tig aufs Spiel. Die Grundstückspreise lagen nämlich entsprechend der
allgemeinen Wirtschaftskrise darnieder. Ein Verkauf war nicht gut
nöglich «ausser mit grossem Schaden, denn wir haben 800 Thaler
daran verwendet, und jetzt würde ich wohl keine 500 mehr dafür krie-
gen, denn die Häuser sind jetzt viel billiger wie damals.» (8.11.1873)
Landsleute kommen!
<arolina Lampert blieb in Freeport. Gottlieb Lampert, ein gleichfalls in
“reeport verbliebener Onkel von Karolinas verstorbenem Mann Xaver,
starb im Sommer 1879 (25. 1. 1880), und zwei Jahre später heisst es in
sinem ihrer Schreiben: «Von unseren Verwandten ist noch der Xaver
Beck hier mein nächster Nachbar, übrigens habe ich gute Nachbarn.»
(1.2.1881).° Die ursprünglich recht grosse Triesnerberger Kolonie war
auf zwei zusammengeschrumpft. Da Nachwanderer sich gern einer
vorausgereisten Person anschlossen, wurde Karolina zur wichtigsten
Anlaufstelle, als im Frühjahr 1881 Landsleute kamen.
Die Auswanderungswelle zu Beginn der achtziger Jahre, in welcher
zwanzig Triesenberger'® nach Amerika emigrierten, scheint ebenfalls
in den wirtschaftlichen Schwierigkeiten in Europa begründet. Eine
Belegstelle in einem Brief des damals 14jährigen Julius Lampert an
seine Tante Juliana Sele zeigt, wie präsent die Krise der Landwirt-
schaft im ehemaligen Heimatland dem Schüler war: «Liebe Tante, wir
haben hier eine recht gute Ernte gehabt, leider sind die Lebensmittel
doch teurer als im vorigen Jahre, da so viel nach Europa verschifft
wurde, denn in ganz Europa war eine Missernte und da musste Ame-
rika Europa aushelfen. Hier gehen jetzt die Geschäfte recht gut und
dieses Jahr ist ein besseres, denn letztes.» (7.12.1879). Auch wenn
Karolina in vielen Briefen die Vorteile Amerikas herausstrich, um so
ihre Geschwister zu überreden, in die Vereinigten Staaten zu kommen,
so bestätigt die Diagnose ihres Sohnes Julius, dass im Bewusstsein der
Auswanderer der einseitige Güteraustausch und die agrarisch bessere
Situation Amerikas fest verankert waren.
Die guten Nachrichten über die Versorgungssituation und die
Arbeitsmöglichkeiten waren anziehend genug, und so konnte Karoli-
nas Sohn Julius im April 1881 nach Triesenberg schreiben: «Vielge-
liebte Tante! Wir haben Euer werthes Schreiben mit Freuden empfan-
gen am ersten April, auch von dem Johann Eberle haben wir ein
Schreiben empfangen und wir haben daraus mit Freuden ersehen,
dass sie nach Amerika kommen würden um hier ihr Glück zu versu-
chen. Liebe Tante wie würden wir uns freuen, wenn wir auch euch
sehen würden! Diesen Sommer wird hier Arbeit in Hülle und Fülle
sein, besonders da die Einwanderer Maurer sind, da in unserer Stadt
Wasserwerke gemacht werden, welche das Wasser wie andere grosse
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