einer Woche in Portland und habe wollen den Doktor sehen, aber er
war verreist für Gesundheit, er kommt aber bald wieder zurück,
sobald er kommt werde ich mit ihm sprechen, was er denkt, ob ich die
Reise hin und zurück machen kann.» (25.4.1910). Selbst als sie be-
reits zu zitterig zum Schreiben war, schrieb ihr Sohn im Jahr 1916:
«Wenn die Mutter nach dem Kriege reisefähig und in guter Gesundheit
ist, dann kommen wir wahrscheinlich auf Besuch in die alte Heimat.»
(18.2.1916). Diese späte Bekundung der Reiseabsicht legt nahe, dass
3s in diesen oftmals gleichlautenden Formulierungen des Reisewun-
sches um das Wachhalten einer Lebensmöglichkeit ging, die nicht der
Verwirklichung bedurfte. Diese immer wiederkehrende, fast rituelle
Formel galt dem imaginativen Triesenberg, jenem Triesenberg, den
Karolina im Alter von 25 Jahren verlassen hatte.
Der in der Vergangenheit entschwundene Triesenberg war zugleich
der Ort einer zukünftigen Begegnung, eines möglichen Wiedersehens.
Die Fülle von Bedeutungen des Heimatbegriffs — Heimat als Eltern-
haus, als real lokalisierbare Örtlichkeit, als Personenverband, als erin-
nertes Beziehungsnetz und zukünftige Lebensmöglichkeit — brachte
Karolina anlässlich ihrer dreissigjährigen Abwesenheit von Triesen-
berg zum Ausdruck. 1898 schrieb sie an ihre Nichte: «Ich mache mir
jedes mal, wenn ich wieder einen Brief bekomme, Pläne, wie ich euch
überraschen wollte, und wohin ich erst wollte, natürlich würde es
mich erst in mein väterliches Haus ziehen, wo meine Wiege gestan-
den, und meine Jugendjahre verlebt habe, und wo unsere lieben Eltern
gelebt, und gestorben sind. Wir sprechen viel von Euch hier, meine
Geschwister würden mich vielleicht nicht mehr kennen, aber ich glau-
be, ich würde die Burga, Sofia und Juliana kennen, aber nicht mein
Bruder, und die Theres, denn sie waren noch nicht ausgewachsen, wo
ich nach Amerika ging, es werden schon 30 Jahre im Februar, als ich
meine Heimat verliess, und ich glaube, es hat sich viel verändert dort,
aber ich würde Euch auch in der Nacht finden.» (16. 1.1898).
Karolinas letzte Briefe
Troutdale wurde zu Karolinas Alterssitz. In ihren Briefen berichtet sie
vom Ableben einiger Verwandter. Alexander Lampert hatte bei seinem
Tod im Jahre 1896 acht Kinder hinterlassen. Ein Jahr später starb
Franz Xaver Beck, der Sohn von Barbara Beck. 1908 starb Karolinas
Freundin Katharina Frommelt. «Sie hat sieben Kinder hinterlassen,
sie war lange krank und hat schrecklich gelitten.» (28. 12. 1909).
Karolinas letzte erhaltene Briefe fallen in die ersten beiden Jahre
des Ersten Weltkriegs: «Es ist uns nun wieder vergönnt, Briefe zu
schicken, denn das ist ja schrecklich mit dem Krieg, weiter brauch ich
nichts zu schreiben ... Jetzt schreibe mir alles, wie es dort ist, müssen
_AIMDEZIL
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