1928
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Y f steins: 9530.
Das Jahr 1928
markiert die Zäsur in der
Geschichte der Volkspartei. Die
«Spar- und Leihkasse für das
Zürstentum Liechtenstein» geriet
durch Verluste infolge mangel-
haft oder nicht gedeckter
Kreditpositionen und infolge
von Wechselgeschäften in
Schwierigkeiten. Fürst und
Gemeinden leisteten Bürg-
schaften, die jedoch nicht
in Anspruch genommen werden
mussten. Die regierende
Volkspartei wird politisch
verantwortlich gemacht.
Die Regierung demissioniert.
Die oppositionelle Fortschrittliche
3ürgerpartei beginnt, wie das
«Aargauer Tagblatt» schreibt,
die Sparkassa-Affäre «in einer
Weise politisch auszuschlachten,
die schwerlich im Interesse des
Landes» liege.
Der Landesfürst löst den
Landtag auf (15.6.)}.
un
gewählt. In den folgenden drei Sitzungen kam es zu ausgiebigen Diskussionen
und heftigen Auseinandersetzungen. «Es geht ein demokratischer Zug durch die
Welt», stellte Wilhelm Beck in der Sitzung vom 14. Oktober” fest und forderte ent-
sprechende Massnahmen auch in Liechtenstein,
In konsequenter Fortführung des Ausbaues der politischen Volksrechte forderte
3eck, dass zum direkten Wahlrecht eine parlamentarische Regierung gehöre. Er
Jetrachtete es auch als eine «gebieterische Notwendigkeit», die Landräte, d. h.
die zwei nebenamtlichen Regierungsmitglieder, durch das Volk aus dem Volk
bestimmen zu lassen. Selbstbewusst begründete Beck seinen Vorstoss mit dem
‘Nahlerfolg der Volkspartei und den von ihr vertretenen Volkswünschen.
in der Sitzung vom 24. Oktober 1918 reichten die vier Volkspartei-Abgeordneten
‘Beck, Wolfinger, Risch und Gassner; Sprenger war abwesend) einen offiziellen
Antrag auf «Einführung einer parlamentarischen (Volksmit-)Regierung» ein.” Die
Regierung hätte nach diesen Vorstellungen nur noch «im Einvernehmen mit der
Mehrheit des Landtages geführt werden» können.”
Als flankierende Massnahme und mit etwas marktschreierisch tönender Begleit-
musik druckten die 0. N. einen Artikel aus dem «Tagblatt der Stadt St. Gallen»
ab.” Darin wurde festgehalten, dass der Antrag Becks («ein Nachkomme der
freien Walser von Triesenberg») auf eine parlamentarische Regierung durch
„andesverweser Imhof schroff zurückgewiesen worden sei. Der Artikel schliesst
nit der Bemerkung: «Wie man sieht, hat der totgesagte Absolutismus eine neue,
yenn auch bescheidene Heimstätte gefunden im Ländchen Liechtenstein, dem
aeburtslande eines Peter Keiser(!)». Imhof hatte allerdings diesen Antrag auf
3twas ungeschickte Art zurückgewiesen, und weder eine «innere noch eine äus
sere Berechtigung der Anregung erkennen» können.®
75 ON. 43/1978,
76 ON. 43/1918.
77 ON. 45/1918.
78 ON. 45/1918.
79 ON. 45/1918.
30 So äusserte sich Imhof bereits in der Land-
tagssitzung vom 14. Oktober 1919. Siehe ON.
12/1978.