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der Pädagoge
Jede Überforderung der Schüler soll vermieden werden.?”? Der Lehrer
und Erzieher müsse Hilfeleistung stellen zur Selbstentfaltung dieser Anla-
gen; die Schule gibt also «nur die Anleitung, aber das Leben und die
eigene Arbeit muss das meiste tun».””* Erziehung müsse auf Gott bezogen
sein, das Religiöse dürfe nicht vernachlässigt werden. Die «wahre Bildung
ınd Wissenschaft» ist charakterisiert von der Demut, denn der «wahrhaft
gebildete Geist ist auf sein Wissen nicht stolz», sondern gibt «in allem Gott
die Ehre». Bildung kann und darf keinesfalls utilitaristisch sein, weil das
«Nützlichkeitsprinzip ein Gespenst in dem blühenden, lebensvollen Gar-
ten der Jugend» ist. Bildung ist auch «keine Dressur oder Abrichtung zu
gewissen äusseren Zwecken des Lebens»,*”> denn der Mensch sei kein
Tier, das man für «possierliche Kunststücke» abrichten und damit Geld
verdienen könne. Stark betont wird bei Kaiser die eminente Bedeutung
der familiären Situation, ist doch «die Familie das erste Heiligtum der
Erziehung». Diesen Gedanken äussert Peter Kaiser erneut am Schluss
seiner «Geschichte des Fürstenthums Liechtenstein» 1847, wo er die Fami-
lie zu den drei «wesentlichen Grundlagen eines christlich civilisierten
Gemeinwesens» zählt — ein Gedanke, der auch bei Kaisers Universitäts-
‚ehrer Karl von Rotteck auftaucht. Diese drei Grundlagen bestehen laut
Kaiser zum ersten im Besitz oder Eigentum als der Bedingung zu aller
Fortbildung und Kultur, zum andern in der Überzeugung, dass der
Mensch als Ebenbild Gottes Selbstzweck habe und über Selbstbestim-
mung verfüge, und zum dritten in der «Heiligkeit der Familie als Grund-
lage aller Erziehung und wahrhaft menschlichen Entwicklung».?7 Hier
scheinen die Gedanken Johann Michael Sailers durch,?”8 der als Landshu-
ter Professor zahlreiche Schweizer ausgebildet hatte, die seine pädagogi-
schen Grundsätze in der Schweiz verbreiteten und fruchtbar machten.
372. Staatsarchiv Graubünden, Signatur B
2072.7: Handschriftlicher Aufsatz Peter Kaisers
über die «vollständige Durchführung von
Pestalozzis Plan, die elementare Behandlung
der Sprache betreffend. Iferten 1823», S. 20.
373. KAISER: Einige Worte (...), S. 4.
374. Schulreden im Staatsarchiv Graubün-
den, Sign. B. 686/3; zit. nach ROEDEL: Pesta-
‚ozzi und Graubünden, 5. 224.
375. KAISER: Einige Worte (...), 5. 3.
376. KAISER: Einige Worte (...), S. 7.
377. KAISER: Geschichte, S. 511.
378. Vgl. MÜLLER: Peter Kaiser, IN: Schwei-
zerische Kirchenzeitung 1944, S. 189 £