50a-50c
Zweiunddreißig Porzellangegenstände, in vergoldete Bronze gefaßt
EIN PAAR ZYLINDRISCHE VASEN
Übergangszeit; Fassungen möglicherweise aus Wien, ca. 1760-1770
Höhe 54 cm
Liechtenstein Inv. Nr. 1358a,‚b
EIN PAAR ZYLINDRISCHE VASEN
Übergangszeit; Fassungen möglicherweise aus Wien, ca. 1760-1770
Höhe 59,7 cm
Liechtenstein Inv. Nr. 1358c,d
VIER ZYLINDRISCHE VASEN ALS VIERARMIGER LEUCHTER
Übergangsperiode; Fassungen möglicherweise aus Wien, ca. 1760-1770
Höhe 47 cm
Liechtenstein Inv. Nr. 2012-2013, 2018-2019
Die Fassungen der Porzellangegenstände werden mit den beiden Perioden in Verbindung gebracht, in
denen eine solche Praxis hoch in Mode war: Das erste Viertel des achtzehnten Jahrhunderts, als
Paläste mit blau-weißem Porzellan, das von den Niederländern nach Europa gebracht worden waren,
gefüllt wurden, und das dritte Viertel desselben Jahrhunderts, als der französische Geschmack und
die Fertigkeiten der Pariser bronziers einen großen Einfluß ausübten.
Blau-weiße Porzellangegenstände aus dieser Zeit (1620-1683) finden sich in beiden Kategorien.
Wahrscheinlich wurden sie alle zum selben Zeitpunkt erworben und erhielten erst nachträglich - zu
verschiedenen Zeitpunkten - Fassungen. Zu den späteren Hinzufügungen gehören die ko und
blaßgrünen Stücke aus der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts, die bei den Franzosen als Träger
ihrer hervorragenden Fassungen so beliebt waren. :
Obwohl die Fassungen beider Perioden im französischen Stil sind, wurden sie doch wahrscheinlich in
Wien angefertigt. Das Porzellan kam über Prag aus Amsterdam oder Ostende, nicht aus Paris. Die
Blütezeit für den Handel mit orientalischem Porzellan in Wien war wahrscheinlich der Zeitraum
zwischen 1722 und 1731, als die Ostende Gesellschaft von Karl IV., ein multinationales
Konglomerat privater Händler, ihre Geschäfte tätigte. Auch wenn nicht viel über Wiener
Bronzekunsthandwerker bekannt ist, so ist doch anzunehmen, daß zumindest eine bescheidene
Industrie bestand, deren Existenz für die zweite Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts auch belegt ist.
1770 lieferte der Goldschmied Anton Domanöck (1713-1779) den Stahl und die Fassungen aus
vergoldeter Bronze für einen gueridon, einen kleinen runden Tisch mit einem Bein, den sein Sohn im
selben Jahr Marie-Antoinette in Versailles überbrachte. Domanöcks Sohn sollte ebenfalls die Technik
der Bronze-Vergoldung während seines Aufenthalts in Paris lernen (Baulez 1978, S. 367; Thieme-
Becker, Bd. 9 [1913], S. 397). Eine Stahlurne von Domanöck aus dem Jahre 1770 weist einige
stilistische Eigenheiten auf, die in den späteren Fassungen dieser Porzellanstücke wiederzufinden sind
(Leisching 1912, S. 557). Zehn Jahre später, 1780, signiert Ignaz Joseph Würth, ein Mitglied einer
prominenten Wiener Goldschmiedfamilie, die vergoldete Bronzefassung zweier Urnen aus
versteinertem Holz, die Kaiser Joseph II. seiner Schwester Marie-Antoinette in Paris schickte
(Baulez 1978, S. 368).