nen beiden Söhnen Antiphas und Thymbraios im Laufschritt heraneilt,
warnte eindringlich mit den Worten: «Ihr Narren, trauet niemals einem
Griechen, selbst wenn er Gaben bringt!» und schleuderte seine Lanze tief in
das Holz des Pferdes. Als er und seine Söhne nur wenig später von riesigen
Seeschlangen getötet wurden (siehe Nr. 39), deutete Priamos dies erst recht
im Sinne der eigenen Anweisungen und besiegelte somit den Untergang
seiner Stadt.
37 Die Einnahme Trojas
Courteys’ sechste Tafel zeigt die Zerstörung Trojas, das nun von
innen wie von außen, sowohl aus dem Bauch des Pferdes heraus, als auch
durch das niedergerissene Stadttor, von griechischen Soldaten erobert
werden konnte. In der Mitte der Darstellung ist wiederum König Priamos
erkennbar, der mit seiner Familie Schutz im Athenatempel sucht — zu Fü-
Ben des Palladiums, des Kultbildes der mit Helm, Schild und Lanze ausgestat-
teten Pallas Athene (siehe Nr. 20). Rettung aber ist gerade von dieser
Göttin nicht zu erwarten, dachte sie doch schon nach dem Urteil des Paris
an Rache gegen Troja. Ihr Tempel steht in Flammen und zahlreiche Männer
versuchen, das noch verschlossene Tor mit Rammbock und Axt gewaltsam
aufzubrechen. Links im Mittelgrund, von Kolonnaden überschnitten, steht
das hölzerne Pferd, mit geöffneter Luke, durch welche die listigen Griechen
des nachts ihr Versteck verließen. Leichtes Spiel hatten sie mit den Trojanern:
die den vermeintlichen Abzug der Feinde so ausgelassen feierten, daß sie an.
schließend in einen «abgrundtiefen» Schlaf fielen.
37
Pierre Courteys (ca. 1520-1591)
Die Einnahme Trojas
'Limoges, 2. Hälfte 16. Jh.)
Email auf Kupfer; 42,8x 54 cm
Bezeichnet in Gold unten rechts:
‚PCORTEYS.
Inv. Nr. S 225
Erworben: vermutlich zwischen
1738 und 1740 durch Fürst
Joseph Wenzel
38 Die Flucht des Aeneas aus dem brennenden Troja
Der griechische Feldzug gegen Troja war überaus langwierig
und verlustreich, letztlich aber von Erfolg gekrönt. Nicht nur. die Stadt
konnte zerstört und ihre Einwohner vernichtet werden. Auch der eigentli-
che Zweck des Krieges, die Rückführung Helenas nach Sparta, erfüllte sich.
Courteys’ letzte Szene des siebenteiligen Zyklus zeigt das brennende
Troja in der Ferne, mit Flüchtenden, die ihr letztes Hab und Gut zu retten
suchen. Den Vordergrund beherrschen zwei nackte, junge Männer, die
jeweils eine ältere Frau und einen älteren Mann, die gleichfalls unbeklei-
det sind, davontragen, vielleicht zu einem am Ufer des Meeres wartenden
Schiff, das sie einer neuen Heimat zuführen wird. Stets ist das Paar im
Zentrum der Tafel als Aeneas — welcher ein entfernter Verwandter des Paris
war — mit seinem Vater Anchises gedeutet worden.! Da Aeneas die Heraus-
gabe Helenas sowie einen gerechten Frieden zwischen den verfeindeten
Parteien gefordert hatte, wurde seine Familie von den Griechen verschont.
«Als Agamemnon sah, wie er den ehrbaren Anchises auf seine Schulter hob
und ihn, ohne sich umzusehen, zum Dardanischen Tor trug, gab er den
38
Pierre Courteys (ca. 1520-1591)
Die Flucht des Aeneas aus dem
brennenden Troja
‘Limoges, 2. Hälfte 16. Jh.)
Zmail auf Kupfer; 41,8x 53,5 cm
Bezeichnet in Gold unten links:
PCOURTEYS.
Inv. Nr. S 226
Erworben: vermutlich zwischen
1738 und 1740 durch Fürst
(oseph Wenzel