sinis Werkstatt erwarb, wurde sie 1658 wie folgt in das Inventar der «Guar-
daroba» des Schlosses Feldsberg, der Residenz des Fürsten, eingetragen:
«Item ein Herkules der ein Weib die sich in ein Ross verwandelt mit dem
Prügel erschlagen thuet». Ob nur der Inventarverfasser oder auch Fürst Karl
Eusebius selbst das Werk falsch deutete, bleibt ungewiß.
45 Herkules Farnese
45
Giovanni Francesco Susini
(dok. 1610-1653)
Herkules Farnese
(Florenz, 2. Viertel 17. Jahrhundert)
Nach der Antike
Bronze; Höhe: 41,9 cm
Inv. Nr. S 556
Erworben: vor 1658 vermutlich
durch Fürst Karl Eusebius
Erneut steht uns mit Susinis Herkules Farnese, wie schon im Falle des
Meleager (siehe Nr. 9) und des Laokoon (siehe Nr. 39), eine Bronze im samm-
lergerechten Kleinformat gegenüber, die auf eine antike Kolossalstatue zu-
rückgeht — jene von Glykon zu Beginn des 2. Jahrhunderts n. Chr. geschaf-
fene und signierte Marmorskulptur, die eine Höhe von 3,17 Metern hat,
‘546 gefunden und zehn Jahre später im Palazzo Farnese zu Rom aufgestellt
wurde. Glykon, ein Athener, schuf mit diesem gewaltigen Werk, das sich
heute in Neapel‘ befindet, eine von Künstlern wie von Kennern gleicher-
maßen bewunderte und hochgeschätzte Kopie nach dem um 320 v. Chr.
nn Bronze gegossenen Original des Lysipp, des Hofbildhauers Alexanders
des Großen. Trotz des enormen Größenunterschiedes und abweichender
Details folgt Susinis Bronze grundsätzlich dem antiken Vorbild des Glykon.
Hinsichtlich des Werkmaterials entspricht sie dem Original, das früh ver-
lorenging.
Sehen wir Herkules zumeist in Tatkraft erfordernde Situationen und
Handlungen verstrickt, so scheint doch gerade das Bild des Lysipp, welches
den berühmten griechischen Helden in der Haltung des Ausruhens zeigt,
bei weitem am eindringlichsten. Schwer lastet der muskulöse Körper des
Mannes auf seiner in die linke Achsel gestemmten, mit dem Kopf und dem
Fell eines Löwen drapierten Keule, die auf einem niedrigen Felsen ruht. Der
seitlich nach unten gerichtete Blick verliert sich im Ungegenständlichen.
Während der linke Arm entspannt über dem Löwenkopf herabhängt, liegt
der rechte angewinkelt auf dem Rücken, so daß die Hand in der Vorder-
ansicht des Werkes nicht sichtbar ist. Mit der ihm als Stütze dienenden Keule
aus dem Holz eines wilden Olivenbaumes erschlug der achtzehnjährige
Herkules einst den Löwen von Kithairon, in dessen Fell er sich fortan klei-
dete. Hier aber könnte auch das Fell des nemeischen Löwen gemeint sein,
den der Heros mit bloßen Händen erwürgte — seine erste Arbeit im Auftrag
des mykenischen Königs Eurystheus. Betrachtet man die Bronze von deı
Rückseite, so fällt auf, daß Herkules in der rechten Hand zwei kugelförmige
Gegenstände hält, die Äpfel der Hesperiden (dem Mythos nach müßten es
drei sein!). Sie wuchsen am goldenen Apfelbaum, den Gäa, die Erde, der Juno
zum Hochzeitsgeschenk gemacht hatte. Jupiters Gattin pflanzte ihn in ihren
Garten an den Hängen des Atlasgebirges und beauftragte die Hesperiden,
die Töchter des Atlas, das Geschenk sorgfältig zu betreuen. Als Juno jedoch
feststellte, daß die Mädchen den Baum plünderten, unterstellte sie ihn der
Aufsicht des wachsamen Drachens Ladon.? Herkules’ elfte Arbeit im Auftrag
des Eurystheus bestand nun darin, einige von diesen Äpfeln zu pflücken. Ne-