Konrad Sele besucht
1945 als Angehöriger
der amerikanischen
Streitkräfte in Deutsch-
land seine Familie in
Triesenberg
Von Emil Kaiser weiss man, dass er im Zweiten Weltkrieg auf seiten
der kanadischen Streitkräfte gefallen ist. Er war 1924 von Schellen-
berg nach Vibank (Saskatchewan) ausgewandert, wo er bei der Cana-
dian Pacific Railway gearbeitet und sich freiwillig zum Militär gemeldet
hatte. Im Kampf um Rom fiel er am 28. Mai 1944 366
Aufschwung in Liechtenstein
Liechtenstein erlebte kurz vor und während des Zweiten Weltkriegs
eine zweite Industrialisierungswelle, die vor allem durch drei Faktoren
begünstigt wurde: einmal durch das grosse Arbeitskräftepotential,
zum zweiten durch die steuerlichen Vergünstigungen und schliesslich
durch die niedrigen Löhne, die zu jener Zeit noch weit unter dem
schweizerischen Mittel lagen. 1936 gab es in Liechtenstein acht Fabri-
ken mit insgesamt 404 Beschäftigten. Obwohl der Aufbau neuer
Betriebe während des Krieges schwierig war, erhöhte sich deren Zahl
bis 1945 auf 22, jene der Beschäftigten auf 693, und 1950 zählte man
bereits 44 Fabriken mit insgesamt 1’200 Arbeitern.*®
Trotz dieses Aufschwungs war aber eine gewisse Unsicherheit in
der Bevölkerung unverkennbar. Noch waren die Schwierigkeiten, die
sich nach dem Ersten Weltkrieg ergeben hatten, den meisten in leb-
hafter Erinnerung, an einen wirtschaftlichen Aufschwung mochte man
deshalb vorerst nicht in allen Teilen der Bevölkerung zu glauben. Ein
Ausweg hiess - wie schon zwanzig Jahre zuvor - Auswanderung nach
Amerika, wobei nun, im Gegensatz zu früheren Auswanderungs-
A
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Auswanderung im 20. Jahrhundert