Volltext: Nach Amerika!

ist eine Drehscheibe für Auswanderungswillige, viele Auswanderungs- 
agenturen haben dort einen Sitz. Und so ist Basel voll von verarmten 
Leuten auf der Durchfahrt, was Elias Wille zum Nachdenken bringt: 
«Beim Anblick dieser Massen, die einen nicht selten ganz verwahrlo- 
sten Eindruck machen, Männer, Weiber und Kinder, ihr Hab und Gut in 
Lumpen gehüllt, mit sich schleppend, kam uns wohl der Gedanke, wir 
hätten’s doch nicht nötig gehabt, der lieben Heimat Valet zu sagen. 
Wie vielen von ihnen mochte auch unser Los beschieden sein.»° 
Am 31. Mai 1906 reist das Liechtensteiner Quartett zum zweiten 
Mal über den Atlantik. Da sie bei den Einwanderungsbehörden der 
Vereinigten Staaten als persone non grate registriert sind, steuern sie 
diesmal Kanada an. Die Schiffsreise auf dem notdürftig zum Passagier- 
schiff umgerüsteten Frachter «Sarmatian» wird zu einem schreckli- 
chen Erlebnis, da im Nordatlantik ein starker Sturm tobt. 
Genau zwei Monate nach ihrem Abschied von Balzers landen die 
vier am 18. Juni 1906 in Quebec. Diesmal sind sie gewitzter: Sie reisen 
nach St. Armand an der amerikanisch-kanadischen Grenze, arbeiten 
dort einige Tage und erkunden die Gegend, um sich am Abend des 27 
Juni zu Fuss auf den Weg über die grüne Grenze zu machen. Ohne 
Gepäck, mit verschmutzten Kleidern, erreichen die drei illegal ihr Ziel. 
Heinrich Büchel bleibt in Kanada zurück. 
Ihr weiterer Weg führt sie zuerst nach New York, dort geben sie 
sich als Schweizer aus, um die Hilfe eines älteren Herrn aus der 
Schweiz zu erlangen. «Wir hatten also unser Vaterland verleugnet, 
hoffen aber, es sei uns vergeben.» Zusammen fahren die drei nach 
Pittsburgh (Pennsylvania), ihrem ursprünglichen Reiseziel. Dort tren- 
nen sie sich, Elias Wille arbeitet ein Jahr lang auf einer Farm und zieht 
dann weiter nach San Francisco. Die Stadt ist immer noch gezeichnet 
vom verheerenden Erdbeben, viele Arbeiter sind dabei, die Strassen 
wieder instandzusetzen. 
Eine merkwürdige Begegnung hat Elias Wille gleich am ersten Tag 
in den Strassen des fremden San Francisco: «Bist Du es oder nicht — 
Schuhmachers Toni. - Ja antwortete er und du bist der - Elias ?»* 
Anton Vogt und Elias Wille treffen sich noch ein paar Mal, verlieren 
sich dann aber aus den Augen. 
Wille arbeitet erst in einer Maschinenfabrik, später in einer Senne- 
rei und einen Sommer lang als Minenarbeiter in Alaska. Bereits im 
Dezember 1906 erscheint ein zweiteiliger Artikel im «Liechtensteiner 
Volksblatt», in welchem Wille über die Situation eines Einwanderers 
berichtet. Es liegt ihm sehr viel daran, den Mythos Amerikas als des 
gelobten Landes zu entlarven: Er schreibt von den Schwierigkeiten, 
das amerikanische Bürgerrecht zu erlangen, und den harten Einwan- 
derungsgesetzen, welche kränklichen, unvermögenden oder vorbe- 
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