Neben der Gesamtausgabe, die von namhaften Musikwissenschaftlern mit-
getragen wird, und der Initiierung und Betreuung von wissenschaftlichen
Arbeiten besitzen die Einzelausgaben der Werke Rheinbergers und die Edi-
tion der Aufführungsmaterialien grosses Gewicht. Nur durch diese ist es
möglich, diese Kompositionen wirklich zu verbreiten. Erfolge sind auch hier
sichtbar; so ist z. B. das Studium der Orgelsonate in H-Dur am Konservatori-
um in Tokyo für angehende Organisten Pflicht, und beim Orgelwettbewerb
1996 in der Thomaskirche in Leipzig werden erstmals drei Sonaten von Josef
Rheinberger in das Prüfungsprogramm einbezogen.
Für die genannten Aktivitäten steht der gesamte Bestand des Archivs zur
Verfügung, dessen Basis heute noch zum grössten Teil der Erwerb von Erst-
drucken aus dem Jahre 1944 und die Leihgaben aus dem Familienbesitz
Rheinberger bilden. Diese sind — nebst den weiteren Ankäufen, vor allem
Neuausgaben — in Stahlschränken in Rheinbergers Geburtshaus untergebracht
und systematisch geordnet; die Briefe und anderen Dokumente sind nach
Absendern und Empfänger geordnet in säurefreien Sichtmappen aufbewahrt.
Um die Originale zu schonen, werden für die Durchsicht oder das Studium
seit längerer Zeit keine Originale mehr benutzt, sondern von den Noten
ausschliesslich Papierkopien, die nach Opuszahlen geordnet sind. Sollten im
Handel nicht mehr erhältliche Werke gewünscht werden, so werden ausschliesslich
Papierkopien erstellt. Auch die Originale der Briefe und Dokumente bleiben
in der Regel unter Verschluss. Da die biographischen Zeugnisse aufgearbeitet
sind und alle wichtigen Dokumente in einer neunbändigen Edition gedruckt
vorliegen, ist der Rückgriff auf die Originale kaum mehr notwendig.
Allerdings werden jene Interessierten, die sich mit der Biographie Josef
Rheinbergers intensiver beschäftigen wollen, mit den Beständen des Archivs
allein nicht auskommen. Da der gesamte musikalische Nachlass des Kompo-
nisten gemäss seinem Testament in die Bayerische Staatsbibliothek in Mün-
chen gelangte — es handelt sich dabei um praktisch sämtliche Notenmanuskripte,
Geschäftsbriefe, die Brief- und Tagebücher seiner Gattin usw. — ist diese
Institution ein wichtiger Partner des Josef Rheinberger-Archivs, nicht zuletzt
auch im Hinblick auf die Gesamtausgabe der Werke Rheinbergers. Ein weite-
res Sammelgebiet des Josef Rheinberger-Archivs sind Tonträger mit Werken
des Komponisten. Da keine eigene Abhöranlage zur Verfügung steht, ist die
Sammlung von Schallplatten, Musikkassetten und Compact Discs der am
wenigsten benutzte Teil, obwohl praktisch sämtliche Aufnahmen mit Musik