vaterländische Gesinnung und Freiheitskraft ineinander» verschmelzen
könne, zum andern fasste man die Gründung «einer teutsch-katholischen
Kirche» ins Auge. Deren erster Patriarch sollte der Generalvikar und Ver-
weser des Bistums Konstanz, Ignaz Heinrich von Wessenberg sein — bei
einem Scheitern des Vorhabens würde man «gemeinsam zum Protestan-
tismus» übertreten!® Im Rahmen dieser recht vielfältigen universitären
Strömungen begegnet uns Peter Kaiser.
Er hatte zusammen mit sieben Kommilitonen*® am 8. oder 9. März 1818
einen «Verein zur Bearbeitung wissenschaftlicher Gegenstände» mitbe-
gründet.” Die Vorgängerorganisation, eine Verbindung von Studenten,
die sich vom Gymnasium her kannten, war ein Jahr zuvor ins Leben geru-
fen worden und blieb auf acht Mitglieder beschränkt.
Diese erste Grundlage der Freiburger Burschenschaft,“ der Verein, blieb
vorerst in privatem Rahmen rein wissenschaftlich-doktrinär orientiert.
Man wollte an die Öffentlichkeit treten, wenn die wissenschaftlichen Vor-
haben einen solchen «Grad von Vollkommenheit» erreicht hatten, dass
der Verein auch öffentlich auftreten konnte. Die Zusammenarbeit sollte
nach den Studien weiterdauern, man wollte sich gegenseitig unterstützen
und für die «gute Sache» kämpfen.” Ernst Münch verfasste die ersten Sta-
tuten, die einige Monate später überarbeitet wurden. Den Vorsitz hatte ein
Obmann oder Sekretär, der nach jeweils acht Sitzungen neu zu wählen
war.” Ihm oblagen die Sammlung der schriftlichen Arbeiten, die Führung
des Protokolls und die Korrespondenz nach aussen, da auch auswärtige
Studenten Genossen des Vereins werden konnten. Kandidaten für die Mit-
gliedschaft mussten einen Aufsatz verfassen, über dessen «Würdigkeit»
ein Mehrheitsbeschluss der Mitglieder entschied. Beitrittsberechtigt war
jeder, der «als sittlich guter Mensch bekannt» war. Kontakte zu stu-
Kaiser vgl. seine «Erinnerungen», Bd. 1, 5. 253
ff. — Vgl. PRESS: P. Kaiser, S. 56.
85. O0. OPPERMANN: Burschenschaftliche
Bewegung in Freiburg, S. 171. — WENTZCKE:
Freiburger Burschenschaft, S. 9, 26 ff. — Der
Briefwechsel 1806—1848 zwischen Wessen-
berg und Heinrich Zschokke., Bearb. v. Rudolf
HERZOG / Othmar PFYL. Basel 1990. — WEIT-
LAUFF, M.: Zwischen katholischer Aufklärung
und kirchlicher Restauration. Ignaz Heinrich
von Wessenberg (1774—1860), der letzte Gene-
ralvikar und Verweser des Bistums Konstanz.
IN: Rottenburger Jahrbuch für Kirchenge-
schichte 8 (1989), S. 111—132.
86. BayHStA MA 7717/1, f.43 ff. — Laut SAX-
LER: Ernst Münch, S. 34 f. handelte es sich
neben Kaiser, Ernst Münch und Karl Bader um
die Theologen Franz Müller und Joseph Brug-
ger sowie die Mediziner Franz Josef Wieland,
Anton Laumayer, Karl Hölzlin. — Vgl. BayHStA,
Sign. MA 7717/1, fol. 1.
87. Vgl. BayHStA MA 7717/1 und MA 1051.
— ALLGÄUER: Kaiser, S. 22 ff. — OPPER-
MANN: Burschenschaftliche Bewegung in
Freiburg, S. 171. — MÜNCH: Erinnerungen, Bd.
LS. 312 ff. — SAXLER: Ernst Münch, 5. 36 ff. —
WENTZCKE: Freiburger Burschenschaft, 5.7 f.,
10 ff.
88. O0. OPPERMANN: Burschenschaftliche
Bewegung in Freiburg, S. 171.
89. BayHStA MA 7717/1, f. 52. Der Verein
wollte bewusst nicht als akademische «Verbin-
dung» auftreten. — WENTZCKE: Freiburger
Burschenschaft, S. 11; 5. 65 ff. biographische
Bemerkungen zu den einzelnen Vereinsmit-
gliedern, wo Kaiser als die «entschiedenste
und leidenschaftlichste Persönlichkeit des Ver-
eins» bezeichnet wird.
90. BayHStA MA 7717/1.£ 51 £
Burschenschaft