3riefe an Bader mit denen er in brieflicher Verbindung stand, so in Berlin, Jena, Leipzig
und Halle.!!® Im April 1819, kurz nach dem erfolgreichen Attentat des Bur-
schenschafters und «Helden» Karl Sand auf August von Kotzebue, schrieb
Kaiser an Bader,!!? dass ihm nach allem, was er über diesen Gegenstand
gedacht und was er fühle, die «That als lobenswerth» erscheine, zumal
Kotzebue ein «Schurke», ein «Undeutscher» sei. Man musste «dem teut-
schen Volke ein Beispiel» geben, die «Unreinen» müssten sich «vor dem
gerechten Zorn der Edeln» hüten. Es habe doch wohl jeder «Teutsche das
Recht einen solchen Mann nieder zu dolchen», um der Gerechtigkeit wil-
len. Kotzebue hatte die russische Regierung über deutsche Universitäten
und ihre «jakobinischen Tendenzen» informiert und verspottete die Ideale
der Burschenschaft. Er war, wie anderswo geschrieben wird,!”® «eine in
Weimar ausgehaltene deutsche Schmeissfliege von alles befleckender und
beschmutzender Beweglichkeit», eine «Fratze der Reaktion». Am Schluss
des Briefes fügte Kaiser an, dass er «ein wenig in die Schweiz» gehe und
sich «bald genug» von Freiburg entferne. Er widme sich der Philosophie,
den Staatswissenschaften und «schanze wacker». Die Geschichte, «ach,
die ist eine gute Mutter, aber man hat sie noch nicht recht behandelt», er
habe «ganz andere Ansichthen von der Historia».
Im letzten Brief Kaisers aus Freiburg an den Freund Karl Bader‘ teilt er
ihm mit, dass er im Begriff sei, die Stadt zu verlassen. Die Sache des Vater-
landes bekomme immer mehr Verfechter; es müsse weiterkommen, «oder
wir wären das geduldigste Schafvolk der Welt». Es gehe ihm bald wie in
Goethes «Egmont»: wenn er «so schön vornehme Hälse (...) sehe, so denke
er immer, die wären gut köpfen». Das Volk müsse sein Recht einsehen und
es auch fordern, «und giebt man es nicht, je nun!». In Freiburg selbst hätten
sie die Genossenschaft reorganisiert, die Satzung abgeschafft, die Gesprä-
118. Vgl. WENTZCKE: Freiburger Burschen-
schaft, 5. 21 ff.
119. GStA Merseburg, Rep. 77: Ministerium
des Innern; Kaiser an Bader, dat. Freiburg,
11. April 1819, — Abschrift im BayHStA, Sign.
MA 1051. — Abschrift bei ALLGÄUER: Kaiser,
5. 47 f£., Anhang I. — Zur Einstellung der einzel-
nen Vereinsmitglieder zum Attentat auf Kotze-
ue vgl. WENTZCKE: Freiburger Burschen-
schaft, S. 46 ff., 49 ff.
120. Zit, nach T. NIPPERDEY: Deutsche
Geschichte 1800—1866, S. 281.
121. GStA Merseburg, Rep. 77: Ministerium
des Innern; Kaiser an Bader, dat. Freiburg,
16. Mai 1819. — Abschrift auch im BayHStA
MA 7717/1. — Bei seinem Abschied aus Frei-
burg geleitete die Burschenschaft Peter Kaiser
in grossem Zug mit Vorreitern, vierspännigem
Wagen und zehn weiteren Wagen bis nach Bad
Krozingen — auch dies ein Hinweis darauf,
welches Ansehen Kaiser in der Burschenschaft
genossen hatte. — Vgl. ALLGÄUER: Kaiser,
S 720-