Volltext: Vaduzer Wein

29, Oktober 1959 
Vaduz. Die Weinernte 1959 in Zahlen 
Trotz Frühjahrsfrost und leichtem Hagel konnte Va- 
duz eine gute Mittelernte erzielen. Ausserdem war 
die Qualität ausgezeichnet, denn die erreichten 
Öchslegrade lagen im Durchschnitt bei 86 und stie- 
gen in bevorzugten Lagen noch deutlich darüber. Die 
Ernteergebnisse in Litern zeigen folgendes Bild: 
Winzergenossenschaft: 25’400 Liter (1958: 23’600 
Liter); Domäne: 12’400 Liter (1958: 8’900 Liter ).%3 
1960 
12. Januar 1960 
Geschichtliches über den Weinbau im 
Blickfeld der Gemeinden 
Das Schicksal des Weinbaues in unseren einzelnen 
Gemeinden war sehr wechselvoll. Die Nachfor- 
schungen in den einzelnen Gemeinden ergaben 
nicht nur interessante Einzelheiten, sondern brach- 
ten auch manche Klärung über die Gründe, warum 
in den einzelnen Gemeinden unseres Landes der 
Weinbau total ausstarb. 
Vaduz war dank seiner nach Süden gerichteten 
und sehr geschützten Lage immer die grösste 
Weinbaugemeinde des Landes. In früheren Jahren 
gab es hier Weinberge, die bis zur Talsohle reichten 
(Weinberge beim Hotel Löwen). Der höchstgelegene 
Weinberg war auf dem Schloss zu finden (Hunds- 
garten), und der nördlichst gelegene war ungefähr 
dort, wo das Schulhaus Ebenholz steht. In Vaduz ist 
das Rebgelände verhältnismässig am wenigsten ZzU- 
rückgegangen. Erfreulicherweise hängen die Winzer 
an ihren Reben und sind trotz der höchsten Ange- 
bote äusserst zurückhaltend. Bis zum Jahre 1920 wa- 
ren in Vaduz acht Torkel in Betrieb. Heute ist noch 
ein einziger aus früherer Zeit in Betrieb und zwar je 
ner im Roten Haus, während die anderen dem soge- 
nannten Fortschritt weichen mussten. Das meiste 
Traubengut wird seit kurzem im neu erbauten Torkel 
des fürstlichen Weinberges verarbeitet, der nach mo- 
dernsten Grundsätzen eingerichtet wurde und mit 
den alten herkömmlichen Torkeln nicht mehr vergli- 
chen werden kann. Die Elblingreben (weisse) sind bis 
zu einem verschwindenden Prozentsatz gänzlich ver- 
schwunden. Vom ganzen Rebbestand sind nun ca, 
zwei Drittel veredelt worden. Es dürfte nur noch we- 
nige Jahre dauern, bis der gesamte Bestand veredelt 
sein wird. — Das sogenannte Räuchern bei den 
Frühjahrsfrösten war ein altes Abwehrmittel und wird 
jetzt noch gehandhabt. Die Gemeinde stellte früher 
das Holz zur Verfügung und jeder Weinbauer war ver- 
pflichtet, dem Ausmass seiner Weinberge entspre- 
chend bei Frostgefahr ein Rauchfeuer zu unterhal- 
;en. Bei Nichtbefolgung dieser Vorschrift wurden 
strenge Strafen ausgefällt. Frühe Winter mit schweren 
Kälteeinbrüchen erschwerten den Weinbauern ihre 
Tätigkeit sehr. So wurde It. “Liechtensteiner Volks- 
olatt” vom 24. März 1880 das letzte Traubengut vom 
Herbst 1879 erst im März 1880 gepresst. Auch im 
Herbst 1879 brach die Kälte so früh ein, dass der 
Wein nur sehr langsam oder gar nicht gären konnte. 
Dieser wurde in einem kalten Torkel gelagert und 
blieb süss. Dabei wurde er in Bütten mit ca. 600 Liter 
Inhalt gut zugedeckt. Während man in verschiedenen 
Torkein praktisch vom Eis weg torkelte, wurde an- 
dernorts zugewartet, bis der Frühling kam und bei ge- 
steigerter Temperatur die Gärung vollendet wurde. 
Wie alte Winzer noch zu erzählen wussten, erhielt die- 
ser Wein eine helle schöne Farbe, und er hielt sich 
frisch und gesund. Es ist immerhin recht interessant 
zu wissen, dass das Traubengut trotz der Überwinte- 
rung keinen Schaden nahm. In diesem Zusammen- 
hang ist eine Notiz im “Liechtensteiner Volksblatt” 
vom 24. März 1880 interessant, die folgendes festhält: 
“Die Probe, dass der Wein ohne Schaden in strengen 
Wintern ungetorkelt erhalten werden kann, ist somit 
zemacht.” 
In das Jahr 1892 fällt auch die Gründung der Win- 
zergenossenschaft Vaduz. Bis zu deren Gründung war 
jeder Winzer Selbstverkäufer seines Weines, Dieser 
Genossenschaft traten die meisten Rebbauern sofort 
bei, und es zeigte sich, dass durch die gemeinsame 
Verwertung des Traubengutes die Weinpreise geho- 
ben werden konnten. Die Gründung dieser Genos- 
senschaft hat sich nachweisbar sehr segensreich für 
6A
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.