ich beginne, nehme ich gewöhnlich Milch, Brot, Butter und Käs und
Pie, das sind Torten oder Pasteten - ich weiss nicht, wie man sie nennt
auf Deutsch. Es gibt Apfelpie, Bananenpie, Citronenpie, Kirschenpie,
und noch etwa 20 Sorten, aber die schreib ich nicht, die ess ich lieber.
Mittags esse ich immer etwas anderes, also unmöglich zu schreiben.
Letzte Frage: Mir kam es zuerst auch komisch vor, dass die Leute das
Essen selbst holen, aber das ist überall so, ausser in den feinen Hotels.
Warum das so ist, das ist leicht zu begreifen, denn in Amerika muss
alles möglichst schnell gehen, so auch das Essen.»
Die drei Auswanderer Frank und Anna Beck und Konrad Sele hat-
ten Glück. Sie kamen in die USA, als die Weltwirtschaftskrise schon
ausgebrochen war und viele Arbeitslose auf Amerikas Strassen sich
die Tage um die Ohren schlagen mussten und nicht wussten, wie sie
für sich und ihre Familien sorgen konnten. Doch die drei aus Triesen-
berg waren nie arbeitslos. Wie verheissungsvoll mochten da Konrads
Briefe auf dem «Balischguad» getönt haben?
Etwas weiter unten am Hang, in der Samina, trafen andere Briefe
ein. So hatte «dr Samina Franz» bereits am 26. Februar 1928 aus
Morton Grove bei Chicago geschrieben: «... wenn es dann gar nichts
mehr ist, dann werde ich mein Köfferchen packen und zu Euch kom-
men, aber ich denke, dass ich auch nicht lange in Triesenberg bleiben
würde, denn so gut wie es auf dem bugelden (gebuckelten) Berg ist, ist
es überall. Ihr wollt auch wissen, ob ich noch keine Liechtensteiner
getroffen habe. Ja, meine Lieben, ich will auch keine treffen, den die
besten Freunde sind die ärgsten Feinde. Denn am besten ist, wenn
man für sich allein ist.» Franz Beck, «dr Samina Franz», hatte es lan-
ge schwer, Arbeit zu finden. Heimweh plagte ihn. Nach Jahren wurde
er in der städtischen Gärtnerei eingestellt, wo er dann 35 Jahre blieb
1937 heiratete er. Heimweh, das unterschwellige Bewusstsein, dass es
ihn eigentlich nur der schlechten Unstände halber nach Amerika ver-
schlagen hatte, liess ihn aber nie ganz los. Franz Beck starb 1964.
kurz bevor er seine viel vermisste Heimat wieder besuchen wollte.
In Kalifornien besuchten derweil Konrad und Anna (die bei einer
wohlhabenden jüdischen Familie eine erste Stelle bekommen hatte)
die Abendschule, um möglichst rasch Englisch zu lernen, und hielten
sofort nach besseren Arbeitsplätzen Ausschau. Bereits am 4. Juni
1930 konnte Konrad nach «Balischguad» schreiben: «Geht mir ganz
gut und bin gesund und munter. Den ersten Platz hab ich schon vor 14
Tagen abgelegt, denn dort hatte ich nicht genügend Lohn ... Auch lern-
te ich Auto fahren, denn das muss man können hier in Amerika ... Bin
in einem feinen Hotel beschäftigt und bekomme mehr als doppelt so
viel Lohn als vorher. Das Hotel liegt an einem schönen Park ... Der
Speisesaal liegt an einer Strassenecke und so sieht man von 2 Seiten
Kr
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