so viel verdienen was sie zu essen brauchen, und ihr Mann verdient
jede Woche 10 Thaler, er schafft als Steinhauer.» (Sommer 1881).
Karolina erwähnt in ihren Briefen noch weitere Namen von Liech-
tensteiner Auswanderern: Josef Kindle (28. 8. 1881) und Franz Xaver
Gassner (2.4. 1882), Thomas Eberle und Frau, Wille aus Vaduz —- der
sehr wahrscheinlich identisch ist mit dem von Jansen genannten Emi-
zranten Ferdinand Wille aus Vaduz'® —-, sowie Alexander Lampert und
dessen Frau Juliana (77.6.7882). Karolina war für die meisten von
ihnen erste Anlaufstelle und Station in der neuen Heimat. Sie bot erste
Drientierungshilfen und half auch im Krankheitsfall. «Der Willi aus
Vaduz ist noch bei mir, er war krank, ist aber wieder besser aber bis
jetzt noch nicht arbeiten können, denn er war zu schwach.» (11.6.
1882). «Alexander ist verheiratet und wohnt mit seiner Frau bei mir.»
(1882). Vor diesen hätten schon Johann Eberle und Franz Josef From-
nelt bei Karolina gewohnt: «Der Johann Eberle war mit seiner Famili
10 Tage bei mir im Hause, wir hatten es recht unterhaltend, es ist
recht ein freundschaftlicher Mensch. Ich hatte meine Häuser dieses
Frühjahr schon vermietet gehabt, aber ich habe doch noch für eine
Zeit lang Platz gemacht. Der Josef Frommelt war eine Woche hier im
Hause mit seiner Frau, diese ist so lustig und froh wie ein König, dass
sie hier ist.» (26.6.1881). In diesem Zitat ist von Karolinas Häusern
die Rede. Tatsächlich hatte sie sich als Witwe mit zwei Kindern durch
ihre Arbeit ein zweites Haus in Freeport erwirtschaften können, wel-
ches sie vermietete.
Karolina «stand ihren Mann» und erwies sich als geschäftstüchtige
Witwe. Als Hausfrau, Mutter und Geschäftsfrau verstand sie es, Ent:
scheidungen zu treffen. Bei der Berufswahl ihres Sohnes aber waren
es die neu zugezogenen Liechtensteiner, die Julius die Entscheidung
erleichterten. Julius war schon auf dem besten Weg, Priester zu wer-
den, was seine Mutter und der Priester in Freeport nicht ungern gese-
hen hätten: «/ch hatte ihn letztes Frühjahr in die englische Schule
geschickt, aber nur drei Monate, denn unser Pfarrer hatte es gar nicht
haben wollen, weil es keine Religionsschulen sind und hat er ihm und
seiner Schulschwester versprechen müssen, wieder in die katholische
Schule zu kommen, und so ist er seit im 1. September wieder gegan-
gen, der Pfarrer hat ihn auch gefragt, ob er nicht Latein lernen wollte,
welches er ihm recht gerne einwilligte, was er noch für ein Amt
wählen wird, wird sich später zeigen, denn er ist noch zu jung, aber er
hat überaus gute Talente.» (25.1.1880). Zwei Jahre später ist die Ent-
scheidung gefallen. Julius absolvierte eine Stein- und Bildhauerlehre
(6.1.1882) von der er selbst berichtet: «Ich arbeite jetzt schon seit
4 Monaten bei demselben Meister, wo der Franz Josef Frommelt ist,
um das Schriftformen zu erlernen, welches ich sehr gern tue.» (5.2.
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Jiographische Beiträge