Rebfläche Liechtensteins betrug 20 Hektaren. Die
Anbauerhebung 1950 ergab für Vaduz eine Gesamt-
fläche an Rebland von 25’724 Klaftern. Die Rebfläche
des Landes mass 42’706 Klafter.??7 1984 wird die Reb-
fläche der Gemeinde Vaduz mit 8,7 Hektaren (3,7
Hektar Domäne, 5 Hektar Privatbesitzer), 1990 mit
9,3 Hektaren beziffert.328
Eines der teuersten Rebareale der Welt
Der Vaduzer wächst heute wohl auf einem der teuer-
sten Rebareale der Welt. Als Bauland sind die Wein-
gärten in unserer Gemeinde viele Millionen Franken
wert. Dass die Rebfläche trotz dieses offensichtlichen
Verkaufsdruckes nicht mehr weiter zurückgegangen
ist, hängt im wesentlichen mit der Ortsplanung der
Gemeinde zusammen. 1981 wurde eine Rebzone ein-
geführt. In der Folge wurden bedeutende Rebareale
gegen entsprechende Abgeltung mit Bauverbot be-
legt. Nicht in erster Linie wirtschaftliche Beweg-
gründe haben zu diesem erheblichen Engagement
der öffentlichen Hand geführt, sondern es ging der
Gemeinde vor allem um die Pflege des Ortsbildes
und um die Erhaltung der alten Vaduzer Winzer-
tradition. Ein ansprechendes Ortsbild ist Teil der
Lebensqualität einer Gemeinde. Diesen Wert, der
sich nicht in Geld ausdrücken lässt, gilt es auch weiter
zu erhalten.
Rebbaukrise: ein Blick in die jüngere
Vergangenheit
Die verschiedenen neuen Krisenfaktoren
Um die Mitte der 1880er Jahre setzte in der ganzen
Region unvermittelt eine Krise ein. Der Rebbau
begann zurückzugehen. Zu diesem Einbruch im
Weinbau, der sich bis in die 1930er Jahre fortsetzte,
hatten verschiedene Faktoren zusammengewirkt:329
Nach 1880 verschlechterte sich das Klima. Ein all-
gemeiner Temperaturrückgang und nasskalte Witte-
rung führten zu einer Häufung von Missernten.330
Die Klimaverschlechterung begünstigte die Aus-
breitung von Rebkrankheiten. Gegen Ende der
1880er Jahre wurde zudem aus Amerika der Falsche
Mehltau (Peronospora) eingeschleppt. Und weitere
Schädlinge tauchten auf: das Oidium, der Trauben-
wickler, der Heuwurm und der Sauerwurm. Die
Schädlingsbekämpfung verursachte auch zusätzliche
Arbeit und höhere Kosten für neue Geräte (Spritzen)
und Chemikalien.
Steigende Löhne, bedingt durch bessere Verdienst-
möglichkeiten in Industrie und Gewerbe, und zusätz-
liche Zinsen für vermehrten Kapitaleinsatz führten zu
höheren Produktionskosten. Gleichzeitig bot sich ein
zünstiger Markt für Produkte der Viehwirtschaft
(Milch, Butter, Käse), was manchen Bauern zu einer
Umstellung seines Betriebs zur weniger aufwendigen
Grünlandwirtschaft mit Obstbaumzucht veranlasste.
47 LA RC 102/182, Oberamtliche Weinertragsberechnungen
1832-1847.
Ospelt, Wirtschaftsgeschichte, S. 171.
LLA RE 1865, Nr. 1184, von Hausen an Gemeindevorstehung
Vaduz, 17. Dezember 1865.
GAV Gemeinderatsprotokolle.
LLA RE 1868, Nr. 133, Dekret von Hausen an Gemeindevor-
stehung, 24. Februar 1868; LLA RE 1877, Nr. 465, von Hausen
an Gemeindevorstehung, 1. April 1877.
2 GAV Protokoll über die Bürgerversammlung vom 2. März 1990.
35 “Liechtensteiner Volksblatt”, Nr. 5, 1. Februar 1889, und Nr. 50,
13. Dezember 1889. — Mitteilungen des liechtensteinischen
{andwirtschaftlichen Vereins an seine Mitglieder, 1891, Nr. 1
and Nr. 5.
1896 ersuchte der Vorstand des landwirtschaftlichen Vereins die
Regierung um eine Richtigstellung der Daten im Steuer-
kataster, da “seit einer langen Reihe von Jahren in verschiede-
nen Lagen des Landes grössere Complexe von Weinbergen”
ausgerodet worden waren. (LLA RE 1896/ad Nr. 539, Eingabe
vom 22. April 1896)
LLA SF Akten Vermessungsamt.
GAV 3/14, Ausweis über bestehendes Weinbergareal in der
Gemeinde Vaduz, Mai 1927, — Die Daten wurden von der
Gemeindevorstehung im Auftrag der Regierung erhoben. Die
Zusammenstellung war Grundlage für die Subventionierung
der Schädlingsbekämpfung und erfasste ausschliesslich die als
Weinberge bearbeiteten Flächen.
Anbauerhebung vom 21. Juni 1950.
Ospelt, Ernst (Ms.).
In der Darstellung der allgemeinen Entwicklung folge ich Fach,
Nipp, Meier (Ms.), Schlegel und Zeller.
Zur Ertragsentwicklung in Vaduz vgl. oben S. 55-57 und An-
nang S. 100-110
204
325
9
27
28
29
38€