Volltext: Liechtensteiner Vaterland (1943)

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Äadvz. Mittwoch de» L. Sinti 1048 8. Jahrgang 3exu|rapreise: Liechtenstein und die Schweiz jährlich Fr. 11.—, halbjahrlich Fr. 5.50, vierteljahrlich Fr. 2.80. Ausland (ausgenommen flrit Reich u. U.S.A.) Auskunft und Bestellung bei den Postämtern. Gleicher Preis wie Inland u. 30 Rp. Postzuschlag. Brit Reich und U.S.A. Fr. 14.— pro Jahr, halbj. Jt. 7.—, viertel]. Fr. 3.50, nur bei Voreinzahlung. T 
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Anzeigenpreise: Einspaltige Millimeterzelle: Liechtenstein 5 Rp.; Rheintal (Trübbach bis Sennwald), sowie Feldkirch 7 Rp.; übrige Schweiz 8 Rp.; Länder außer der Zoll- union 9 Rp.; Anzeigen im Textteil: 16 Rp. Erscheint Mittwoch und Samstag LIECHTENSTEINER OBeAN FÜR AMTLICHE KDNDMAOHDNflEN. Geschäftsstellen: Schriftleitung und Verwaltung in Vaduz ^Liechtenstein).̂Postscheckkonto: ',. Druckerei: J. Kuhn's Erben, Buchs (Fernsprecher Buchs 88.474). Alleinige Inseratenannahme für Schweiz 
Liechtensteiner Vaterland, Vaduz", St. Gallen IX 5473! und Ausland: „Publicitas" A.G., St. Gallen und andere Filialen. BenfüberptMi, Smerttiches. ArtettttsW (flott.) In einer der letzten Nummern unseres Blat res äußerten wir uns Über die Gewerbesperre, ihren Ursprung und ihre Aussichten. Wir schrie ben, daß daS Lebet an der Wurzel gefaßt wer den müsse: bei der Lenkung und Ausbildung de« gewerblichen Nachwuchses, bei der FachauS« bildung von Vorarbeitern und Aufsehern. Wie wir feststellen konnten, haben unsere Ausfüh rungen weit herum Zustimmung gefunden, wenn sich auch der eine oder andere getroffen fühlen mochte. Im Interesse eines gefunden Kandwer kerstandes aber ist öS gelegen, daß die maß gebenden 
Faktoren sich recht bald mit der Frage der Berufsberatung eingehend beschäftigen und sich an bewährte Vorbilder in unserer Nachbar schast halten. Die Schweiz 
arbeitet seit Iahren energisch und zielbewußt an der Berufsberatung und fachlichen Ausbildung der schulentlassenen Zugend, ihre Berufsberatung ist vorbildlich. Daß die Ausbildung 'der Äandwerker im Deut- schen 
Reiche seit langer Zeit auf hoher Stufe steht, braucht nicht besonders betont zu werden. Nur »er Tüchtige fcrniHrn- heutigen Existenz» kämpfe bestehen, nur der kann ein Meister wer- den, der eine gründliche Ausbildung genossen hat. Mit dem Besuche einer gewerblichen Fort- bildungSschule allein ist es nicht getan, auch nicht mit der bloßen Dokumentation einer drei- jährigen Lehre und einer zweijährigen Ge- Hilfenzeit. Änsere gewerbliche Jugend muß wieder den Ehrgeiz 
bekommen, sich die Welt anzuschauen und> an den Errungen- schasten und Fortschritten der handwerklichen Technik zu lernen, sich auch neben den Handwerks» mäßigen Fertigkeiten das nötige kaufmännische Rüstzeug anzueignen. An der Mutter Schoß ist 
es schön, aber es ist 
auch schön, wenn der junge Äandwerksmann, der junge Kaufmann nach seinen Wanderjahren im Auslande heim- kommt und in seiner Keimat sein Können unter Beweis stellen kann. Ist es nicht immer interes» sant und» lehrreich, von unseren älteren Äand- werkern die Erlebnisse der Wanderjahre in der weiteren Welt erzählen zu hören! So von der „Walz" zu erzählen, bringt auch dem alten Be- rufsmanne immer wieder seine Jugend in schöne Erinnerung. Landwerk hat einen goldenen Boden, aber notwendig dazu ist ein gründliches handwerkli- ches Könnenl 
Die Gewerbegenossenschaft hat unter ihrem zielbewußten, energischen und berufsfreudigen Präsidenten in wenigen Iahren Vorzügliches geleistet. Die Berufsfteude muß bei einer fol- che» Bemühung um die gewerbliche Besserst«!- lung, um die Schaffung eines gerechten Schut- zeS vor jeder Schmutzkonkurrenz und vor Preis- unterbietungen in den eigenen Reihen zuneh« men, der Gemeinschaftsgeist wird geweckt.und die Schaffung junger, tüchtiger Äandwerker muß den Stolz der Gewerbegenossen unfehlbar steigern. Gewiß hasten der jetzigen Organisation noch Mängel an, in vielen Fällen überbordet die Schaffensfteudigkeit und tteibt Wasser- schösse, die man, um den Genossenschaftsbaum nicht zu Schaden kommen zu lassen, entfernen muß. Eine gesunde und ehrliche Kritik kann dem Ausbau de« Genossenschaftsgebäudes nur von Nutzen sein und gute Früchte tragen. Wenn wir heute etwas Kritik üben wollen, so ist es die Tatsache, 
daß sich die leitenden Genossen- schastökreise zu viele Gewerbe und Berufe an- gliedern wollen, die in Wahrheit mehr der Land« Wirtschaft überlassen bleiben sollten. Wir mei- nen da beispielsweise, daß eS nicht nützlich ist, alle Rößler in einer eigenen Sektion der Genos- senschast anzugliedern. Nicht jeder, der mit sei- nem Rößlein „<" Mist und Aeu führt, ist ein Gewerbetreibender. Denn, wenn dieses Rößlein verreckt, ist es mit dem Gewerbe meistens zu Ende. Solche Rößler passen nicht in den Rah- men einer gewerblichen Vereinigung, sie sind keine Fuhrhalter im Sinne eines Gewerbebe- triebes, sie fuhrwerken eben nur soviel, als sie das Rößlein nicht in der eigenen Landwirtschaft nutzen können, sind und bleiben Bauern und ge- hören in den Bauernverein. Auch die Äebam- men und Klosterfrauen würden dem Gewerbe- verbände kaum gut anstehen. Darum im eigenen Nahmen bleiben. Allzu sehr gespannt, zer- springt der Bogen. And das wäre schade! « • • Dank den Bemühungen des Arbeiterverban- des und seines rührigen Präsidenten ist ein neues Arbeiterschutzgesetz im Werden. Das ist auch höchste Zeit. Denn 
man sieht und hört im- mer wieder berechtigte Klagen über die unwür- dige Ausnützung der Arbeitskraft, über man- gelnde sanitäre und unfallverhütende Zustände und über die Schädigung der Arbeiter durch die Vorenthaltung des gesetzlich vorgeschriebe- nen Mehrlohnes sür Ueberstunden und Nacht- arbeit. Man kann mit Recht auch vermuten, daß Aeberstunden und Nachtarbeit geleistet wer-den 
müssen, ohne daß die vorgeschriebene Be- willigung eingeholt wird. Daß es auch Prinzi pale und Vorarbeiter gibt, die ihre Antergebe- nen schikanieren, ist zwar nichts Neues, es sollte aber doch mit der Zeit zwischen der Arbeitgeberl schast und den Arbeitern ein besseres Verhält nis geschaffen werden. Dabei wollen wir gar nicht in Abrede stellen, idaß es auch Ar- beiter gibt, die jede vernünftige Maßnahme ihres Prinzipals oder Vorarbeiters als Schi- tjane anschauen und unberechtigt Klagen führen Wir können mit Befriedigung feststellen, daß in unseren alte^. Gewerbebetrieben meist noch &n gutes, patriarchalisches Verhältnis zum Ar beiter besteht, daß er in den meisten Fällen als zur Familie gehörig betrachtet wird. Auch die neu errichteten Industriebetriebe arbeiten meist vorbildlich in der Arbeiterfürsorge. Daß eS noch einige schwarze Schafe gibt, die noch gebessert' werden müssen, darf nicht verschwiegen werden. • * * Schließlich müssen wir uns noch der Fürsorge für das ÄauSpersonal zuwenden. Wir hörten in der letzten Zeit oft von einer recht unwürdigen Behandlung und speziell von der jeder sanitären Vorschrift hohnsprechenden Schlafgelegenheit 'Von'KaüSpersonal7' E« ist doch eine Schande, wenn dieses Personal in Räumen unterge- bracht ist, wo keine fußwarmen Böden sind, die Raumverhältnisse im Argen liegen und in die weder Sonne noch Mond je eindringt. Kaus- personal gehört nicht in kalte, nasse Schlaf- räume, gehört vor allem nicht in Kellerräume. Jeder Bauer weiß, daß er sein Vieh nicht auf Zementböden stellen darf, daß er seinen Vier- füßlern für die Lagerstatt einen Bretterboden erstellen muß. Warum gibt es immer noch Äerrschasten (dabei sind auch Gasthäuser und ÄotelS gemeint), die für ihr Personal nicht ge- sunde Schlaftäume bereitstellen? Sbtet sollte zum Rechten gesehen werden! And ganz zum Schlüsse: Wie steht es mit den gesetzlichen Frei- tagen für das Personal in den Gastbetrieben? Man sieht und hört auch hier, daß die gesetz- lichen Vorschriften in gewissenlosester Weise übertreten werden. Auch hier Abhilfe zu schaf- fen, ist ein dringendes soziales Postulat. Die Post in Liechtenstein (Von A. Rölli, Kreispostadjunkt, St. Gallen) Linter diesem Titel erscheint an der Spitze des Maiheftes der schweizerischen Postzeitschrist ein überaus wohlwollender, 
bebildeter Aufsatz über unser Land. Sein Verfasser, .Herr Kreispostadiünkt A. Rölli in St. Gallen, hat die Entwicklung unseres PostwesenS seit dem Abschluß des Post. »ertrageS im Jahre 1921 stet» eifrig geför- dert. Er genießt den Ruf eine« äuSgezeich:- neten Beamten und vor allem auch eines korrekten undgerechten Vorgesetzten-des Personals. Wir benützen deshalb diese Gelegenheit gerne, Äerrn Rölli für die unserem Postwesen und damit unserem Lande geleisteten Dienste rückhaltlos anzu- erkennen und herzlichst zu verdanken. Di« Red. * * * Wir entnehmen der interessanten Arbeit folgendes: „Seit 1719 hat sich nichts Wesentliches ge- ändert. ES handelt sich um eines der wenigen staatlichen Gebilde, dessen Herrscherhaus und Grenzen gleichblieben. Zwar gliedert Napoleon I. um 1806 das Fürstentum dem Rheinbund ein, und 1815 wird es Mitglied des Deutschen Bundes, gewinnt aber bei dessen Auflösung um 1366 seine volle Selbständigkeit wieder. Zoll- und währungspolitisch lehnt es sich tnY Oesterreich an. Auch das Postwesen überläßt es diesem Nachbarstaat, dessen Postverwaltung im Jahre 1327 in dem an der Postroute Mailand- Chur-Lindau gelegenen Grenzdorf Balzers die erste auf liechtensteinischein Boden gelegene Poststelle errichtet. 1845 folgt die Poststelle Vaduz, 1864 Nendeln (1912 nach Eschen ver- legt), 1872 Schaan, 1890 Triefen. Erst im Jahre 1911 mischt sich der liechtensteinische Staat nä- her in daS Postwesen' ein, schließt mit Oester- reich einen Postvertraa ab, der die Post in Liechtenstein weiterhin der österreichischen Post- Verwaltung überläßt, diese aber zur verausgabe einiger liechtensteinischer Frankomarke^ ver- pflichtet, deren Nettoerlös dem liechtensteini- schen Staat zufällt. (Die Marken werden aus- serdem durch die Verschleißstelle des Postamtes Wien 1/1 vertrieben.) Neben diesen 
liechtenstei- Nischen Marken halten die österreichischen Post- ämter in Liechtenstein die laufenden österreichi- schen Postwertzeichen. DaS Jahr 1920 bringt die Selbständigkeit des liechtensteinischen Postwesens; die österrei- chische Postverwaltung verwaltet es nun nur noch. Die österreichischen Postwertzeichen wer- den auf den I. März dieses Jahres, d. h. auf den Tag des Inkrafttretens des neuen Post- Übereinkommens, außer Kurs gesetzt. Geltung haben nun nur noch die liechtensteinischen Mar- ken, die außer bei den lieMensteinischen Post- stellen auch bei besondern Verschleißstellen zum Verkauf gelangen. Die Einnahmen fallen in die liechtensteinische Landeskasse, die anderseits für die Ausgaben aufzukommen hat. Das Postper- sonal wird nach wie vor von der österreichische» Postverwaltung angestellt, wobei aber die liech- tensteinische Regierung daS Vorschlagsrecht hat. Die unter dem bisherigen Personal befindlichen Frau Marianne Roman von Ernst Ahlgren (AuS dem Schwedischen übertragen von Martha Niggli) (WdruckSrecht S«hw«izet geuilleton-Menst) „Ob ich Schlimmeres getan habe? Darüber wäre noch ein Wort zu sagen! Die Frauen sind oft vorsichtig mit ihren Aeußerungen, so auch gerade Sie. Sie bewahren kaltes Blut. And nun, ob ich schon Schlimmeres getan habe? Sba, kön- nen Sie mir sagen, auf welche Art man das, was man von seinem Gefühlsleben weggegeben hat, abmessen und abwägen kann? Was verstehen Sie eigentlich unter Schlimmeres? Wenn Sie mich mit Ihren Armen um den Äals und mit Ihren Lippen auf den meinen geliebt hätten, so würden Sie da« wohl für schlimmer ansehen, und zwar deshalb, weil es gefährlich gewesen wäre für Sie, während ich selber e« für besser angesehen hätte, weil daS doch natürlicher und wahrheitsgemäßer gewesen wäre. Jene Art aber lag un« näher, weil n>i* eben beide gekünstelt find. DaS ist die Wahrheft!. Aber heucheln und lügen und nachher noch größartig Aber Tugend reden. : ;• ha, ha, da« Yt tatsächlich lächerlich. 
Oh, ihr Pharisäer, ich will euch an den Schand- pfähl heften!" Er ballte seine schmale, magere Joand und schüttelte sie, während er die Zähne zusammen- biß. Dann fuhr er fort: „Wenn ihr. besser wäret als wir! Ohl wenn ihr nur besser wäret!" Anklagend hob er einen Mom»nt die Äand, um sie gleich darauf wieder "schläfst sinken zu lassen. Marianne hatte sich in den großen Armstuhl beim Fenster geworfen. Alles, was sie noch auf- recht gehalten hatte, war unter diesen Anklagen zusammengebrochen. Es gab kein Wort der Ver- teidigung, mehr. And ohne sie länger verbergen oder zurückhalten zu wollen, stürzten ihr die Tränen aus den Augen. And sie hatte nur noch den einen Gedanken: Vc;n all dieser Schande wegsterben zu dürfen! Paul zuckte zusammen und schaute sie an. Neue Stimmungen 
regten sich in ihm. Dieses Weinen hatte etwa« so hilflos Verlassenes, so widerstandslos Vernichtende« an sich, daß er davon ergriffen wurde. . Er beugte sich vor und schaute sie mit -ge- spanntem, gesammelte« Blick an. E« war ihm, al« liege ein Mensch wehrlos, blutend und zer-schlagen 
vor seinen Füßen. Cr ging um den kleinen Tisch herum, immer denselben Blick fest auf sie geheftet. „Marianne!" rief er, gleichsam zweifelnd, und legte seine Land auf die ihrige, welche schlaff auf den Knien lag. Sie schaute ihn nicht an, sondern preßte nur ihre Finger um das nasse Taschentuch und drückte es gegen ihre bebenden Lippen. Ohne den Blick von ihrem Antlitz zu wenden, sank er auf einen Schemel nieder, der vor ihren Füßen stand. ES war, als ob er ein ande- res Angesicht bekommen hätte, so erfüllt von Teilnahme und Mitgefühl war eS. „Marianne!" sagte er nochmals zögernd. „Weshalb mußtest du mich zu einem solchen Ausbruch zwingen? Ich kann nichts dafür, wenn ich alle Rücksichten vergesse, wenn man mich ver» letzt hat. Du weißt nicht, daß ich leide, viel mehr leide, al« mein Ausbruch vermuten ^ läßt. Du kennst mich noch gar nicht. Wenn du nur ein einzige« freundliche« Wort gesagt' hättest, dann wäre ich entwaffnet gewesen. Wie sollen wir da« nun mgessen; du und ich: Weine nicht so — Liebste! 
E« sprenK mir 
da«' SM" • MaHanne machte tini abwehrende Bewe-gung. 
Sie konnte vor Schluchzen kein Wort sprechen. „Laß mich dir alles beichten, das ist das ein» t' 
je, was 'ch, wieder autmachen kann!" fuhr aul fort. „Wehre nicht ab. Laß-mich reden! u wirst dann sehen, daß ich dich schon verstehe, obgleich du es nickt glaubst. Wenn du nur eine Gemütsart wie die meinige erfassen könntest, mich begreifen wolltest, wie ich quälen kann, was mir auf Erden am teuersten ist. Wenn du wüß» test, was für ein unglücklicher, armer Narr ich bin! Nein, Marianne, nun begehre ich bloß, dir alles sagen zu dürfen. Verweigere mir das nicht. ES ist daS einzige, um da« ich» dich bitte.". ;. Seine Stimme klang nün wieder sd weich, wie die eines schmeichelnden KindeS. Man konnte nicht« andere« tun, als die Augey schließen und dieser Stimme lauschen. „Auf der Reise hierher war W ft»h/ und >« war mirso ganz ander« zümut<!als lange Zeit vorher/Es lag eine erquickende Msche twer ptir während all der Wochen̂ da ich fort wcsi Md bei allem, wa« ich 
sav,'dachte 
ich sjtif «nch ich Mriqhne eWVleiüM'" meipei?von MchMLW^M^ 0$^^
	        

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