24. Oktober 1894
Vaduz. Laut Beschluss der Traubenkommission wird
die hiesige Weinlese Montag den 29. ds. beginnen.
Die warme Witterung der letzten Wochen hat den
Reifegrad und den Zuckergehalt der Trauben wohl
noch bedeutend erhöht, so dass wir doch noch einen
guten Tropfen erwarten können.”
1895
5. Tuli 1895
Liechtensteinische Landesausstellung Vaduz
Aus dem Programm der liechtensteinischen Landes-
ausstellung, welche vom 29. September bis 15. Okto-
ber 1895 stattfand, kann folgendes entnommen wer-
den:
Landwirtschaftliche Produkte:
3. Erzeugnisse des Weinbaues, wie Traubenwein,
Branntwein. Ferner alle Weinbaugeräte.®
923. Oktober 1895
Vaduz. Die Weinlese hat in den letzten Tagen stattge-
funden. Die Quantität steht unter Mittel; die Qualität
aber ist eine vorzügliche und steht der besten dieses
Jahrhunderts noch voran.°
1896
98. Oktober 1896
Vaduz. Die Weinlese ist vorüber, die Quantität ist sehr
gering; die Qualität hingegen ziemlich besser als man
erwartete. 10
1897
99, Februar 1897
Vaduz. Rebbaukurs
Unser Weinbau ist derjenige landwirtschaftliche
Zweig, welcher seit einer langen Reihe von Jahren die
geringsten Erträgnisse abwirft.
Fröste und andere ungünstige Witterungsverhält-
nisse, Krankheiten und vielfach auch mangelhafte
Pflege der Reben sind wohl die Hauptursache, dass
wir in den letzten 12 Jahren nur eine einzige Voll-
arnte, grösstenteils aber nur geringe bis mittelmäs-
sige Erträgnisse verzeichnen konnten. Die natürliche
Folge hievon ist, dass Lust und Freude zum Rebbau
überhaupt vielfach geschwunden sind.
Namentlich wendet sich die jüngere Generation
andern, zur Zeit mehr lohnenden, Beschäftigungen
zu, so dass die Zahl wirklich tüchtiger und verständi-
ger Weinbergarbeiter von Jahr zu Jahr geringer wird.
Das ist aber ein Missstand, welcher unsern Rebbau
mit der Zeit dem vollständigen Ruin entgegenführen
würde, wenn nicht rechtzeitig genug auf Abhilfe ge-
sonnen wird.
Die Geschichte des Weinbaues weist, wie in andern
Gemeinden, so auch hier, nach, dass in jedem Jahr-
hundert kürzere oder längere Perioden eingetreten
sind, wo der Weinbau sehr schlechte Erträgnisse lie-
ferte und sogar in manchen Lagen ganz aufgegeben
wurde. Diesen Perioden folgten aber immer wieder
sessere Zeitabschnitte, wo der Weinbau sich zum be-
sten Zweige der Landwirtschaft aufgeschwungen hat.
Auch unsere jetzt lebende Generation hat in ihren
älteren Gliedern solche günstige Zeitabschnitte mit-
erlebt. Wir dürfen deshalb die Flinte nicht zu frühe in
das Korn werfen, sondern müssen an der Hoffnung
festhalten, dass wieder bessere Zeiten für den Wein-
5au kommen werden.
Der landwirtschaftliche Verein hat sich als der
natürliche Hüter der vaterländischen landwirtschaft-
lichen Interessen verpflichtet gefühlt, die Missstände,
welche unsern Rebbau bedrohen, scharf ins Auge
zu fassen und die Mittel zur Abhilfe, so viel in seinen
Kräften liegt, zu bieten. Ein Mittel zur Abhilfe
erblickte der Vereinsausschuss in der Veranstaltung
eines praktischen Rebbaukurses, in welchem junge,
tüchtige Arbeitskräfte für den Weinbau herangebildet
werden sollen.
Dieser Kurs wird alle Arbeiten umfassen, welche
zum Weinbau gehören und die sich hierzulande be-
währt haben. Diese Arbeiten sollen auch praktisch
unter sachverständiger Anleitung in einem für diesen
Zweck zur Verfügung gestellten Versuchsweinberg
ausgeführt werden.
Für die Anleitung der nötigen Arbeiten hat der
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