gen kam. Für Aline zumindest stand bei einer Verheiratung der
Gedanke an die materielle Versorgung gleichwertig neben dem Liebes-
motiv. Sie machte Jahre später ihrem Bruder Emile den Vorwurf: «Zch
konnte überhaupt nicht verstehen, dass du eine Frau heiratetest, ohne
dich vorher über sie und ihre Familie zu erkundigen.»"!? Diese Ausge-
wogenheit von materieller Absicherung und emotionaler Beziehung
dürfte sie bei ihrer eigenen Hochzeit gleichfalls gesucht haben.
Kinder
Aline bekam in Amerika besorgte und gutgemeinte Ratschläge von
ihrer Mutter aus Frankreich, sowohl was ihre Rolle in der Ehe als auch
was die Kinder betraf: «Das was dich krank macht ist vielleicht ein
wenig die Heirat zusammen mit der Umstellung in der Ernährung.
Man erduldet die kleinen Nöte in der Ehe, da die Frau verpflichtet ist,
sich unterzuordnen. Das wichtigste an der Ehe ist die Eintracht, weil
niemand auf dieser Welt perfekt ist. Der Mann muss gegenüber der
Frau Nachsicht üben, wie auch die Frau gegenüber ihrem Mann. Wenn
man will, ist die Eintracht so einfach. Ein gemeinsamer Haushalt kann
so schön sein, wenn man friedlich beisammen lebt und die gemeinsa-
men Kinder gross zieht, sofern man welche hat. Ich hoffe sehr, dass
euch der liebe Gott welche schicken wird, aber nicht zuviele.»"“
Die Hoffnung der Mutter hatte sich zum Teil schon erfüllt. Noch im
Jahr ihrer Heirat bekamen Aline und Martin Nachwuchs. Der Sohn
Louis wurde am 23. Dezember 1885 geboren. «Alles geht gut, aber am
4. Tag geht es mir schlecht und Father Bathe glaubt, dass ich in den
letzten Zügen liege und traute uns am 28. in extremis, damit ich die
Sakramente der Kirche erhalten kann. Schliesslich erhole ich mich
nach vielen Unkosten.»'“!
Aline hatte weiterhin schwere Geburten. «Am 8. Januar 1890 ist
Hermann angekommen, oh! aber was für eine Zeit. Niemand erwartet,
dass ich überlebe. Jedoch nach vielen Schmerzen, unerschwinglichen
Kosten, erhole ich mich.»!” Aline musste nach der Geburt längere Zeit
an Krücken gehen. Ihre Mutter notierte dazu: «Zch wünsche dir auch,
dass du keine Kind mehr haben wirst. Ich spreche für uns vier, ich,
Emile, seine Frau Marie und Gustave.»'“*
Angesichts der finanziellen Situation wollte auch Aline auf weiteren
Familienzuwachs verzichten. Kinder waren eine wirtschaftliche Bela-
stung, der sie sich nicht gewachsen sah: «Zch habe die Sparhefte
zusammengezählt und ihre Summe macht mich fast wahnsinnig. Ist es
überhaupt nicht möglich, aus diesem Schlamassel herauszukommen ?
Musste ich von soweit herkommen um solche Resultate zu erreichen?
Und noch mehr Kinder zu haben? Kinder, die so dringend Schuhe und
Kleidung benötigen. Ich glaube ich werde wahnsinnig und dann zu
Biographische Beiträge