Zollschranken, die unser kleines Land bis 1852
rundum umgaben, hemmten des öftern den land-
wirtschaftlichen Export. So war 1819 die Weineinfuhr
nach Vorarlberg verboten und in der Folge mit ho-
hen Zöllen belastet worden. Liechtenstein geriet in
sine höchst unangenehme Lage, belegte doch die
Schweiz im Gegenzug die österreichischen Weine mit
hohen Importgebühren. Liechtenstein wurde dabei
von der Schweiz gleich behandelt wie Österreich. Das
Oberamt und der Fürst in Wien an höchster Stelle
bemühten sich um Zollerleichterungen. Der Liech-
tensteiner Wein vertrage keine Verzollung als Luxus-
artikel. Er sei vielmehr “ein ganz ordinärer Wein, vor-
züglich zur Mischung mit dem vorarlbergischen Wein
geeignet, wodurch letzterer haltbarer und lieblicher
wird”, heisst es in einer Intervention des Fürsten bei
der Hofkammer. Der liechtensteinische Wein habe
von jeher stärksten Absatz nach Vorarlberg gefunden,
“welches mit diesem und dem eigenen gute Geschäfte
nach Deutschland machte.”2®%9 Die liechtensteini-
schen Bemühungen fruchteten wenig. Erst nach
Abschluss des Zollvertrags mit Österreich im Jahr
1852 besserten sich die Ausfuhrbedingungen ent-
scheiden d.270
Vaduzer Wein auf Rheinflössen
Doch trotz Zollschranken fand der Vaduzer Wein
seine Kunden in der weiteren Region. So bestätigt
1819 ein gewisser von Moltzheim in St. Gallen dem
Landvogt in Vaduz, dass er den bestellten Wein rich-
tig erhalten habe. Er sei “mit dessen Qualität und
Preise, im Verhältnisse unserer Rheintaler sehr wohl
zufrieden”. Probleme und hohe Kosten hatte aller-
dings der Transport verursacht. Der Wein war näm-
lich “bis Rheineck zu Wasser” auf Rheinflössen
erfolgt, “wo alles nach Belieben davon sauft”. So gin-
gen vier Eimer Wein verloren, und der Schifflohn
war teurer als der Transport zu Lande. Inskünftig
werde er die Spedition besser besorgen lassen, meinte
der Kunde in St. Gallen.?71 Der Weintransport auf
dem Rhein spielte bis ins beginnende 19. Jahrhun-
dert eine grosse Rolle. Von der Rheinschiffahrt ist
auch das Recht des Freitrunks überliefert, wonach es
den Schiffsleuten erlaubt war, während der Fahrt aus
den Fässern zu “gügeln”.272
Weitere Absatzorte
{m Dezember 1819 lässt Josef Köberle in Wasserburg
ım Bodensee über den “Factor Schneider und Weiss”
in Fussach zwei leere Fässer nach Vaduz transportie-
‚en. Köberle ersucht den Landvogt, die Fässer ver-
schwellen zu lassen und sie mit Wein (52% Viertel
-oter “Bocker”) aufzufüllen, “wohl auf den Weg ver-
macht” und durch den gleichen Fuhrmann nach Fuss-
ach und von dort nach Lindau zu versenden.?73
Am 9. und 11. Oktober 1820 wurde aus dem Bock-
torkel Traubenmost und Sauser verkauft an den
Straussenwirt Haz in Wangen 100 Viertel, an den
Kreuzwirt Josef Gop in Frastanz 192 Viertel, an einen
gewissen Trexel in Tschagguns 72 Viertel, an den
Adlerwirt Bläuele in Rankweil 84 Viertel, an den be-
reits erwähnten Herrn Moltzheim in St. Gallen
56 Viertel 2 Mass und schliesslich an einen gewissen
Dr. Schneider ins Vorarlbergische 21 Viertel. Etwa
einen Monat später bezogen Wein der Kreuzwirt in
Frastanz 191 Viertel, der Hirschenwirt in Feldkirch
91 Viertel, der Straussenwirt in Wangen 100 Viertel,
Herr Trexel in Tschagguns 77 Viertel 1 Mass und der
Adlerwirt in Rankweil 76 Viertel.274
%0 Spahr.
%1 Ospelt, Wirtschaftsgeschichte, S. 239.
2 Vgl. oben S. 63-68.
%3 Ospelt, Wirtschaftsgeschichte, S. 175f.
%4 LUB 1/4, S. 329f.; Büchel (1906), S. 61
5 [LA Rentamtsakten 1835.
%6 JB Schuppler (1815), S. 237.
%7 Ospelt, Ernst (Ms.).
%8 LUB I/4, S. 349; Büchel (1906), S. 40.
%9 LLA RB R 3, fürstliche Adresse an Hofkammer, 17. März 1824.
70 Ospelt, Wirtschaftsgeschichte, S. 202-204,
7 LLA RB W 4, J.G. v. Moltzheim an Landvogt Schuppler,
29, Oktober 1819.
Leipold-Schneider, Gerda: Der Rhein als Verkehrsweg. In: Un-
ser Rheintal. 1996, S. 75—88.
LLA RB W 4, Schreiben Köberle an Landvogt Schuppler samt
Frachtbrief, Dezember 1819.
LLA RB W 4, Konsignation über den im Jahr 1820 im Bocktor-
zel gepressten “Bocker” und St. Wolfgangswein.
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