Der Weinausschank 1843
Betrachten wir abschliessend die zur Umgeldberech-
nung für das Jahr 1843 in den Liechtensteiner Gast-
stätten amtlich erfassten Getränke des Jahres 1843.22
Abgesetzt wurden damals 9 Eimer Balzner “Kretzer”,
15 Eimer 20 Mass roter und 32 Eimer weisser Tries-
ner, 213 Eimer Vaduzer “Kretzer”, 39 Eimer roter
und 88 Eimer weisser Vaduzer Landwein, 12 Eimer
St. Johanner, 185 Viertel 7 Mass roter und 13 Viertel
7 Mass weisser “Bocker”, 14 Eimer 40 Mass Schaaner
“Kretzer”, 1 Eimer 30 Mass roter und 44 Eimer
10 Mass weisser Schaaner, 15 Eimer 10 Mass Eschner-
berger “Kretzer”, 63 Eimer roter und 276 Eimer weis-
ser Eschnerberger sowie 101 Viertel 4 Mass Eschner-
berger Herrschaftswein. Aus dem Ausland stammten
9 Eimer 20 Mass “Kretzer”, 6 Eimer Maienfelder und
3 Eimer Muskateller, Der Mostkonsum schliesslich be-
trug 76 Eimer. Maurer Wein wurde 1843 keiner aus-
geschenkt, auch Bierausschank ist nicht verzeichnet.
Umgerechnet betrug der gesamte Weinausschank
1843 in Liechtenstein ungefähr 50’800 Liter. Davon
waren 14’600 Liter “Kretzer”, 9’900 Liter Rotwein
und 26’300 Liter Weisswein. Der Mostkonsum mit
insgesamt 4’300 Litern war verhältnismässig gering.
22’000 Liter oder 43,3 Prozent des in den Gasthäu-
sern des Landes ausgeschenkten Weines stammten
damals aus Vaduz!
Verzehrungssteuer
Durch den 1852 mit Österreich abgeschlossenen Zoll-
vertrag wurde das Umgeld aufgehoben. Liechtenstein
trat dem österreichischen System der Verzehrungs-
steuer bei. Der Verzehrungssteuer unterlagen Bier,
Wein, Obstmost, Fleisch und Schlachtvieh. Eine be-
stimmte Menge an Haustrunk und an Hausschlach-
tungen waren aber steuerfrei. Der Steuereinzug war
den österreichischen Finanzwachorganen (“Finan-
zern”) übertragen. Beim Steuereinzug sowie bei
Kontrollen kam es immer wieder zu Auseinander-
setzungen. Gross war die Verärgerung in der liechten-
steinischen Bevölkerung vor allem, als der Steuersatz
für einen Eimer Wein (56,59 Liter) einige Jahre spä-
ter von bisher 17 Kreuzer auf 87% Kreuzer öster-
ceichischer Währung erhöht und zudem ein Zuschlag
von 20 Prozent zur Bestreitung von Kriegskosten.ein-
gezogen wurde. Der Steuersatz für Obstmost betrug
neu 35 Kreuzer 226
Wein- und Obstkonsum
Interessant sind die Ergebnisse der 1859/60 ange-
stellten amtlichen Erhebungen “über den beiläufigen
jährlichen Ausschank und Verbrauch von Wein und
Obstmost”. Danach bestanden beim Wein- und Obst-
mostkonsum beträchtliche Unterschiede zwischen
den Gemeinden. In Vaduz wurde mit grossem
Abstand am meisten Wein und nur wenig Obstmost
konsumiert. Im Unterland war der Obstmostkonsum
wesentlich höher. Nachstehend die erhobenen Daten:
Wein Obstmost
(Eimer) (Eimer)
3alzers keine Angaben keine Angaben
Triesen 99% 50%
Triesenberg 28%
Vaduz 508%
Schaan 197%
Eschen 115
Mauren 118
Gamprin 67
Schellenberg 32
Ruggell ; 36
Dr
Der Ertrag der Verzehrungssteuer auf Wein betrug
1887 in allen Gemeinden zusammen 1’100 Gulden.
Davon entfielen auf Vaduz 292 Gulden. Diese Zahl
belegt, dass Vaduz als ausgesprochene Weinbau-
gemeinde eine Sonderstellung innehatte.
4 LLA Rentamtsakten, “Umgeld-Berechnung über das von sämt-
‘ichen Wirthen von der 1881-er Fechsung ausgeschänkte und
nebst die zum Ausschank noch eingeführte Getränk an Wein,
Obstmost, Bier und Brandwein für das Jahr 1832”.
25 LLA Rentamtsakten, Übersichtstabelle für das Jahr 1843.
2% Ospelt, Wirtschaftsgeschichte, S. 407f.; HALW 1859/Nr. 7036
und 1862/Nr. 6932: LLA RD 1862/3833 /9.