hunderts war in der Ostschweiz und in Liechtenstein der Fuhrhalter
Joseph Rufli aus Sisseln im Kanton Aargau tätig, einer der bekannte-
sten Schweizer Auswanderungsagenten jener Zeit. Sein Vertreter in
Balzers war der Postmeister Franz Wolfinger. Rufli hatte anfänglich
einen guten Ruf, später wurden aber Klagen laut, weil er den Auswan-
derern in Le Havre die vertraglich zugesicherten Lebensmittelrationen
vorenthielt. Als im Frühjahr 1854 schliesslich 200 Auswanderer ohne
Essen und Unterkunft stecken geblieben waren, richtete der Schweizer
Konsul in Le Havre an Kantone und Gemeinden die dringende Emp-
fehlung, Rufli keine Auswanderer mehr anzuvertrauen. In der Folge
kam Joseph Rufli in immer grössere Schwierigkeiten und musste
schliesslich Konkurs anmelden.”! Das profitable Geschäft mit den Aus-
wanderern wurde zunehmend von professionell organisierten Aus-
wanderungsagenturen in Basel übernommen.
Wenn Hab und Gut verkauft und die Habseligkeiten gepackt waren,
konnte die Reise beginnen.”* Dabei schlossen sich meist mehrere Aus-
wanderer zu Gruppen zusammen.‘® Von Liechtenstein aus überquer-
;en sie mit einer der vier Fähren den Rhein’* und setzten die Reise
dann bis zum Walensee auf Fuhrwerken fort. Von dort ging die Fahrt
per Schiff über den Walensee, auf der Linth in den Zürichsee und auf
Limmat und Rhein nach Basel, von wo aus eine beschwerliche Land-
reise nach LeHavre an der französischen Atlantikküste folgte. Vor dem
Bau der Eisenbahn von Strassburg nach Le Havre benötigte man dazu
mit Ross und Wagen zwischen zwanzig und 25 Tagen, mit der Bahn,
lie ab Beginn der fünfziger Jahre verkehrte, verkürzte sich die Reise
auf vierzig Stunden. Am Hafen angelangt, sorgte der Agent bis zur Ein:
schiffung für Unterkunft und Verpflegung.
Die Auswanderer drängten
sich im Zwischendeck der
Schiffe; als Schlafstellen
dienten zusammenge-
zimmerte Holzpritschen
(Ilustrirte Zeitung,
10. 11. 1849)
Amerika lockt die Einwanderer