Heute haben wir die Gewissheit, dass die Abbrucharbeiten der Jahre 1872 und
1874 bei weitem nicht alle Spuren der alten Florinskapelle und des dazugehöri-
gen Friedhofes verwischt haben. Einige der von Hofkaplan Johann Franz Fetz
und später auch von Egon Rheinberger angesprochenen „alten und ältesten
Grundmauern“? konnten zusammen mit einer grösseren Anzahl von Gräbern
in den Jahren 1992 bis 1995 archäologisch untersucht werden. Tiefbauarbeiten
südlich vor dem «Schädlerhaus» in der Florinsgasse machten Notgrabungen im
Bereich der ehemaligen Florinskapelle unumgänglich.‘ Es konnte dadurch die
endgültige Zerstörung bedeutender Überreste der Vorgängerbauten zur heuti-
gen Pfarrkirche St. Florin verhindert werden. Anlässlich früherer Tiefbauarbeiten
für Kanalisations- und Wasserleitungen sind an gleicher Stelle archäologische
Befunde ohne Dokumentation aus dem Boden gebrochen worden.‘*
Die archäologischen Untersuchungen der Jahre 1992 bis 1995 haben neue
Erkenntnisse zur Baugeschichte der Florinskapelle und somit auch wichtige
Ergänzungen zur Geschichte der Gemeinde Vaduz und ihrer Pfarrei erbracht."
Die ältesten datierbaren Funde weisen auf eine menschliche Begehung oder
Besiedlung des Gebietes zwischen dem «Rheinbergerhaus» und der heutigen
Pfarrkirche St. Florin in römischer und prähistorischer Zeit hin.
Nach abschliessender zeichnerischer und fotografischer Dokumentation sämtli
cher Befunde (Baureste, Stratigraphie, Gräber...) wurden die freigelegten Über
reste der Vorgängerbauten zur heutigen Pfarrkirche St. Florin vorsichtig wieder
Florinskapelle: Erster Sakralbau. Blick gegen
die Nordwand der Krypta mit ursprünglicher
Lichtscharte (Bildmitte) und Eingangspartie
(linke Bildhälfte).
12 Fetz (1882), S. 323.
13 Zwischenberichte über erste Grabungser-
gebnisse bei Frommelt (1992/1), From-
melt (1992/2), Frommelt (1993/1), From-
melt (1993/2) und Frommelt (1994).
14 Über den Fund eines Priestergrabes anläs-
slich des Strassenbaus in der Florinsgasse
im Jahre 1963: Ospelt (1973), S. 42.
*5 Die Auswertungen sind im Gange. Die
Publikation der Ausgrabungsergebnisse
wird im Jahrbuch des Historischen Ver-
eins für das Fürstentum Liechtenstein
erscheinen.