unsere Geschichte geschrieben wurde» und «Endlich ein mexikani-
scher Film, der auch im Ausland gezeigt werden kann — ein Zeugnis
für den Fortschritt der Yankee-Industrie in unserem Land.»
Das Echo, das der Historienfilm in den USA auslöste, gab Contreras
Torres die Gelegenheit, im gleichen Jahr seinen nächsten Streifen
durch Columbia Pictures vertreiben zu lassen, «La noche del pecado»
(«Die Nacht der Sünde»), ein Melodrama, in dem Medea wiederum die
Hauptrolle spielte.
Die Schaffenskraft des Ehepaars ist beeindruckend. Oft mit mehre-
ren Filmen pro Jahr beschäftigt, bei denen Miguel nicht nur Produzent
ınd Regisseur, sondern auch Drehbuchautor war, schuf Contreras Tor-
res in seinem Leben 53 Filme. In über einem Dutzend seiner Filme
spielt seine Frau Hermine die Hauptrolle. Wie auch der jetzige Mann
soll Miguel von seiner Frau gesagt haben: «Sie ist meine Lehrerin.»
«Einer mit Gott ist die Mehrzahl»
Meine Erinnerung speicherte diesen Satz um eine Nuance verändert:
«Ich und Gott sind die Mehrzahl.» Selbst so etwas dürfte Hermine
sagen, denn war sie nicht ein Star des mexikanischen Filmes gewesen,
«ohne deren Leuchten, das sie als Maria Magdalena begleitet hatte»,
ein anderer Film ihres Mannes über das Leben der Gottesmutter, «Rei-
na de Reinas» («Königin der Königinnen», 1945) nicht den erwünsch-
ten Glanz erreicht hatte ?!°
Als sie mich — anstatt von ihrem Werdegang zu berichten - an
ihrem Innenleben, ihrer «geistigen Heimat» teilhaben liess, empfand
ich die ungewohnte Formulierung als einen möglichen Schlüssel zur
Dersönlichkeit von Hermine Kindle de Contreras Torres.
«Einer mit Gott» ist ein Mensch, in dem Gott wohnt. Diesem ist alles
möglich und er besitzt den Schlüssel zu allem, was in der Welt erreich-
bar ist, wenn er den Zugang dazu sucht. Sie jedenfalls konnte niemand
aufhalten in dem, was sie anstrebte. Hermine Kindle ist überzeugt
davon und hat danach gelebt.
Die Auswanderung habe ihr Glück gebracht, sagt sie. Gott habe sie
immer geleitet, immer habe sie sich beschützt gefühlt, so dass sie ihrer
Intuition vertrauensvoll folgen konnte.
In ihrem Inneren habe das Verlangen nach Kunst gelebt, deshalb
sei sie nach Kalifornien ausgewandert. In Liechtenstein habe es keine
Möglichkeit gegeben, die ihr innewohnenden Kräfte und Begabungen
zu aktivieren. Sie wollte sich entfalten, verwirklichen, verausgaben. So
zei sie auch eine Wanderin zwischen zwei Welten geworden, zwischen
der Heimat, die ihr durch Geburt zuteil wurde und der Heimat, die sie
sich durch Liebe und Heirat erworben hat.
Kindle de Contreras Torres
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