Vatikan, was ein Hinweis darauf sein könnte, daß Luca Penni sich auch von Bildern, die er selbst im
Original gesehen hatte, inspirieren ließ und nicht nur nach anderen Quellen arbeitete.
Es gibt eine zweite Version des Stichs vom Triumph Scipios, die entweder von Marco Dente (gest.
1527) oder Agostino Veneziano (1490-1540) stammt (Bartsch, Bd. 14, Pkt. 1 [1867], S. 172, Nr.
212, oder 7Zhe Illustrated Bartsch, Bd. 26 [1978], S. 211). Sie ist fast identisch mit der Fassung von
Marcantonio Raimondi, nur spiegelverkehrt. Wahrscheinlich diente sie in der zweiten Hälfte des
sechzehnten Jahrhunderts mehreren Emailkunsthandwerkern in Limoges als Modell. Eine Tafel im
Louvre, die Pierre Penicaud (tätig 1555-1590) zugeschrieben wird, verwendet die spiegelverkehrte
Darstellung des Reiters von Marcantonio (Marques de Vasselot 1914, S. 90, Nr. 505, Abb. XLID).
Eine weitere Plakette, die auf demselben Bild basiert, stammt von Meister K. I. P. (tätig Mitte des
16. Jahrhunderts) und befindet sich gegenwärtig in der Walters Art Gallery in Baltimore (Verdier
1967, S. 143-144, Nr. 72). Der Schmuck des Pferdes auf dieser Tafel trägt die Inschrift “Hector”,
ein Umstand, der auf die bewußte Entlehnung der Scipio-Africanus-Ikonographie für die Symbolik
des Trojanischen Krieges schließen läßt.
Die Rückseite der Liechtensteiner Plakette, mit durchsichtigem Gegenemail überzogen, trägt das
Etikett: No. 215 [Tablau Appertinent au Prin]ce Joseph [Wenceslau de L]ichtenstein.
Clare Vincent
LITERATUR: Leber 1856, Bd. 1, S. 174; Falke 1882, Bd. 3, S. 168; Kat. 1931, S. XVI; Wilhelm 1976, S. 121.
50
Pierre Courteys
Frankreich, tätig 1544-1581, gest. vor 1591
DAS TROJANISCHE PFERD
Frankreich (Limoges), Mitte des 16. Jahrhunderts
Email, teilweise vergoldet, auf Kupfer; 43 x 54 cm
Signiert (in Gold, unten Mitte): P CORTEYS
Liechtenstein Inv. Nr. 224
[m fünften Buch seines Romans über den Trojanischen Krieg berichtet der Chronist Dyktys von
Knossos, daß die Trojaner das hölzerne Pferd von den Griechen annahmen, da sie dachten, es sei ein
heiliges Friedensopfer für die Göttin Athene. Die Trojaner verließen die sichere Stadt hinter den
Mauern, um es zu begrüßen, mußten aber erkennen, daß das Pferd nicht durch die Stadttore paßte.
Alle Vorsicht außer Acht lassend, begannen sie, die Stadtmauern niederzureißen und erreichten
damit, was die Griechen mit ihrer jahrelangen Belagerung Trojas nicht geschafft hatten.
Courteys Trojanisches Pferd ist, wie die ersten drei Emailwerke, eine fast exakte Kopie einer
Radierung Jean Mignons (Bartsch, Bd. 16, Pkt. 2 [1876], S. 394, Nr. 45, oder 7he Illustrated
Bartsch, Bd. 33 [1979], S. 321; Zerner 1969, S. 26-28, Abb. J.M. 44). Mignons Druck, wie die
anderen fünf Teile seines Zyklus des Trojanischen Krieges, lag eine Zeichnung Luca Pennis, heute im
Louvre (Inv. Nr. 1399), zugrunde, eine Abbildung von Pennis Zeichnung befindet sich in Dimier
(1904, Abb. gegenüber S. 116).