Parasiten befreien kann. Die befallenen Stockteile
sind abzuschneiden und zu verbrennen. Bei der
Ausdehnung, die diese Krankheit besonders in Vaduz
genommen hat, kann nur jahrelange sorgfältige Ar-
beit von Erfolg sein. Das Hängenlassen der befalle-
nen Weintrauben macht die fernere Bekämpfung un-
möglich; daher weg mit den kranken Trauben und
besonders auch mit den kranken Wintertrauben! Das
Einheimsen der gesunden Wintertrauben sollte man
allerdings auch den Eigentümern überlassen. Die Un-
sitte des sog. “Spiegelns” hat z. B. dieses Jahr dazu ge-
führt, dass Kinder die schon fast reifen Wintertrau-
ben radikal wegspiegelten; der Eigentümer, der sich
schon auf das Unikum einer zweiten Weinernte ge-
freut hatte, hatte den Ärger und das Nachsehen.1!7
Weinlese- und Torkelergebnis 1921118
Eingelieferte Trauben kg
Weinergebnis Liter
Ausbeute in Prozent
8’628
5’996
69.5
[9929
29. Juli 1922
Rebenkrankheiten
Indem sich in den Weinbergen jetzt schon sowohl der
falsche als auch der echte Mehltau ziemlich stark be-
merkbar machen, ist es im Interesse jedes Rebbesit-
zers geboten, denselben die grösste Aufmerksamkeit
zu schenken und das besonders bei der nun wieder
eingetretenen warmen Witterung,
Es wäre daher sehr zu empfehlen, die dritte, even-
tuell vierte Bespritzung mit Kupfervitriol unter Zusatz
von Schwefelkalkbrühe ungesäumt vorzunehmen. In
besonders gefährdeten Lagen dürfte auch eine inten-
sive Bestäubung mit Schwefelpulver zu raten sein.
In Vaduz sind unseres Wissens zu diesem Zweck zwei
grössere, praktische, sehr gut arbeitende Tragsprit-
zen, resp. Verstäuber, die nach Tunlichkeit gewiss
gerne zur Verfügung gestellt werden.
Bei dem heurigen reichen Traubenansatz dürfte
sich eine fleissige, zielbewusste Behandlung gewiss
lohnen. 119
11. Oktober 1922
Vaduz. Weinernteaussichten
Im allgemeinen ist eine leichte Mittelernte zu erwar-
ten. Traubenansatz, bezw. Behang sehr verschieden,
in einigen Lagen und besonders in gut gepflegten
Parzellen darf er als ziemlich gut bis gut taxiert wer
den. Es zeigt sich eben heuer wieder so recht die
Wichtigkeit und Dankbarkeit einer intensiven Pflege
unserer Reben in Düngung, Bearbeitung und Besprit-
zung.
Die Reife ist gut vorgeschritten und wird der
Wimmelt voraussichtlich anfangs nächster Woche
stattfinden können. Die Qualität verspricht eine recht
gute zu werden, besonders wenn sich Frau Sonne
nochmals entschliessen könnte, ihre Glut der Trau-
venglut noch auf ein paar Tage zu weihen, ihr freund-
lichstes Antlitz zu spiegeln im Glanz der edlen Wein-
und Freudenspenderin Traube. 129
Traubenlese
11. Oktober 1922
Noch einige Tage dürften uns trennen vom Tage der
Traubenlese. Wie wird sie ausfallen? Werden alle in
sie gehegte Hoffnungen erfüllt werden? Wohl kaum.
Der nasse Sommer, der nasskalte Herbst, sie haben
vieles von den Versprechungen des Frühlings zerstört.
Traubenlese, ein Tag der Freude, ein Zahltag für den
Winzer. Rastlose Arbeit vom Winter bis zum Herbst
ündet an diesem Tage ihren Lohn, in diesem oder je-
nem Sinne. Nicht verzagen, neues Arbeiten und
Hoffen ist bei uns Winzer-Los. Unsere Vorfahren ha-
ben es so gehalten, haben den Weinbau trotz Fehl-
und Missjahren gepflegt und hoch gehalten, der
Lohn blieb nicht aus. Nicht immer war er in klingen-
14 LVolksblatt, 4. Juni 1921, Nr. 44.
5 J Volksblatt, 1. Oktober 1921, Nr. 78.
1 LVolksblatt, 5. Oktober 1921, Nr. 79.
17 LVolksblatt, 16. November 1921, Nr. 90
"8 GAV, Signatur Nr. 725,
9 [Volksblatt, 22. Juli 1922, Nr. 58.
2% [Volksblatt, 11. Oktober 1922, Nr. 81.