TONI BANZER
Die Materialsammlung des Liechtensteiner Namen-
buches als Quelle für die historische Forschung
Viele von Ihnen werden noch nie etwas vom Liechtensteiner Namenbuch
gehört haben, so dass ich dieses Unternehmen vorerst kurz vorstellen möchte.
Das Liechtensteiner Namenbuch ist ein wissenschaftliches Projekt des Histo-
rischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, das seit 1981 besteht und
dessen Fortbestehen vorläufig bis Ende 1996 gesichert ist. Ziel des Projektes
ist es, die Flur- und Personennamen des Landes synchron und diachron zu
sammeln, sprachlich zu erklären und kulturgeschichtlich auszuwerten. Als
Flurnamen sind zu verstehen: die Namen von Wiesen und Feldern, von Ber-
gen, Alpen und Wäldern sowie von Gewässern, Strassen und Wegen, also kurz
gesagt: die Namen von Örtlichkeiten ganz allgemein, eben von Fluren. Unter
Personennamen subsummieren sich: Rufnamen, Familiennamen, Sippschafts-
oder Hausnamen sowie kollektive und individuelle Übernamen, bzw. Spitzna-
men, Alle diese Arten von Namen sind der Forschungsgegenstand unseres
Projektes. Noch bis Ende 1996 laufen die Arbeiten zur Vollendung des Flurnamen-
buches, danach ab 1997 soll die Drucklegung erfolgen und falls die Politiker
dann noch Geld für uns übrig haben, gedenken wir parallel dazu den Projekt-
teil Personennamenbuch in Angriff zu nehmen.
Als ich angefragt wurde, einen Beitrag zur heutigen Tagung beizusteuern, habe
ich ziemlich bereitwillig zugesagt und mir gedacht, dass das Liechtensteiner
Namenbuch und die dazugehörige Materialsammlung für Historiker allemal
von Interesse sein würde, ja sogar auf jedem Historiker-Schreibtisch stehen
müsse. Allerdings muss ich zugestehen, dass dies mehr Wunschdenken und
ideelle Überzeugung als Wissen ist, denn es ist wohl so, dass es weitgehend von
der freiwilligen Bereitschaft jedes einzelnen abhängt, bei seiner Arbeit manch-
mal einen Blick über die Grenzen der eigenen Disziplin hinaus zu wagen. Aus
diesem Grund spricht mein Referat vor allem von Möglichkeiten.
Die Namenforschung kann den Geschichtswissenschaften nur dann von Nut-
zen sein, wenn der Kontakt zu ihr gesucht wird. Ohne diesen Kontakt sind
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