Lieber Walter!
Wer einmal die reine Natur der Berge, die für die Seelenreife so-
viel Forderndes hat, erlebte, wird die Berge nie mehr missen können. Es
ist Aufgabe der älteren Bergsteiger, der Jugend die Naturschönheiten
zu zeigen und sie mit den Gefahren bekannt zu machen, damit sie ihnen
aicht zum Opfer fallen.
Diese Worte sind nicht leere Phrasen, sondern waren Deine tiefe
Ueberzeugung und zeichneten Deine lautere und hilfsbereite Lebensauf-
fassung.
Lieber Walter und geistiger Vater der Bergrettung! Du warst nicht
nur unser Tourenorganisator und ausgleichender Pol unserer Mann-
schaft, Deine Worte und Anweisungen waren uns Alles, Waren sie doch
Echo Deiner tiefreligiösen und reifen Bergsteigerseele.
Mag uns Gottes Ratschluss oft unerklärlich sein, wir haben kein
Recht zu hadern, wir müssen uns beugen. Beispielhaft hat es uns Deine
treue Gattin gezeigt. Sie ermahnte ihre Kinder Stefan und Beatrix
weiterhin lustig und froh zu sein, denn der Papa ist ja nur zum lieben
Gott gegangen und ist dennoch bei uns.
Lieber Walter, wenn wir in Dir unseren Ratgeber und geistigen Va-
ter verloren haben, so war es in den schweren Stunden wiederum Deine
Gattin, die sich zum tapferen Entschluss durchgerungen hat, auch bei
uns Dein Erbe anzutreten und für unsere Bergsteigerjugend und den
gesamten Alpenverein Deine Arbeit nach Möglichkeit zu übernehmen.
Wohl wurdest Du mitten aus Deinem Leben abberufen. Doch Gott
liess Dich säen, liess Dich die keimende Saat beobachten und pflegen.
Wir alle sahen mit Stolz auf Deinen geordneten und fruchtbaren Lebens-
acker. Dein neidloser Charakter und Dein Können streuten von Deinem
guten Samen auch in unsere Gärten.
Möge Gott Deine liebe Familie schützen, Deine liebe Frau auf dem
schweren Weg stützen, Deinen. aufgeweckten Stefan und Deine nette
Beatrix zu den Idealen führen, die Du uns vorgelebt hast.
Wir alle hoffen in christlichem Glauben auf ein Wiedersehen im
sesseren Jenseits.
Deine Kameraden der Bergrettung
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