liche Verdienstmöglichkeiten. Für Landwirte, die sich Last- und Zugtiere
leisten konnten, bestand die Möglichkeit, sich als Säumer und Fuhrleute einen
guten Nebenverdienst zu erwirtschaften. Das Rodwesen ging dabei vom Prin-
zip aus, dass diejenigen Landwirte eines Dorfes oder Bezirks, die für
den Transithandel Transporte übernahmen, in einer festgesetzten Rod (d. h.
Reihe) zu dieser Tätigkeit aufgeboten wurden. In einem bestimmten Zeitraum
(zum Beispiel in einem Jahr) konnte jeder nur einmal für solche Transporte
aufgeboten werden. Eine speziell dafür eingesetzte Amtsperson (der Teiler,
Faktor oder Hausmeister) rief die Säumer und Fuhrleute zum Warentransport
auf, und diese Amtsperson zahlte diesen nach geleisteter Arbeit auch den
Lohn aus. Derselbe Beamte beaufsichtigte in der Regel auch das Lagerhaus,
die sogenannte Zuschg (in der Schweiz auch «Sust» genannt). Dort mussten
die Transporteure die für sie bestimmten Waren auch abholen. Die Distanz
zwischen zwei Lagerhäusern markierte dabei im Rodverkehr den Umfang
einer Etappe, die von einem Rodfuhrmann auch in der Regel zurückgelegt
werden musste, Eine Zuschg (mit Umladestation) stellte somit die Grenze
zwischen zwei Rodbezirken dar.
Im Gebiet des heutigen Fürstentums Liechtenstein gab es in allen an der
Transitstrasse gelegenen Ortschaften diese Zuschgen, die aber vielfach für
den lokalen Verkehr dienten. Im überregionalen Durchgangsverkehr hatte
wohl die Ortschaft Balzers am meisten Bedeutung als Umladestation. Später
wurden (teilweise im Widerspruch zu den geltenden Rodordnungen) in Schaan
und. in Nendeln ebenfalls Umladestationen eingerichtet. Balzers hatte zudem
im späten 18, Jahrhundert die höchste Wirtshausdichte aller liechtensteini-
schen Gemeinden. Die Balzner Wirtshäuser («Post», «Engel», «Adler» und
«Hirschen») lieferten damals teils hohe Umgeldbeträge ab — ein Hinweis auf
einen guten Geschäftsgang, den sie vermutlich grösstenteils den durch-
passierenden Fuhrleuten verdankten. Eindeutige Profiteure des Durchgangs-
verkehrs waren aber auch die ebenfalls an der Landstrasse gelegenen Wirts-
häuser «Sonne» in Triesen, «Adler» (Zollstation!), «Engel» und «Löwen» in
Vaduz, das heute verschwundene «Kreuz» in Schaan, sowie die Wirtshäuser
«Engel» und (in kleinerem Ausmass) «Löwen» in Nendeln. (Später, um 1835,
gesellte sich zu diesen Wirtshäusern neu der «Alte Zoll» in Schaanwald.)
Der Rodverkehr konnte aber nur dann erfolgreich bestehen, solange Transit-
güter das Land passierten. Deshalb war das Oberamt in Vaduz auch stets
darauf bedacht, die Zolltarife möglichst niedrig zu halten. Ebenso befahl das
so