Häne
befassten sich damals mit der Gründung einer Zeitschrift im Dienste der
«Nationalerziehung».25 Diese wäre — «aus einem Geiste aufgefasst» —
wirklich «des Schweisses der Edlen werth». Die Nationalerziehung umfasse
auch die Turnkunst, deren zweckmässigen Einsatz «die niederträchtige
Furcht der Regierungen gehindert» habe, wenngleich «gewisse moralische
Gebrechen in einer Nation nur körperlich gehoben» werden könnten. Kai-
ser kommt auch auf eine Nürnberger Erziehungsanstalt zu sprechen, die
zwar unter einem «gewissen Misticismus» leide, jedoch ebenso ein «Ver-
such der Tat (sei), die Fichte’schen Ideen ins Leben zu rufen».
Weil Kaiser damals seine finanziellen Mittel schwinden sah, ging er auch
auf einen Vorschlag seines Briefpartners Christian Wurm ein, im Frühjahr
1824 nach Tübingen zu kommen und an der Universität «deutsche
Geschichte im Mittelalter» zu lesen, sofern eine solche Möglichkeit über-
haupt bestehe. Falls er Zuhörer hätte, könnte er mit der Zeit Extraordina-
rius werden. Mit Philosophie allerdings könne er nicht dienen, da er in
dieser Disziplin «Dilettant» sei; seine Hauptsachen seien Deutsche Spra-
che und Literatur sowie Geschichte. Ältere Sprachen und Philosophie
seien nur Mittel zu einem höheren Zweck, ein «Bedürfnis meines Gei-
stes»; sie machten ihn zu einem wahren und humanen Menschen.
Im Dezember 1823 kam Kaiser wieder auf das Thema eines Broterwerbs in
Deutschland zu sprechen.” Er wäre bereit, auch an einer anderen Univer-
sität zu arbeiten, doch seien «die politischen Aspecten schlimm, da man
einen so wüthenden Antiultra, wie ich bin, nie gern dulden oder mit Dach
und Fach anstellen» werde. Es würde ihn für einen gewissen Zeitraum
auch nicht stören, wenn das Gehalt schlecht wäre, das ich «von den Stu-
diosi ziehen müsste, die ihre Sache lieber verkneipen, als einem hungri-
gen Privatdocenten zukommen» lassen. Ausserdem sei es fraglich, ob die
225. Staats- und Universitätsbibliothek
Hamburg Carl von Ossietzky, Nachlass Chri-
stian Fr. Wurm 23.7, 32.
226. Die Anstalt wurde laut Kaisers Brief
vom 4. Januar 1824 an Christian Wurm verbo-
:en; Staats- und Universitätsbibliothek Ham-
burg Carl von Ossietzky, Nachlass Christian Fr.
Wurm 23.7, 34: Für Kaiser war dies eine «nie-
derschmetternde Nachricht». Obwohl Land-
stände und Monarchie von der Tendenz der
Schule gewusst hätten, könne «nur die Hyper-
legitimität darin Gefährliches» sehen, zu
tadeln gewesen wäre eher der «allzureligiöse
Anstrich und die Neigung zum Mistizismus».
Ein solches Verbot wäre «der Regierung
unwürdig».
227. Staats- und Universitätsbibliothek
Hamburg Carl von Ossietzky, Nachlass Chri-
stian Fr. Wurm 23.7, 33.
228. Geschichte der geheimen Verbindun-
gen der neuesten Zeit. Heft 3: Die Central-
Untersuchungs-Commission zu Mainz und die
demagogischen Umtriebe in den Burschen-
schaften der deutschen Universitäten. Leipzig
1831.