Die Geschichte des Weinbaus in Vaduz
Alois Ospelt
Einleitung
Der Ortsname Vaduz hat zwar mit Wasser zu tun.! Es
ist aber vor allem der Wein, der das wirtschaftliche
und gesellschaftliche Leben in Vaduz jahrhunderte-
lang in besonderem Mass bestimmt hat. Ihm gehört
daher auch ein gewichtiges Kapitel einer Vaduzer
Ortsgeschichte.
In diesem Beitrag sollen die Voraussetzungen des
lokalen Weinbaus dargelegt, die wichtigsten Ereig-
nisse und Fakten geschildert und dessen Spuren von
den Anfängen bis in unsere Zeit verfolgt werden. So
soll zusammen mit den anderen Beiträgen dieses
Buches ein abgerundetes Bild vom ehemaligen Wein-
bau in Vaduz entstehen. Was in jenen eingehend be-
handelt wird, soll in der geschichtlichen Übersicht
nur gestreift werden. Dies gilt vornehmlich für die
geologischen Verhältnisse und die Bodenbeschaffen-
heit, die Rebsorten, die Kulturmethoden und Anbau-
systeme, die Technik und Tradition des Torkelwesens
und der Traubenverarbeitung, die Weinbereitung
und Kellerwirtschaft sowie für die heutigen Probleme
und Perspektiven des Weinbaus in Vaduz. Auch die
jüngere Vergangenheit erfährt nur summarische
Behandlung, wird sie doch durch die Chronik der
Winzergenossenschaft weitgehend abgedeckt.
Der Beitrag ist eine Zusammenschau der vorhande-
aen einschlägigen Literatur, ergänzt von verschiede-
nen, aufgrund eigener Quellenstudien neu erarbeite-
Das erste Vaduzer Gemeindewappen, entworfen von Egon
Rheinberger (1870-1936), verliehen am 31. Juli 1932,
versinnbildlicht Schloss Vaduz und den Weinbau als
Wahrzeichen der Gemeinde. Auch die nicht ausgeführten
Entwürfe Rheinbergers enthalten Weinbaumotive.
“Original Wappenbrief und -entwürfe im Gemeindearchiv
Vaduz)
:;en Einzelheiten.* Vollständigkeit wurde dabei nicht
erreicht. Die vorhandenen historischen Quellen er-
lauben noch manche lohnende Detailstudie.? Auch
die gesammelten Daten im statistischen Anhang kön-
nen da und dort noch ergänzt werden.
Das Jubiläum der Winzergenossenschaft
Die Winzergenossenschaft Vaduz hat den Anstoss
für diese Publikation über den Weinbau gegeben.
Gedacht war an eine Jubiläumsschrift zum 100jähri-
gen Bestehen der Genossenschaft. Nun lässt sich aber
nicht eindeutig feststellen, wann sich die Vaduzer
Winzer genossenschaftlich vereinigt haben. Zumeist
wird die Gründung der Genossenschaft ins Jahr 1894
gesetzt.‘ Nach dem seit den 1930er Jahren verwende-
ten Briefkopf soll die Winzergenossenschaft jedoch
1895 gegründet worden sein.5
Wer hat nun recht? Diese Frage lässt sich nicht ein-
deutig klären. Vermutlich sprechen gute Gründe für
beide genannten Jahreszahlen. Schon etliche Jahre
vor 1894 dürften sich Vaduzer Winzer zusammenge-
schlossen haben, um gemeinsame Interessen zu ver-
treten. Es ging ihnen vor allem darum, die Weinlese
und die Verarbeitung des Traubenguts besser zu
regeln und den Absatz zu fördern. In den Jahren
1894 und 1895 wurde aus dem losen Zusammen-
schluss eine Genossenschaft, die sich erst 1902 eigene
Statuten gab.
Der geschilderte Sachverhalt lässt sich aus einem
Schriftwechsel von 1901/02 zwischen dem Volkswirt-
schaftsdepartement des Kantons St. Gallen und dem
fürstlichen Landesverweser von In der Maur entneh-
men. In St. Gallen war man “darauf aufmerksam ge
macht worden, dass im Fürstentum Liechtenstein,
vielleicht mit Sitz in Vaduz, eine Vereinigung von
Weinbauern bestehe, welche sich die gute Verwer-