Volltext: Vaduzer Wein

schung (2 kg Kupfervitriol, mit 3 kg Soda vermischt 
auf 100 Lt.). Auch Kupfervitriol mit ungelöschtem 
Kalk fand allgemeine Anwendung. Im Jahre 1895 
stellte dann der schweizerische Chemiker Rudolf 
Maag in Dielsdorf, Zürich, die sogenannte Bordeaux- 
brühe (Pulverform) her, das an Ort und Stelle zube- 
reitet und angewendet werden konnte. Seither hat 
diese Firma an Bekämpfungsmitteln Hervorragendes 
hervorgebracht, und heute wird das bekannte Mittel 
“Kukaka” mit grossem Erfolg angewendet. — Seiner- 
zeit besassen meistens 2-3 Winzer zusammen eine 
Rebenspritze. Auch wurde in früherer Zeit mit Reis- 
besen und Maurerpinseln die Spritzarbeit verrichtet. 
Das sogenannte Rebenspritzen war damals bei den 
Weinbauern noch sehr verpönt, weil diese Arbeit ver- 
mehrten Zeitaufwand und Geldauslagen verursachte. 
Begreiflicherweise wurden daher damals noch nicht 
alle Rebberge behandelt, doch war der Erfolg bei 
den gut gespritzten Weinbergen so gross, dass sich 
schliesslich alle notgedrungen zur Bekämpfung be- 
reit fanden. Vor allem hielt bei den gespritzten Reben 
das Laub bedeutend länger, während es bei den an- 
deren schon im Nachsommer abfiel. Es gab damals 
Weinberge, die vom falschen Mehltau befallen wur- 
den und diese Krankheit bis zu 50% Verlust brachte. 
Dies hat sich auch heute noch nicht geändert. Früher 
begnügte man sich mit einer zweimaligen Spritzbe- 
handlung, und zwar mit einer Vor- und Nachblüten- 
bespritzung. Es bleibe dahingestellt, ob damals diese 
zweimalige Bespritzung ihren Zweck erfüllte. Heute 
jedoch kommt man mit einer 3 bis 5-maligen Behand- 
lung kaum mehr durch, wobei zu erwähnen ist, dass 
beispielsweise in anderen Weingegenden, wie im 
Südtirol, in Frankreich, aber auch in der Zürichsee- 
gegend 6—8-malige Behandlungen notwendig sind. 
Die Spritzmethoden haben in den letzten Jahren vor 
allem in technischer Hinsicht bedeutende Fort- 
schritte gemacht. In grösseren Betrieben wird die 
Motorspritze eingesetzt, die mit einer Leistung von 
1’500 —2’000 Liter pro Tag aufwarten kann. In gros- 
sen Weingegenden werden sogar schon Flugzeuge 
eingesetzt. 
Der echte Mehltau trat bei uns das erstemal im 
Jahre 1900 auf. Derselbe befällt hauptsächlich die 
Beeren in halbwüchsigem bis ausreifendem Zustand 
ınd braucht zur Entwicklung höhere Temperaturen 
als der falsche Mehltau. Befallen werden hauptsäch- 
uch die Reben an den Hauswänden, weniger die 
Trauben der offenen Weinberge, wobei in diesen die 
weissen Trauben (Elbling) stärker gefährdet sind. 
Bekämpft wird der echte Mehltau mit mehrmaligem 
Bestäuben von Schwefelpräparaten. Durch die fort- 
schreitende Entwicklung in der chemischen Industrie 
sind heute Präparate vorhanden, die eine gleichzei- 
tige Bekämpfung des falschen und des echten 
Mehltaus in einem Arbeitsgang zulassen. Bemerkens- 
wert ist, dass dem falschen Mehltau durch Besprit- 
zung nur vorgebeugt werden kann, während der 
echte Mehltau bei leichtem Befall noch wirksam be- 
«ämpft werden kann. Heute ist man soweit, dass die 
gefürchteten Mehltaukrankheiten der Reben bei 
richtiger Bekämpfung gebannt werden können. 
Jeder fortschrittliche Winzer weiss, dass bei richti- 
ger Anwendung der Spritzmittel der Weinberg vor 
diesen Krankheiten bewahrt werden kann. Rechtzei- 
üge und sachkundige Bekämpfung wird von Erfolg 
zekrönt sein, während Säumigkeit und unsachge- 
mässe Behandlung dem Winzer Ärger und grossen 
Schaden verursachen. F. V. 427 
13. Dezember 1955 
Winzer-Versammlung in Vaduz 
Am Sonntagnachmittag fand im Waldhotel in Vaduz 
eine sehr gut besuchte Versammlung der Mitglieder 
der Winzergenossenschaft Vaduz statt. Zunächst 
wurde der grössere Teil des Weinerlöses 1955 an die 
Mitglieder ausbezahlt. Nach freundlichen Begrüs- 
sungsworten des vieljährigen Obmannes Herrn fürstl. 
Rat Bernhard Risch fand eine wertvolle Aussprache 
über verschiedene Angelegenheiten des Weinbaues 
#3 LVolksblatt, 18. Oktober 1955, Nr. 117. 
24 [Volksblatt, 25. Oktober 1955, Nr. 120. 
25 [ Volksblatt, 27. Oktober 1955, Nr. 121. 
26 [ Volksblatt, 29. Oktober 1955, Nr. 122. 
27 Verling, Franz: Weinbauliches aus Vaduz, In: LVolksblatt, 
0. Dezember 1955. Nr. 138 
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