun in seinem Bureau die Be- leuchtung wieder abgedreht hatte und gerade daran war, in der Kanzlei dasselbe zu tun, läu- tete da» Telephon. Er schrack zusammen, wie ein Dieb, der sich auf frischer Tat ertappt sieht. Mit einer Ge- bärde der Nichtachtung drehte er sich weg, um den Raum zu verlassen. Da besann er sich: Nein! Feige war er noch nie gewesen. Er nahm den Äörer und sagte: „Fontana." Eine dunkle Stimme leierte einen.eingelem- ten Spruch herunter, wie ein Dienstmann oder ein Bote e« tut: .• „8ch soll dem Lern» Doktor.sage», wenn er 
herunterkommt, möchte er nicht vergessen, den Briefkasten noch einmal zu leeren." „So? Warum? Wer sagt Ihnen das?" ftagte Fontana, nachdem er sich von der ersten Aeberraschung erholt hatte. Er bekam keine Antwort mehr. Er hörte nur noch ein leises Knacken — der Teilnehmer hatte aufgehängt. Bevor Fontana das HauS verließ, entnahm er seinem Briefkasten ein umfangreiches Kuvert. Er riß e« auf und fand darin seinen Paß mit einem gültigen Visum für die Einreise nach Deutschland, ein paar Banknoten sowie ein Kärtchen, auf dem nichts weiter stand als „17 G/7". Abschied von der Schweiz. Ferribert ließ sich wieder einmal in Basel bei Dr. Jäger melden und begann seinen Besuch mit den Worten: „Ich möchte meine» Schweizer Aufenthalt nicht abbrechen, ohne wenigsten« von Ihnen Ab- schied zu nchmen> lieber. Doktor." „Sie wollen fort? Jetzt? Wo wir so schSn ich Zuge sind?" ftagte Dr. ZSger -erstaunt. mmmammßmm m
	        

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