Problematische Finanzierung
Die Finanzierung des neuen Wasserversorgungspro-
jekts war für die Gemeinde keine leichte Aufgabe.
Noch im Sommer 1929 wollte der Gemeindevorsteher
das Projekt aus Kostengründen zurückstellen. Dann
ging man angesichts der Dringlichkeit des Ausbaus
der Versorgung doch an die Realisierung.
Vorsteher Bernhard Risch sprach beim Regierungs-
chef vor. Es ging ihm um die Beschaffung von Geld:
mitteln für die anstehenden Gemeindeprojekte: den
Ausbau des Spitals im Bürgerheim, die Errichtung
einer Verbindungsstrasse vom Altabach in die Schloss-
strasse und um die Malbunwasserleitung. Für die drei
Projekte wurden annähernd 400’000 Franken be-
nötigt. Die Gemeinde hatte 1930 rund 90’000 Franken
Einnahmen aus Steuern und Umlagen sowie Hypo-
‘hekarschulden von 36’000 Franken.
Der Regierungschef gelangte darauf an die fürst
liche Kabinettskanzlei in Wien. Er wollte den günstig-
sten Zeitpunkt erfahren, “um bei Seiner Durchlaucht
anzuklopfen”, deren Wohltätigkeit angesichts der Vadu-
zer Projekte “keine Grenzen gesetzt” seien.
{m Frühjahr 1930 reichte die Gemeinde mit Emp-
fehlung der Regierung ein Bittgesuch beim Fürsten
ein. Am 17. April kam der günstige Bescheid aus Wien:
Der Landesfürst stellte für die Wasserversorgung einen
Beitrag von 70’000 Franken in Aussicht, wenn das
Schloss, das Absteigequartier sowie das alte und neue
Forsthaus unentgeltlich beliefert würden.
Die Gemeinde gelangte auch an den Landtag und
ersuchte um die Zusicherung einer Landessubvention
von 30 Prozent der Gesamtkosten. In ihrem Gesuch
wies die Gemeinde darauf hin, dass “von der guten
Lösung der Wasserversorgungsfrage zu einem beträcht-
lichen Teile die weitere Entwicklung der Gemeinde
und der Zuzug fremder kapitalkräftiger Leute, die
auch für den Staat eine gute Steuerquelle bilden, ab-
hängt”. Der Landtag bewilligte am 15. Mai einen Bei-
Vorsteher Bernhard Risch
trag von 50’000 Franken. Vorsteher Ludwig Ospelt
richtete ein Dankschreiben an die Regierung, in dem
er nicht verhehlte, dass die Gemeinde einen etwas
höheren Beitrag erwartet hätte. “Alles, was Vaduz im
fortschrittlichen Sinne leistet, liegt nicht zuletzt im
interesse des Landes”, meinte der Vorsteher.
Um zusätzliche Mittel zu beschaffen, bat die Ge-
meinde auch Spencer Freeman um eine Unterstüt-
zung. Freeman betrieb damals im Gasthof Adler, spä-
(er im eigens errichteten “Engländerbau”, ein Lotterie-
unternehmen. Von Freeman kam ein abschlägiger Be-
scheid. Die Regierung habe ihm “sehr schwere Bedin-
gungen auferlegt”. Er müsse jedes Jahr 50’°000 Fran-
ken “zu Gunsten der Gemeinden, der Wohltätigkeit
und der allgemeinen Wohlfahrt” bezahlen. Mehr könne
er nicht tun.