Volltext: Die Schlossabmachungen vom September 1920

1975 
Besuch des österreichischen Bun- 
deskanzlers Kreisky (6./7. Januar 
1975). Am Tisch sitzen (v. 1.) Re- 
gierungschef Dr. Walter Kieber, 
Bruno Kreisky, Botschafter Prinz 
Nikolaus von Liechtenstein, Vize- 
regierungschef Hans Brunhart 
und Botschafter Prinz Heinrich 
von Liechtenstein. 
Die Loslösung von Österreich 
Als Wilhelm Beck im Gefolge der Ereignisse des 7. November 1918 in den proviso- 
rischen Vollzugsausschuss, d. h. in die Übergangsregierung, gewählt wurde, vertrat 
er dort gemeinsam mit Martin Ritter die Auffassung, Liechtenstein Sei als SOUuve- 
räner Staat nicht mehr an Ausfuhreinschränkungen seitens Österreichs gebunden. 
Die liechtensteinische November-Regierung äusserte sogar grundsätzliche Zweifel, 
ob der Zollvertrag aufrecht erhalten werden könne. Als sicher erschien ihr, dass «in 
absehbarer Zeit» eine Neuregelung eintreten müsse. Weitere Unliebsamkeiten 
ergaben sich obendrein dadurch, dass Österreich mit den Zahlungen der Vergü- 
(ungsbeiträge aus den Zolleinnahmen in Rückstand geriet. 
Diese Folgen veranlassten Wilhelm Beck, in der Landtagssitzung vom 21. Januar 
1919 zu bemerken: «Wir werden nicht den Mittelmächten helfen müssen, die Schul- 
den zu zahlen. Sollen wir arm werden, obwohl wir ein neutrales, kleines Land 
sind?» Als in der Sitzung vom 14. Juni 1919 geäussert wurde, man sollte mit einer 
Veränderung des Zollvertrages zuwarten, bis die politische Lage sich beruhigt habe, 
trat Wilhelm Beck dieser Meinung energisch entgegen. Er forderte, es dürfe nicht 
mehr länger abgewartet werden. «Wir lassen grosse Zölle einziehen und wissen 
nicht, ob wir etwas bekommen», tadelte Beck und prophezeite gleichzeitig: «Mit 
unseren Banknoten können wir vielleicht noch die Lusthäuschen tapezieren». Er 
verlangte energisch, das Zollverhältnis mit Österreich müsse sofort aufgelöst wer- 
den. Im gleichen Votum kritisierte er «die hiesigen offiziellen Stellen», die betreffs 
Zollanschluss immer noch nach Österreich neigen würden. 
Um den politischen Druck noch zu verstärken, hielten Wilhelm Beck und Gustav 
Schädler öffentliche Vorträge über die Zollverhältnisse. In Balzers wurde nach 
einem Vortragsabend am 16. Juli 1919 eine Resolution verabschiedet. Darin wurde 
Wilhelm Beck beauftragt, die Wünsche des Volkes weiterzugeben. Unter anderem 
wurde verlangt, mit der Schweiz müsse «konferenziell verhandelt» werden. Die 
Friedensbedingungen, vor allem die Forderung nach Reparationen, riefen in Liech- 
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